Universität Duisburg-Essen

„Her mit einem vernünftigen Gebetsraum!“

Neue Hochschulliste macht sich für sozialen Zusammenhalt an der Uni Duisburg-Essen stark. Dazu gehört für sie das Einführen von Halal-Essen und bessere Gebetsräume für die muslimischen Mitstudierenden.

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07
2015
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Drei Wochen Wahlkampf liegen hinter ihnen, jetzt stehen Koalitionsverhandlungen an. In diese gehen die Studierenden von der Internationalen und sozialen Liste für Hochschulpolitik von unten (UNITED STUDENTS) gestärkt. Fast 30% der Stimmen hat die Liste bei ihrer ersten Wahl zum Studierenden Parlament (StuPa) an der Universität Duisburg-Essen errungen. Damit wurde sie mit Abstand stärkste Kraft. Überrascht hätte sie das jedoch nicht: „Wir waren uns sehr sicher, bei dem, was wir tun“, erklärt Niklas Schmitt, der die Gruppe im vergangenen Herbst mit ins Leben gerufen hat. „Deshalb formierten wir uns um die wirklichen Belange der Studierenden zu vertreten, diese formulierten wir in einem zehn-Punkte Programm.“

Zu diesen Punkten zählt unter anderem auch die Forderung nach Halal-Essen in den Mensen und Caféterias. Während die Gruppe es ausdrücklich begrüßt, dass mittlerweile regelmäßig veganes Essen angeboten wird, bemängelt sie die Tatsache, dass es nach wie vor keine Gerichte gibt, die islamischen Speisevorschriften entsprechen. Das will die Liste  jetzt ändern. Dazu will sie sich gemeinsam mit den beiden islamischen Studierendenorganisationen in Duisburg und Essen an das Studierendenwerk, das für Mensa und Caféteria verantwortlich ist, wenden und ein Angebot erarbeiten.

Gerechtfertigte Argumente gegen Halal-Essen an der Uni sehen die UNITED STUDENTS keine, die Kosten für das Studierendenwerk würden nicht steigen und auch in dem Anspruch auf den Umweltschutz gäbe es keine Widersprüche. Außerdem berufen sie sich bei ihrer Forderung auf die Gleichberechtigung aller: „Würde beispielsweise der Wunsch nach einem Mensaangebot für jüdische Studierende an uns herangetragen werden, würden wir uns selbstverständlich auch für koscheres Essen stark machen.“

Eine Kultur des Zusammenhalts und der Vernetzung

Die UNITED STUDENTS ist keine islamische Organisation. „Wir haben einige Muslime unter uns, sind aber insgesamt total gemischt. Wir sind Studierende mit ganz verschiedenen sozialen, kulturellen und religiösen Hintergründen“ und möchten eben jene inneren Strukturen auch nach außen tragen.

Dafür wollen sie Orte der Begegnung schaffen: von den Studierenden selbstverwaltete Sozialräume, internationale Campusfestivals und regelmäßige Kultur- und Sprachcafés. Wichtig sei ihnen dabei auch die Unterstützung der Communities: „Wir haben hier etwa 18% Auslandsstudierende, viele davon leben am äußersten Existenzminimum und sind gesellschaftlich extrem isoliert. Dazu kommen häufig sprachliche Hürden und Probleme mit der Ausländerbehörde. Auf der anderen Seite gibt es innerhalb der meisten Communities gegenseitige Unterstützung.“

„Her mit einem vernünftigen Gebetsraum!“

 Ein besonders dringendes Anliegen bei dieser Unterstützung sei es, einen neuen islamischen Gebetsraum in Duisburg zu schaffen. Der aktuelle befindet sich im Keller, ist kaum klimatisiert, viel zu klein und lief im Winter auch noch mit Wasser voll. Die Hochschulgruppe hätte dem Islamischen Studierendenverein Duisburg (ISV) bereits vor der Wahl zugesichert, sich schnellst möglich um einen neuen und vor allem angemessenen Raum zu kümmern. „Wir wären auch bereit, kurzfristig einen AStA-Raum zur Verfügung zu stellen, sollte die Universität Probleme bei der Bereitstellung von Räumlichkeiten machen, her mit einem vernünftigen Gebetsraum!“ fügt Niklas Schmitt hinzu.