Großbritannien

Schriftsteller Buruma warnt vor pauschaler Islamkritik

Der britische Schriftsteller Ian Buruma zieht Parallelen zwischen Islamfeindlichkeit und Antisemitismus und warnt vor pauschalisierender Islamkritik.

21
07
2015

Der anglo-niederländische Schriftsteller Ian Buruma sieht Parallelen zwischen Antisemitismus und pauschaler Islamkritik. „Anzunehmen, dass alle Muslime aufgrund ihres religiösen Hintergrundes das Gleiche denken, dass sie eine ‚Denkweise‘ haben statt individueller Gedanken, ist ein ebenso großer Fehler, wie
anzunehmen, dass man die Denkweise von Juden, Christen oder irgendwem anders kennen kann“, schreibt er in einem Gastbeitrag für die „Welt“ am Donnerstag.

Noch seien populistische Demagogen in den westlichen Ländern eine Minderheit, so Buruma weiter. Doch auch Politiker aus der Mitte verbreiteten teils Vorurteile und schürten Ängste. Buruma verwies auf den britischen Premierminister David Cameron, der eine strafrechtliche Verfolgung für Menschen gefordert hatte, die „unsere Werte ablehnen“. Diese Vorstellung, so Buruma, erinnere an die Hexenjagd. Demokratie und Toleranz müssten verteidigt werden. „Doch es ist schwer vorstellbar, dass das Verbot von Ideen oder die Bestrafung jener, die nichts weiter tun, als sie zu äußern, die optimale Methode dafür ist.“

Buruma ist Professor für Demokratie, Menschenrechte und Journalismus am New Yorker Bard College. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Marion sagt:
In den letzten Jahren ist der Vergleich zwischen der Verfolgung und Tötung von Juden und der Islamkritik sehr beliebt. Das hat auch einen gewissen Charme, kann man doch so behaupten, dass Islamkritik letzlich in die Gaskammern führen könnte. Tatsächlich ist das aber angesichts der zahlenmäßigen Menge an Muslimen eher Unsinn und eine Verhöhnung der jüdischen Opfer des deutschen Nationalsozialismus. Eine planmäßige Verfolgung von Muslimen ist in Deutschland nicht einmal im Ansatz zu beobachten. Dagegen gibt es eine ganz reale Verfolgung von Nicht-Muslimen im Islamischen Staat und gab es sie auch unter den Taliban in Afghanistan. Auch in Ägypten gibt es immer wieder Anschläge auf Kopten, die von Muslimen ausgeführt werden. Ebnenso ist in Syrien zu befürchten, dass die dortigen Christen der Verfolgung durch Muslime schutzlos ausgeliefert sind, wenn der brutale Diktator Assad einmal gestürzt sein wird. Insofern sind Muslime nicht gerade glaubwürdig. In Deutschland ausgeführte "Anschläge" gegen Muslime sind doch eher Einzelfälle und "Anschläge" auf Moscheen in der ganz überwiegenden Zahl lediglich Schmierereien.
21.07.15
13:39
Richard sagt:
Nein, nicht das Töten und Verfolgen von Juden wird mit Islamkritik verglichen, sondern die stereotyoe Denkweise und die Sündenbockpolitik.
22.07.15
0:45
Richard sagt:
mir ist übrigens auch kein einziger mensch bekannt der islamkritik mit dem holocaust gleichsetzt, und ich gehe davon aus dass sie das nur erfunden haben um den artikel auf ziemlich primitive weise zu diskreditieren. wie auch immer, es gab verschiedene formen von antisemitismus in verschiedenen ausprägungen. z.b. wurden juden in europa einige zeit vor der machtübernahme der nazis zwar auf ekelhafte weise diskriminiert, aber es gab für diese zeit und auf diesem ort weder einen holocaust noch pogrome. es gab aber antisemitismus der sich - im gegensatz zu den nazis - nicht auf irgendwelche vermeintlichen "jüdischen gene" bezogen hat, sondern sich gegen die jüdische religion gerichtet hat. die antisemitischen talmud forscher die fanatisch satz für satz die schriften der juden durchstudiert haben und draus ein vermeintlich besonders hinterhältiges, verlogenes verhalten der juden ableiten wollten, erinnern tatsächlich sehr stark and die "islamkritiker" von heute, die mit einer ähnlichen intensität den koran durchforschen um darin beweise zu finden, dass muslime rückständig, gewaltverliebt und unaufgeklärt sind; man ist sich nichteinmal zu blöd den islam in die nähe des faschismus zu rücken. keiner von beiden hat juden ermordet, trotzdem haben sie gegen den aktuell beliebten sündenbock gehetzt. die denkweise mit der millionen bis milliarden von menschen als ein einheitlicher block behandelt werden der gemeinsame negative eigenschaften und denkweisen haben soll, ist sowohl im antisemitismus als auch in der "islamkritik" ganz klar zu finden. ab gesehen davon kann man nicht leugnen, dass rechtsextremen parteien mittlerweile fast ausschliesslich ihren fokus auf die muslime als sündenbockpolitik gerichtet haben. z.b. ist die FPÖ die historische nachfolgepartei der NSDAP (zitat anton pelinka) und voller antisemtischer burschenschafter an der spitze. trotz ihrer antisemitischen tradition konnte sie in nur kurzer zeit mit voller intensität auf islamfeindliche hetze umschwenken. deswegen sind sie nicht weniger antisemitisch geworden, sie haben nur erkannt, dass man heute mit hetze gegen muslime viel mehr zuspruch bekommt und viel besser wähler fischen kann als mit dem "altmodischen" antisemitismus. wenn wir wirklich nicht verstehen, dass antisemitismus und islamfeindlichkeit nur eine andere ausprägung der selben sündenbockpolitik ist, die je nach politischer lage und zeitlicher situation mehr oder weniger scheussliche auswirkungen hat, dann haben wir aus der geschichte nichts gelernt.
22.07.15
15:38
Nemo sagt:
Islamkritik mit Antisemitismus zu vergleichen ist Unsinn. Sich auf die Demokratie zu berufen gar zynisch, da in islamischer Lehre vom Parlament gemachte Gesetze sich ja nicht auf den Koran berufen können, also deren Befolgung sowas wie Götzendienst sind. Die Folge sind nicht nur Parallelgesellschaften, sondern Aushöhlung von Rechtsstaat und staatlicher Ordnung mit Folgen, die wir im Nahen Osten, Irak, Afganistan, Pakistan,.... besichtigen können. Dann noch eins. Gucken Sie sich mal die Landkarte von terroristischen Gewalttaten an. Die deckt sich genau mit dem islamischen "Kulturraum". Kulturraum ist in Anführungszeichen, weil das Köpfen von angeblich Ungläubigen, mit der westlichen Kultur unvereinbar ist.
17.08.15
9:03