Eine evangelische Kirche in Berlin integriert ein muslimisches Grabfeld und schafft so einen interreligiösen Friedhof. Damit reagiert die Kirche auf den erhöhten Bedarf nach islamischen Bestattungsmöglichkeiten in Berlin.
Immer mehr Muslime in Deutschland ziehen ein Begräbnis hier im Land vor, statt wie ihre Vorfahren in den Heimatländern ihrer Eltern bestattet zu werden. Nachdem die Bestattung nach islamischen Richtlinien ohne Sargzwang in vielen Bundesländern erlaubt wurde, fordern nun muslimische Vertreter und Religionsgemeinschaften auch Grabstellen und Friedhöfe für Muslime.
In Berlin gibt es zwar bereits muslimische Grabfelder am Columbiadamm an der Sehitlik-Moschee. Diese reichen jedoch nicht mehr aus um den Bedarf zu decken. In Berlin-Schöneberg stellt daher die evangelische Zwölf-Apostel-Gemeinde knapp 350 Grabstellen für Muslime bereit. Am Mittwoch (10.06.2015) wurde das Grabfeld eröffnet. Damit wurde der erste interreligiöse Friedhof in Berlin gegründet.
Der muslimische Bestatter Işıkali Karayel begrüßt dieses Angebot „Alle reden über muslimische Bestattung, aber keiner kümmert sich eigentlich so richtig darum“, so Karayel. Seit längeren schon bemüht er sich durch Gespräche und Verhandlungen mit Friedhofsverwaltungen um muslimische Grabfelder in Berlin. Bisher jedoch mit wenig Erfolg. Die Nachfrage nach muslimischen Grabfelder in Berlin steige stetig an. Umso erfreulicher sei nun die Übereinkunft mit der Zwölf-Apostel-Gemeinde in Schöneberg ein muslimisches Grabfeld in dem bisher nur christlichen Friedhof zu integrieren.
Die Zwölf-Apostel-Gemeinde betrachtet die Errichtung des Gräberfeldes als konsequente Fortsetzung ihrer Dialogarbeit mit Muslimen. Die Gemeinde pflege schon seit langem rege Beziehungen zur benachbarten Moschee-Gemeinden, kommentiert Pfarrer Burkhard Bornemann. Das Thema Bestattung sei ein guter Ansatz für den interreligiösen Dialog, auch wenn es Unterschiede gibt in den Bestattungsritualen.“Wir arbeiten hier auch an theologischen Feldern der Stellung des Propheten Mohammed auch im Christentum oder die Geburtsgeschichten Jesu in der Bibel und im Koran. Da haben wir Begegnungsmöglichkeiten, die viel kontroverser sind als die Frage der Beisetzung“, so der Pfarrer
Für die Zukunft wünschen sich Muslime jedoch auch eigene Friedhöfe, in der Nähe von Moscheen um die Organisation und Durchführung des Totengebets zu vereinfachen. Da ergeben sich bisweilen auch Schwierigkeiten in gemischt-religiösen Friedhöfen.