Charlie Hebdo-Mahnwache

Finanzierung wird zum Problem

Die im Januar in Berlin veranstaltete „Mahnwache für Toleranz und gegen Extremismus“ sorgt für Diskussionen. Ihre Finanzierung wird zum Problem, die Veranstalter wehren sich gegen die Vorwürfe.

30
07
2015

Nach dem Terroranschlag auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ hatten der Zentralrat der Muslime (ZMD) und die Türkische Gemeinde zu Berlin am 13. Januar eine vielbeachtete „Mahnwache für Toleranz und gegen Extremismus“ veranstaltet, zu der als Unterstützer alle namhaften islamischen Religionsgemeinschaften Deutschlands aufriefen.

Die Kosten für die Mahnwache seien allerdings von der SPD beglichen, wie aus Dokumenten hervorgeht. „Die SPD ist in Vorkasse getreten“, bestätigt der ZMD-Vorstandsvorsitzende Aiman Mazyek auf Anfrage. Seine Religionsgemeinschaft wolle aber „etwa 25 Prozent“ der Kosten übernehmen. In einer Kostenaufstellung sehe der Zentralrat allerdings lediglich einen Eigenbeitrag von 5.000 Euro vor. Bei Gesamtkosten von 32.822,17 Euro entspricht das lediglich 15 Prozent.

Die Finanzierung der Mahnwache stößt auf Kritik. „Grundsätzlich sollten sich alle beteiligen, die damals dabei waren, aber nur, wenn auch ein relevanter Eigenbeitrag der islamischen Religionsgemeinschaft erbracht wird“, sagt ein Sprecher der CSU. Islamische Religionsgemeinschaften erhalten im Gegensatz zu kirchlichen Organisationen kein Geld vom Staat und müssen sich selbst finanzieren.

Nun äußert sich Aiman Mazyek auf islam.de zur Diskussion um die Mahnwache. Die vermeintlich falsche Darstellung, die Anteilnahme der Muslime für die Opfer von Paris eigentlich inszeniert, fremdgesteuert und käuflich sei, leiste islamophoben Einstellungen Vorschub, scheibt er. Ursprünglich habe der ZMD mit Kosten von 2500 Euro gerechnet, nun werde er die doppelte Summe zahlen. Zunächst habe man in der Planung der Mahnwache nicht einschätzen können, dass eine „solche Dynamik“ entsteht und die Veranstaltung zu einer Großkundgebung entwickelt. Die Diskussion um die Finanzierung der Mahnwache schade dem gesellschaftlichen Signal, der vor etwa einem halben Jahr von Berlins ausgegangen sei. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ramona sagt:
Da rufen also Muslime zu einer Veranstaltung auf und lassen dann denjenigen, der in Vorkasse getreten ist, auf den Kosten sitzen. Das nenne ich mal schlau. Zumal es sowieso nervig ist, dass Muslime nicht einfach nur mal sagen können, dass Islamismus und Terrorismus im Namen des Islam böse sind, sondern immer gleich noch hinterherrufen müssen, dass Islamfeindlichkeit aber auch Mist ist und Terrorismus, egal von welcher Gruppe, böse ist. So kann man dann wieder schön die Verbrechen, die im Namen des Islam begangen werden, relativieren. Aber wie auch immer, jemand, der seine Rechnungen nicht begleicht, kann sich natürlich hinstellen und sagen, dass eine Diskussion über die Kosten dem gesellschaftlichen Signal schade. Tatsächlich schadet aber dem Signal, dass Muslime offenbar ihre Zeche nicht zahlen wollen. Aber natürlich ist es islamophob, Muslime in ihre Pflicht zu nehmen.
30.07.15
15:13