Der Islamwissenschaftler Wolfgang Simon Fuchs, der an Universität Princeton forscht, plädiert dafür, auch konservativeren Stimmen innerhalb des Islams Gehör zu schenken.
Der Islamwissenschaftler Simon Wolfgang Fuchs hat davor gewarnt, konservativere Stimmen zu überhören, wenn es um Reformbemühungen im Islam geht. Die Gesellschaft täte auch gut daran, „unsere Augen nicht vor den konservativeren, leiseren und damit unter Umständen sogar kreativeren Reformbemühungen traditioneller Gelehrter zu verschließen“, schreibt Fuchs in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
„Dabei muss sich nicht zwangsläufig eine liberale Form des Islams herausbilden, aber auch für sperrigere, nicht gewalttätige Lesarten des Islams muss in Deutschland Platz sein“, betont Fuchs, der an der Universität Princeton forscht. Eine schnelle „radikale Reform“ oder ein „Euro-Islam“ seien zwar nicht zu erwarten – „wohl allerdings Flexibilität, ein Fokus auf das Gemeinwohl und das Ermöglichen eines guten Zusammenlebens von Muslimen und Nichtmuslimen, auf das alle islamischen Rechtsschulen seit jeher Wert gelegt haben“.
Fuchs verwies darauf, dass es schon vor gut 150 Jahren Bestrebungen zur Erneuerung des Islams gegeben habe – unterschiedlicher Prägung: Modernisten – „eine kleine Gruppe gebildeter Literaten“ – und die als „Salafisten bekanntgewordenen rückwärtsgewandten Neuerer“, die damals nicht an Gewalt interessiert gewesen seien. Wie den Modernisten sei es ihnen beispielsweise um Fortschritt und Wohlstand für die muslimische Welt gegangen. Als Folge hält Fuchs fest: „Das Ergebnis dieses doppelten Angriffs von modernistischer und salafistischer Seite ist eine tiefe Krise der religiösen Autorität im gegenwärtigen Islam.“ (KNA, iQ)