Bei der Berliner SPD herrscht Uneinigkeit darüber, ob das Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen abgeschafft werden soll. Dies ergab eine aktuelle Mitgliederbefragung.
Die Berliner Sozialdemokraten zeigen sich uneinig bei der Frage nach dem Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen. Dies geht aus den Ergebnissen einer SPD-Mitgliederbefragung für das Wahlprogramm 2016 hervor. Die 12. Frage der Umfrage lautete: „Soll die religiöse Neutralität in hoheitlichen Bereichen des Staates beibehalten werden, so dass zum Beispiel auch Lehrerinnen, Richterinnen und Polizistinnen weiterhin kein Kopftuch tragen dürfen?“. Damit löste der Parteivorstand eine heftige Kontroverse unter den Mitgliedern aus.
Die SPD-Arbeitsgemeinschaft „Migration“ kritisiert schon die Fragestellung, da diese „am Kern der Sache vorbeigeht“, so die AG-Vorsitzende Daniela Kaya. Die eigentliche Frage sollte vielmehr lauten, ob religiöse Symbole in der Schule zulässig seien, fordert die Arbeitsgemeinschaft. Eine präzisere Formulierung der Frage hätte ein deutliches Meinungsbild der SPD-Mitglieder zu diesem Thema ergeben.
Zuvor habe der SPD-Vorstand versucht, die Frage ganz aus dem Fragebogen zu streichen, wirft die AG der Parteispitze vor. Anschließend sei die Frage verwässert worden und der Hinweis, auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts wonach ein Kopftuchverbot verfassungswiedrig sei, finde überhaupt keine Erwähnung in der Umfrage.
In Berlin gilt immer noch das Neutralitätsgesetz von 2004, wonach es muslimischen Frauen im Staatsdienst nicht erlaubt ist ein Kopftuch zu tragen. Dieses Gesetz wird aktuell in Folge des Urteils des Bundesverfassungsgericht im Berliner Senat auf seine Rechtmäßigkeit überprüft. Das Prüfverfahren werde „zeitnah abgeschlossen und in den nächsten Wochen im Senat erörtert“, teilte ein Sprecher der Senatsinnenverwaltung am Dienstag mit.
Die Berliner SPD könne sich ausgehend von der Mitgliederbefragung nicht geschlossen zu diesem Thema positionieren. Während die AG Migration sich für eine Reform des Neutralitätsgesetz ausspricht und auf eine aktuelle Umfrage verweist, wonach die Mehrheit der Berliner Schüler und Eltern nichts dagegen hat, wenn Lehrer sich durch religiöse Symbole zu einem Glauben bekennen, spricht sich der SPD-Landeschef Jan Stöß gegen eine Reform des Neutralitätsgesetzes aus.