München

Erstes Pflegeheim für Muslime

In München eröffnete das erste Pflegeheim einen Wohnbereich speziell für Muslime. Dadurch soll den spezifischen religiösen und kulturellen Bedürfnissen von pflegebedürftigen Muslimen Sorge getragen werden.

13
06
2015
0

In München eröffnet erstmals ein Pflegeheim einen Bereich für Muslime. Im Hans-Sieber-Haus des städtischen Altenheimträgers Münchenstift sollen künftig auch Muslime betreut werden. Hierfür wurde eigens ein Bereich eingerichtet um den spezifischen Bedürfnissen von muslimischen Patienten und Bewohnern gerecht zu werden. Es wurde ein Gebetsraum eingerichtet mit inklusivem Badezimmer. Das Badezimmer enthält behindertengerechte Waschmöglichkeiten, damit die muslimischen Bewohner ihre Gebetswaschung problemlos vollziehen können. Die Küche wurde umgebaut und das Küchenpersonal geschult, damit auch halale Speisen täglich angeboten werden, die nicht nur den religiösen Vorschriften für Muslime entsprechen, sondern auch den kulturellen Gewohnheiten der Bewohner angepasst werden.

Münchenstift Chef Siegfried Benker, der früher als Stadtratsfraktionschef der Grünen die interkulturelle Öffnung der Altenpflege forderte, zeigt sich erfreut über diese Entwicklung: Damit sei das Pflegeheim dem „Bundesweiten Tag der Vielfalt“ gerecht geworden, der bewusst als Termin für die Eröffnung des neuen muslimischen Bereiches ausgewählt wurde. Muslime sollen durch ihren eigenen Bereich jedoch nicht vom restlichen Pflegeheim separiert werden. Vielmehr wolle man eine Integration des muslimischen Bereiches in das restliche Pflegeheim bewirken. „Wir wollen keine abgeschottete Sondersituation schaffen,“ so Benker. Das gesamte Pflegeheim profitiere schließlich von der neuen Vielfalt und dem kulturellen und religiösen Austausch. So wurde beispielsweise das Fernseh-Angebot um 100 weitere. unter anderem internationale Sender erweitert oder auch der Literatur- und Pressebestand aufgestockt. Ein gemütlicher Teeraum ist entstanden, wo sowohl die muslimischen als auch die nicht-muslimischen Bewohner bei einem orientalischen Tee zusammenkommen können.

Die Nachfrage an dem neuen Angebot fällt jedoch auf muslimischer Seite noch sehr gering aus, was Benker bedauert. Bis jetzt zählt das Pflegeheim nur zwei muslimische Bewohner. Benker zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass der Bedarf steigen wird. Er glaubt an das Konzept und hält das Angebot für sehr wichtig. Mit dem neuen Münchenstift-Angebot „reagieren wir darauf, dass die sogenannte Gastarbeitergeneration in ein pflegebedürftiges Alter gekommen ist“, begründet Benker das Konzept. „Auch wenn viele muslimische Familien noch hoffen, die Pflege ihrer Senioren im Familienverbund zu schaffen, wird immer deutlicher, dass dies viele nicht mehr schaffen können.“ Im Hans-Sieber-Haus soll sich deshalb jeder willkommen fühlen. Dafür wird gesorgt. Von den 215 Beschäftigten im Hans-Sieber-Haus haben 60 Prozent einen Migrationshintergrund, sie kommen aus 32 verschiedenen Ländern und erhalten regelmäßig Schulungen zur kultursensiblen Pflege.