Für das Vorhaben keine muslimischen Flüchtlinge aufzunehmen, erntet die Slowakei große Kritik. Im Inland reagieren viele Einheimische jedoch mit Hetze und populistischen Stammtischparolen gegen Muslime und Flüchtlinge.
Gleich mehrere Entrüstungswellen im Internet, neudeutsch „Shitstorms“ genannt, hat die Absicht der Slowakei ausgelöst, keine muslimischen, sondern nur christliche Flüchtlinge aufzunehmen. Auf massive Kritik westeuropäischer Länder folgt nun Entrüstung bei slowakischen Internetnutzern. Zunächst referierte der Nachrichtenserver „topky.sk“ die negativen Schlagzeilen, die die slowakische Regierung in internationalen Medien erntete. Darauf reagierten binnen 24 Stunden mehr als 900 Leser. Die große Mehrheit davon verwahrte sich gegen Vorhaltungen von außen.
In teils groben Worten hieß es unter anderem, schon die „Zigeuner“ seien nicht willens, sich den Gesetzen der Slowakei anzupassen: „Den Flüchtlingen geht es nur darum, von der Sozialhilfe in den westlichen Ländern bequem zu leben – ganz genauso wie unsere Zigeuner.“ Der slowakische Staat solle sich lieber um die einheimischen Rentner kümmern, die sich „außer Tütensuppen nichts mehr leisten“ könnten, so ein Nutzer. „Wenn die Muslime wenigstens ordentlich trinken würden, dann könnte man sie integrieren. Aber so…“, schreibt ein anderer auf Stammtisch-Höhe.
Wiederholt wurde dazu aufgefordert, aus der EU auszutreten, wenn diese Forderungen an die Slowakei in der Flüchtlingsfrage stelle. Westliche Länder hätten kein Recht, die Slowakei zu kritisieren. Schließlich hätten sie als Kolonialmächte zu den heutigen Zuständen in Afrika und dem Nahen Osten beigetragen.
Die Slowakei gehört neben Ungarn und der Tschechischen Republik zu den Ländern Europas, in denen die Bevölkerung die größten Vorbehalte gegen die Aufnahme von Flüchtlingen hat. Der Sprecher des Innenministeriums in Bratislava, Ivan Netik, sagte nun dem britischen Sender BBC in dieser Woche, sein Land wolle ausschließlich christliche Flüchtlinge aufnehmen.
Muslime würden bei der Aufnahme von Migranten nicht akzeptiert. Netik begründete dies unter anderem mit fehlenden Moscheen in der überwiegend katholischen Slowakei. „Wie können Muslime integriert werden, wenn sie sich hier nicht wohlfühlen?“, sagte er. Später, nach dem ersten „Shitstorm“, schwächte der Sprecher seine Äußerungen freilich inhaltlich ab.
Verständnis für die Haltung der Slowakei äußerte am Freitag die linke Oppositionszeitung „Duma“ aus dem EU-Land Bulgarien: „Die Muslime wollen um jeden Preis ihre Kultur, Sprache, Bräuche und Religion in der ’neuen Heimat‘ beibehalten. Sie kapseln sich ab und bestimmen sich dann selbst als getrennte und unabhängige Gemeinschaft. Beispiele dafür gibt es zuhauf in Europa, das in jüngster Zeit immer gereizter reagiert. (…) Hoffentlich wird man die Slowaken nicht zwingen, Moscheen zu bauen – aber wer weiß.“
Die katholische Caritas ruft dieser Tage, von der Slowakischen Bischofskonferenz unterstützt, in einem Flugblatt an die Pfarreien zu mehr Mitmenschlichkeit auf. Sie erinnert daran, dass in den vergangenen 150 Jahren eine Million Slowaken ihr Land verlassen hätten, um anderswo ihr Glück zu suchen – und um die Daheimgebliebenen finanziell zu unterstützen.
Tausende junger Slowaken seien zudem nach der Öffnung des EU-Arbeitsmarktes in andere Länder gegangen, um dort ihr Geld zu verdienen. Die Ängste und Vorbehalte gegenüber den Flüchtlingen, die ihrerseits jetzt in die Slowakei kämen, beruhten vor allem auf mangelnder Information, so die Caritas. Die Stimmung im Land ist aufgeheizt. Ob besonnene Stimmen für Abkühlung sorgen können, bleibt abzuwarten. (KNA/iQ)