Wissenschaftler

Ramadan wichtig für Identität deutscher Muslime

Der Islamwissenschaftler Thomas Bauer sagt, dass der Ramadan ein wichtiges Identitätsmerkmal für Muslime sei. Gleichzeitig sei ein Rückgang an Spiritualität zu beobachten.

21
06
2015
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Nach Einschätzung des Islamwissenschaftlers Thomas Bauer wird der muslimische Fastenmonat Ramadan in Deutschland heute intensiver gelebt als vor einigen Jahrzehnten. „Der Ramadan ist ein wichtiges Identitätsmerkmal, das vielleicht vor 30 Jahren nicht so wichtig war“, sagte der Münsteraner Wissenschaftler am Sonntag im Deutschlandfunk. Eine Abgrenzung gegenüber der restlichen Gesellschaft bedeute dies aber nicht: „Wenn man zu seinem So-Sein stehen kann, kann man dem Anderen auch eher gleichberechtigt entgegentreten.“

Zugleich sei im Islam, ähnlich wie in anderen Religionen, ein Rückgang an Spiritualität zu beobachten, so Bauer. Früher habe das Fasten im Ramadan stärker der Besinnung gedient, heute gehe es mehr um Erlaubt-Verboten-Regeln. „Die Spiritualität weicht der Oberflächlichkeit.“

Der wichtigste Unterschied zwischen muslimischem und christlichem Fasten sei die andere Zeiteinteilung: Im Ramadan darf von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang keine Nahrung konsumiert werden. „Im Sommer ist das sehr lang und dadurch auch körperlich anstrengend“, so der Wissenschaftler. Die Meinungen gingen auseinander, wo und ab wann dies zulässig sei, erklärte Bauer und nannte als Beispiel Menschen, die jenseits des Polarkreises lebten. Wo die Sonne im Sommer ein halbes Jahr lang gar nicht untergehe, müssten beim Fasten zwangsläufig die Tageszeiten von Mekka befolgt werden. (KNA)