Pegida

Zunahme islamfeindlicher Kundgebungen in Sachsen

Tausende Anhänger der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung machen Sachsen zu einer Hochburg der Proteste gegen den Islam und Flüchtlinge. Wenn das Land am Dienstag die Konstituierung seines Landtages vor 25 Jahren feiert, wird auch darüber zu reden sein.

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10
2015
Legida © by strassenstriche.net auf flickr, bearbeitet by IslamiQ

Sachsen bleibt angesichts neuer Proteste gegen den Islam, Flüchtlinge und die deutsche Asylpolitik in den Schlagzeilen. Am Montagabend versammelten sich in Dresden, Leipzig und Chemnitz erneut Tausende Menschen auf Kundgebungen der islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung.

Nach Schätzungen der Studentengruppe „Durchgezählt“ marschierten allein in Dresden zwischen 10 000 und 12 000 Anhänger von Pegida auf und damit einige Tausend weniger als vor einer Woche beim ersten Jahrestag der Bewegung. Bis zu 1300 Gegendemonstranten protestierten gegen die selbst ernannten „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Laut Polizei, die seit längerem keine Teilnehmerzahlen zu den Demonstrationen mehr bekanntgibt, blieb es im Unterschied zur vergangenen Woche in Dresden ruhig. Unklar war zunächst, ob drei brennende Autos ein paar hundert Meter vom Pegida-Versammlungsort auf dem Theaterplatz mit dem Geschehen in Verbindung stehen.

In Chemnitz versammelten sich wenige Hundert Anhänger des Pegida-Ablegers Cegida und etwa 120 Gegendemonstranten friedlich. In Leipzig dagegen kam es am Rande der Legida-Kundgebung zu Gewalt. Laut Polizei wurden vier Legida-Anhänger von Vermummten angegriffen, zwei Personen aus dem Legida-Lager erlitten Verletzungen.

Vor einer Woche waren in Dresden zum ersten Jahrestag von Pegida bis zu 20 000 Anhänger auf die Straße gegangen. Ihnen stand eine etwa gleichgroße Menge an Gegendemonstranten gegenüber. Am Rande kam es zu Ausschreitungen. Der deutsch-türkische Autor Akif Pirinçci sorgte mit einer Hetz-Rede für einen Eklat.

Die anhaltenden Proteste gegen Flüchtlinge und den Islam in Sachsen dürften auch bei einem Festakt zum 25. Jahrestag der Konstituierung des Landtages am Dienstag in Dresden zur Sprache kommen. Dabei will unter anderen Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) das Wort ergreifen.

Wie angespannt die Lage im Freistaat ist, zeigte sich am Sonntagabend auf besonders drastische Weise in Freiberg: Mit einem Großeinsatz mussten rund 200 Polizisten die Ankunft eines Sonderzugs aus Passau mit mehr als 700 Flüchtlingen absichern.

In Freiberg sollten die Migranten in Busse umsteigen und zu Unterkünften nach Dresden und Leipzig weiterreisen. Etwa 400 Demonstranten versuchten unter anderem mit Sitzblockaden, dies zu verhindern – darunter laut Polizei auch Rechtsorientierte. Drei Polizisten wurden bei den Krawallen leicht verletzt, die Behörden sprachen am Montag von „beispiellosen Auseinandersetzungen.(dpa/iQ)

Leserkommentare

Andreas sagt:
Die sächsische Landesregierung, aber auch die Bundesregierung hat PEGIDA viel zu lange nicht als Problem wahrgenommen. Anfangs wurde viel zu oft darüber geredet, dass man die Sorgen dieser Menschen ernst nehmen müsse. Dabei wollte PEGIDA von Anfang an gar nicht, dass die Sorgen der Bürger ernst genommen werden, sondern hat lediglich die Ängste der Menschen (seien sie nun begründet oder unbegründet) für ihre Zwecke benutzt. Wurde auf dies Sorgen und Ängste eingegangen, indem vieles widerlegt wurde, stiessen diese Beweise bei den Anhängern und Mitläufern von PEGIDA auf taube Ohren. Es ging also von Anfang an gar nicht um Sorgen und Nöte, die ernst zu nehmen wären, sondern schlicht und ergreiffend um Rassismus. Das politische Sammelbecken von PEGIDA scheint momentan die AfD zu sein, die es geschickt verstanden hat, sich der PEGIDA anzunähern und in deren Reihen auf Stimmenfang zu gehen. Hilfreich ist allerdings auch nicht, dass insbesondere aus Reihen der CDU und noch mehr der CSU ebenfalls "Hilferufe" wegen Überforderung wegen der zu großen Zahl an Flüchtlingen ertönen. Besser wäre es, wenn die Unionsparteien dem "Wir schaffen das" der Kanzlerin folgen würden, statt die Überforderung zu zelebrieren und damit zu versuchen, auf billige Weise Wählerstimmen bei der AfD einzusammeln. Mir würde ein Deutschland (und auch ein Europa) besser gefallen, das den Herausforderungen der Zeit gewchsen ist und sie anpackt, statt sich hinter hohen Zäunen und neu errichteten Grenzen zu verstecken und zu hoffen, dass es schon bald wieder vorbei sein wird. Die Kanzlerin hat recht, wir können es schaffen, wenn wir bereit dazu sind, anzupacken. PEGIDA und AfD werden uns nur wieder an den Abgrund führen, wie es einst die NSDAP getan hat.
27.10.15
15:55