Hinz und Kunst

„Für mich ist das eine Form des Dialogs“

„Die Kunst ist frei“. Frei von Debatten und Grenzen. Künstler mit muslimischem Migrationshintergrund nutzen diese Freiheit und zeigen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute der Slam-Poet, Foto-und Filmograf Younes Al-Amayra.

23
07
2015
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Kannst Du Dich vorstellen?

Ich heiße Younes Al-Amayra, bin 30 Jahre alt, studierter Islamwissenschaftler und leidenschaftlicher Foto-und Filmograf. Ich bin Mitbegründer des i,Slam und des Satire YouTube Channels Datteltäter. Seit ca. 5 Jahren filme, schneide und produziere ich Videos, wobei der Fokus fast ausschließlich das muslimische Leben in Deutschland darstellt und das möglichst auf eine künstlerische Art und Weise.

Was möchtest Du mit deiner Arbeit bewirken?

Träume, Gedanken oder gar die bloße Vorstellungskraft sind sehr oft Bilder, die in Worte manchmal nur schwer zu fassen sind, dabei geben sie soviel her. Die Visualisierung meiner Gedanken, Emotionen und Vorstellungen ist mein ganz individueller Brückenschlag zu der Mehrheitsgesellschaft. Ich lasse sie Teilhaben an dem, wie ich manchmal meine Umgebung wahrnehme oder gerne wahrnehmen möchte. Für mich ist das eine Form des Dialogs.

Es gilt Plattformen der Begegnung zu schaffen und über Humor und Satire Stereotypen aufzubrechen. Wir müssen einander kennenlernen, um Rassismus und Diskriminierung den Nährboden zu entziehen. Dialog und Kommunikation kann ein mächtiges Werkzeug sein, wenn man Vorurteile abbauen möchte, aber auch das muss gekonnt sein. Wenn konventionelle Wege nicht mehr ausreichen, müssen neue geschaffen werden. Wenn ein Bild mehr sagt als 1000 Worte kann die künstlerische Darstellung in Form von Film sehr wohl einer dieser Möglichkeiten sein.

Ist Dir Dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?

Ja. Darauf baut das Wesen meines Schaffens auf, aber auch mein beruflicher Werdegang. Sogesehen bin ich auch ein Berufsmuslim. Ohne meine sozio-kulturellen, sowie religiösen Backround würde ich die Arbeit die ich tue nicht machen.

Wie stark beeinflusst Dein Background Dein künstlerisches Schaffen?

Sie ist der Motor, eine Art Perpetuum mobile meiner künstlerischen Entfaltung. Aus ihr schöpfe ich meine Kreativität und Kraft. Sie treibt mich immer wieder an, neue und manchmal auch unkonventionelle Sachen zu probieren.

Studien attestieren eine steigende anti-islamische Stimmung in Europa. Bist Du persönlich Diskriminierungen dieser Art ausgesetzt?

Als Jugendlicher ja, mittlerweile kaum noch. Ich lebe aber auch in Berlin, dem sozio-kulturellen Mosaikstück der Republik. Früher war man einfach Ausländer, dann Muslim, dann so ein Typ mit Migrationshintergund – Labels können aber mein Aussehen nicht ändern. Solange man Diversität nicht als Bereicherung anerkennt wird man nie ganz dazugehören. Das muss sich ändern.

Denkst Du, dass der Islam zu Deutschland gehört? Wieso?

Wenn Muslime zu Deutschland gehören und das stelle ich nur grammatikalisch in den Konjunktiv, dann gehört auch der Islam zu Deutschland – Punkt.