"Bericht aus Berlin"

Kritik an Grafik: Kanzlerin mit Kopftuch

Der „Bericht aus Berlin“ im ARD am Sonntag zeigte ein Zukunftsszenario mit der Bundeskanzlerin im schwarzen Kopftuch und Minaretten auf dem Reichstag. Der öffentlich-rechtliche Sender steht nun in der Kritik rechtspopulistische Propaganda zu betreiben.

07
10
2015
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Fotomontage Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Kopftuch© Screenshot ARD, bearbeitet IslamiQ

Am Sonntagabend wurde im ARD „Der Bericht aus Berlin“ ausgestrahlt, der dieses Mal die Flüchtlingsdebatte thematisieren sollte. Eingeleitet wurde der Bericht durch ein Zukunftsszenario, bei dem die Bundeskanzlerin in ein dunkles Kopftuch gehüllt und der Reichstag mit einem goldenen Halbmond und umgeben von Minaretten gezeigt wurde. Mit dieser Fotomontage im Hintergrund, wirft der Moderator Rainald Becker besorgt die Fragen auf: „Was geschieht mit unseren Werten? Wie verändert sich das Leben? Ja, wie reagieren wir, wenn Flüchtlinge Probleme haben mit der Gleichstellung, mit Frauenrechten, mit Presse- und Meinungsfreiheit?“ Das seien Fragen, auf die die Politik bisher noch keine Antworten gefunden habe, und die bei der Bevölkerung bisweilen Ängste auslösen, so der Moderator und designierte ARD-Chefredakteur.

Kritische Zuschauer finden, das gerade diese Art der Berichterstattung, die wohl eher dem Niveau rechtspopulistischer Parteien entspräche als dem eines seriösen öffentlich-rechtlichen Senders, Ängste und Vorurteile bei der Bevölkerung schüren. Vor allem in den sozialen Medien machte sich Empörung breit. Auch Journalisten und Politiker kritisieren die Bildrhetorik der ARD in dem Bericht. Der Bundestagsabgeordnete der Linksfraktion Niema Movasset schreibt bei Twitter:

„Richtig übles Bild, offenbar geklaut bei #pegida die Idee: Bericht aus Berlin der #ARD zeigt #Merkel mit Schleier.“ Und der Journalist Jakob Augstein twitterte: „Geht’s noch @ARD_BaB? Minarette in Mitte und Merkel im Tschador? Da lacht die NPD!“

Der Moderator Rainald Becker wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Auf ihrer Facebook Seite veröffentlichte die Redaktion von „Bericht aus Berlin“ am Montag jedoch ein kurzes Statement zu den Vorwürfen. Darin wird „jegliche Unterstellung islamfeindliche Propaganda“ mit dieser Grafik zu betreiben, entschieden zurückgewiesen. „Wir […] bedauern sehr, dass einige mit unserer Darstellung der Bundeskanzlerin nicht einverstanden waren oder sie gar missverstanden haben“, heißt es in der Stellungnahme. „Die Grafik stand in direktem Zusammenhang mit der Moderation von Rainald Becker zu einem Bericht, in dem es um die Werte unserer Gesellschaft ging. […} Natürlich war es auch das Ziel, mit dieser Grafik Aufmerksamkeit zu schaffen und zu polarisieren“, erklärt die Redaktion weiter. Zugespitzte Darstellungsformen seien im Journalismus schließlich legitim.

Unter Facebook-Usern entfachte daraufhin eine hitzige Debatte über Qualitätsstandard im Journalismus, Pressefreiheit, Satire und die Grenzen des Guten Geschmacks.