Landtag NRW

„Haram-Fleisch“-Fauxpas beim Fastenbrechen

Beim Fastenbrechen im nordrhein-westfälischen Landtag zu dem die Landtagspräsidentin einlud, wurde „Haram-Fleisch“ serviert. Viele muslimische Gäste und Landtagsabgeordnete kritisierten diesen Fauxpas.

30
06
2015

Beim gemeinsamen Fastenbrechen im nordrhein-westfälischen Landtag, zu dem Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) einlud, kam es zu einem peinlichen Fauxpas. Etwa 250 Gäste folgten der Einladung in den Landtag, darunter auch zahlreiche Muslime. Ihnen wurde jedoch Fleisch zum Fastenbrechen serviert, das nicht den islamischen Halal-Vorschriften entsprach. Das stellte der Vorstandssekretär der Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) Bekir Alboğa auf Nachfrage an dem Abend fest. „Ich war davon ausgegangen, dass die Gastgeberin weiß, wie die Vorschriften für Muslime sind“, kommentierte Alboğa den Vorfall.

Schließlich sollte das gemeinsame Fastenbrechen „einen besonderen Rahmen [schaffen], damit sich Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionsgemeinschaften im gegenseitigen Respekt vor ihren jeweiligen Glaubensritualen und ihren kulturellen Identitäten begegnen könnten“, betonte Gödecke in ihrer Begrüßungsrede. Vor dem Hintergrund dieses Vorhabens scheint die fehlende Kenntnis über muslimische Speisevorschriften besonders blamabel.
Die Landtagspräsidentin erntete auch von anderen muslimischen Teilnehmern und Landtagsabgeordneten Kritik für diesen Fehler.

Kritik von Landtagsabgeordneten

„Das wäre nicht passiert, wenn man das Fleisch bei einem muslimischen Metzger bestellt hätte. Das alles hätte man besser machen können, wenn die muslimischen Abgeordneten mit in die Organisation einbezogen worden wären. Schließlich handelt es sich offiziell um eine Einladung des Landtags. Es ist bedauerlich, dass dies auch diesmal nicht passiert ist. Deshalb bleibt das Ganze für mich eine Einladung der Landtagspräsidentin mit SPD-Parteibuch“, kritisierte die Landtagsabgeordnete Serap Güler (CDU) den Vorfall.

„Ich finde den Vorfall schon ziemlich ärgerlich, zumal im vergangenen Jahr besonders darauf geachtet wurde, dass das Essen auch den religiösen Speiseregeln für Muslime entspricht,“ kommentierte der Landtagsabgeordnete Ali Baş (Die Grünen). In einem Facebook-post schreibt er weiter: „Die Kollegen, die jetzt laut tönen, was sie alles anders und besser gemacht hätten , haben sich vorher kein Stückchen dafür interessiert was da auf die Teller kommt. […] Übrigens für nächstes Jahr habe ich bereits Fisch und ein vegetarisches Gericht vorgeschlagen. Bon Appetit!“

Die Vorwürfe wurden bereits von einer Pressesprecherin der Landtagspräsidentin bestätigt und die Kritik angenommen. „Leider ist diese Information richtig. Es ist ein bedauerlicher Fehler. Die Veranstaltung hat für uns einen sehr großen Stellenwert. Letztes Jahr handelte es sich um Halal-Fleisch. Wir werden es beim nächsten Mal wieder besser machen,“ heißt es in der Stellungnahme.

Leserkommentare

Bernd sagt:
Da wird das Thema aber ganz schön hochgekocht. Wenn man bedenkt, dass nicht wenige Muslime im Alltag beim Fleisch nicht unbedingt darauf achten, ob es auch wirklich Halal ist, ist die Aufregung doch ziemlich übertrieben. "Gegenseitiger Respekt" kann doch auch nicht bedeuten, dass der eine darauf besteht, dass sein Methode des Schlachtens unbedingt einzuhalten ist, obwohl der andere diese Methode verabscheut. Gegenseitiger Respekt sollte eben auch wirklich gegenseitig sein. Dazu passt es nicht, über eine Gastb´geberin herzufallen, weil die Schlachtmethode nicht die richtige war oder nicht ausgeschlossen werden kann, dass das Lamm auch mal irgendwann vielleicht ein Schwein gesehen haben könnte. Eine Gastgeberin für solch einen Fehler vorzuführen hat jedenfalls mit gegenseitigem Respekt nichts zu tun!
30.06.15
16:14
SHM sagt:
Da würde mich doch näheres interessieren : wenn ich strenge Muslime einlade (und das tue ich), dann ist es selbstverständlich dass man ihnen "halal"-Speisen anbietet - was jedoch NICHT heisst, dass alle anderen Gäste "halal"-ZWANGSVERPFLEGT werden ... Alos - was war da GENAU los ? Salam im Ramadan SHM
30.06.15
18:13
Stefan Wagner sagt:
Ob ein Moslem nur Halalfleisch isst oder damit handelt ist in Deutschland dessen Sache. Und auch einem Atheisten ist es nicht verboten mit Halalfleisch Handel zu treiben. Dass nur ein moslemischer Händler und dieser immer Gewähr dafür bietet, dass das Fleisch halal ist, ist nicht gesagt. Wenn man so was kaufen will muss man es bei jmd. bestellen der sowas anbietet und fertig.
30.06.15
21:41
Ute Diri-Dost sagt:
Was sollen diese Einladungen eigentlich bezwecken? Fasten ist Sache der Muslime und dieser Monat sollte dem Gottesdienst,der Ibadah,gewidmet sein,im Kreise der islamischen Gemeinde.Dann sollte man lieber Einladungen zum Eid al Fitr machen,wenn es schon sein muss,aber ohne Muslime dazu verpflichten,an christlichen Festen teilzunehmen."Und die Juden und Christen werden nicht eher mit die zufireden sein,bis du ihre Religion angenommen hast"....Lakum Dinukum wa liya Din"-Ihr habt eure Religion und ich die meine"- Was mich interessieren würde,welche Art von Fleisch wurde genau serviert?Und-wer ist für diesen "Faux Pas"genau verantworltich,dh.wer hat die Anweisungen für das Essen gegeben?
01.07.15
1:36
Ramadan - Ein Segen für alle sagt:
Da ist halt mal ein Fehler passiert. Wenn die Muslime weniger Fleisch essen, wird es sie nicht umbringen. Ist vielleicht peinlich, aber dass Oppositionspolitiker das als Gelegenheit für sich nutzen wollen, ist auch nicht ok. Übrigens ist auch das vegetarische Essen nicht automatisch halal nur weil kein Fleisch dabei ist. Es ist nicht wichtig, welche Religion der Händler hat. Für so etwas gibt es halal-Zertifikate. @Ute Diri-Dost: Das Fasten im Ramadan sollte ein Segen für alle sein. Eine öffentliche Veranstaltung zum Fastenbrechen ist absolut im Sinne der Philosophie des Ramadan. Allerdings würde es mehr Sinn machen, wenn das Essen weniger aufwendig ist als bei solchen Iftar-Abenden üblich, und dafür mehr Gäste davon speisen können. Keiner gibt hier seine Religion auf, wenn man zusammen isst.
01.07.15
13:48
lynxx sagt:
Als ich vor Jahren einmal an solch einem gemeinsamen Fastenbrechen - auf niedrigerer Ebene als derjenigen eines Landtags - teilnahm, mußte ich die Feststellung machen, daß die nichtfastenden Nichtmuslime sich von den bereits aufgetischten Speisen und Getränken das Beste weggeschnappt hatten, während die Muslime noch auf den Zeitpunkt für das Fastenbrechen warteten. Man hätte das vermeiden können, indem man alle Gäste erst zu diesem Zeitpunkt in den Raum mit den fertig aufgetischen Speisen und Getränken gebeten und sie vorher in einem anderen warten lassen hätte. Auch außerhalb des Fastenmonats Ramadan nimmt man als Muslim doch nur eine Einladung zum Essen von Nichtmuslimen an, wenn man sich sicher ist, daß sie die islamischen Speisevorschriften kennen und beachten. Normalerweise wird sich der nichtmuslimische Gastgeber vorher beim Muslim erkundigen. Selbstverständlich sind die Nichtmuslime nicht dazu verpflichtet, halale Speisen zu verzehren, wenn sie das nicht wollen, aber es dürfte schwer sein, bei solch einer Veranstaltung genau zu trennen und die Speisen jeweils zu markieren. Aus all diesen Gründen halte ich es für besser, auf solch ein gemeinsamens Fastenbrechen zugunsten von Veranstaltungen zu einer anderen Gelegenheit zu verzichten.
01.07.15
14:05
Ute Diri-Dost sagt:
Das Essen zum Fastenbrechen ist -wie der Name schon sagt-für Leute gedacht,die Fasten.Deswegen sind solche Einladungen für Nichtfastende überflüssig und man sollte Einladungen für Nichtmuslime auf einen anderen Zeitpunkt verschieben oder das Geld für die Speisung von fastenden Muslimen zur Verfügung stellen.
01.07.15
20:04
Jochen sagt:
@Ute Diri-Dost: Und jeder kocht sein eigenes Süppchen und bloß keinen Kontakt zwischen den Religionen. Da könnte die eigene Religion ja verwässert werden.
02.07.15
13:34
Ute Diri-Dost sagt:
"lakum dienukum wa liya Dien" -Ihr habt Eure Religion und ich die meine"-der Islam ist keine Suppe,die man verwässern kann,da alles klar und deutlich dargelegt ist:Was zwischenmenschliche Beziehungen angeht:Der Muslim ist angehalten,diese auf vorbildliche Weise gerecht,offen ehrlich und friedliebend,stets das Beste anzustreben für sich und seine Mitmenschen.
05.07.15
23:43
Tim sagt:
Warum ist es in Deutschland überhaupt erlaubt Tiere zu Tode zu quälen, indem man ihnen die Kelle durchtrennt und sie ausbluten lässt? "Halal-Fleisch", es sollte besser "Quälfleisch" heissen, sollte schlicht und einfach verboten werden. Welche angeblichen Rechtfertigungen auch immer Ideologien wie der Islam dafür liefern ist absolut irrelevant. Es ist und bleibt Tierquälerei.
11.07.15
21:38
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