Flüchtlinge in Deutschland

Schutzzelte für Flüchtlingsfrauen

Frauen sind unter den Flüchtlingen deutlich in der Minderheit. Und nicht nur auf der Flucht sind sie besonders schutzbedürftig. Eine Hamburger Initiative will weiblichen Asylsuchenden nun einen besonderen Rückzugsraum bieten, vor allem muslimische Frauen profitieren von der Umstellung.

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Flüchtlingsfrauen soll mehr Privatsphäre geboten werden. © Metropolico.org auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.

In einem großen Hamburger Flüchtlingslager sollen vier Schutzzelte nur für Frauen aufgestellt werden. Die sogenannten Domo-Zelte seien auf eine private Initiative hin mit Spendengeldern gekauft worden, sagte eine Sprecherin des städtischen Betriebs Fördern und Wohnen am Dienstag. Sie sollen Flüchtlingsfrauen in der Zentralen Erstaufnahme im Stadtteil Bahrenfeld zum Beispiel Gelegenheit bieten, unbeobachtet von Männern zu sein. Vor allem muslimischen Flüchtlingen soll so die Möglichkeit geboten werden ihr Kopftuch abzulegen oder ihre Babys zu stillen. Die kuppelförmigen Zelte sollen noch in dieser Woche geliefert und aufgestellt werden.

In der Unterkunft in Bahrenfeld lebten Ende August 227 Frauen und 153 Mädchen, wie aus einer Senatsantwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Jennyfer Dutschke hervorgeht. Die Erstaufnahme in Bahrenfeld verfügt offiziell über 2600 Plätze. In allen Hamburger Erstaufnahmestellen zusammen lebten Mitte September knapp 1300 Frauen und 730 minderjährige Mädchen, viele davon muslimischen Glaubens. In den ersten acht Monaten des Jahres kamen insgesamt fast 25 000 Flüchtlinge in die Hansestadt.

Das Aufstellen der Domo-Zelte sei schon länger geplant und keine Reaktion auf die in der Senatsantwort mitgeteilten Zahlen zu sexueller Gewalt in Hamburger Flüchtlingslagern, betonte die Sprecherin. Nach Angaben des Senats ermittelte das Fachkommissariat Sexualdelikte des Landeskriminalamts in diesem und im vergangenen Jahr in sechs Fällen in Flüchtlingsunterkünften, drei der Verfahren wurden bereits eingestellt. Mitarbeiter von Fördern und Wohnen registrierten in den ersten acht Monaten des Jahres neun „Fälle mit eindeutigem Bezug auf sexuelle Gewalt“.

Alleinreisende Frauen sind nach der Genfer Flüchtlingskonvention besonders schutzbedürftig, wie die Sprecherin von Fördern und Wohnen erklärte. Sofern sie an manchen Hamburger Standorten nur in Zelten oder Hallen unterkämen, bemühe man sich, sie möglichst in der Nähe des Sicherheitspersonals wohnen zu lassen. Die sanitären Einrichtungen seien grundsätzlich für Männer und Frauen getrennt.

Fördern und Wohnen habe viele weibliche Mitarbeiter, auch bei den Wachdiensten arbeiteten Frauen. Es gebe zudem spezielle Angebote nur für weibliche Flüchtlinge, etwa Sport und Selbstverteidigung oder Deutschkurse. Im Erstgespräch, das mit jedem Flüchtling geführt wird, wiesen die Behördenmitarbeiter auf ein Notruftelefon hin, über das sich Frauen Hilfe holen können. (dpa, iQ)