Die Schura Bremen wünscht sich eine stärkere Einbindung der islamischen Gemeinden in die kommunale Flüchtlingshilfe und fordert den Abbau von Misstrauen gegenüber religiösen Flüchtlingshelfern.
Nachdem vermeintlichen „Salafisten“ vorgeworfen wurde, Flüchtlingsheime besucht zu haben um dort zu missionieren, warnten Bremens Innensenator Ulrich Mäurer und das Landesamt für Verfassungsschutz vor Anwerbeversuchen von religiösen Flüchtlingshelfern. Es soll nun geprüft werden, inwiefern es möglich ist religiösen Fanatikern und Radikalen das Betreten von Flüchtlingsunterkünften zu verbieten.
Die Schura Bremen kritisiert dieses Vorgehen des Innensenators und warnt vor einem Generalverdacht gegenüber Muslimen. Insbesondere da die Schura Bremen sehr bemüht sei ihre Gemeinden dazu zu motivieren sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren, sei eine solche Warnung seitens des Innensenators enttäuschend, kritisierte Bassam El-Choura, Leiter des Projektes Flüchtlingshilfe innerhalb der Schura.
Einerseits werde den Moscheegemeinden vorgeworfen, sie würden sich nicht ausreichend für Flüchtlinge einsetzen, und das, obwohl ein Großteil der Geflüchteten muslimischen Glaubens sei. Andererseits würden die Flüchtlingshilfe und der Zugang zu den Flüchtlingsunterkünften für Muslime durch solche Äußerungen erschwert. „Das Misstrauen muss weg“, fordert El-Choura. Sonst könnte die Motivation seitens der Muslime nachlassen.
Die Schura zeigt sich stolz auf ihr vielfältiges Angebot der Gemeinden im Bereich der Flüchtlingshilfe der letzten beiden Jahre und wünscht sich mehr Anerkennung seitens der Kommune. Die Flüchtlingshilfe der islamischen Gemeinden impliziere unter Anderem Dolmetscherdienste. Begleitung von Neuankömmlingen zu Ärzten und Behörden, Hilfe bei der Wohnungssuche, Fahrdienste zu muslimischen Festen und Organisation von Halal-Essen für die Unterkünfte, zählt Bassam auf.
Außerdem werde viel Bildungs- und Integrationsarbeit geleistet, teilt El-Choura mit. Dabei werden Themen wie die hier gelebte Gleichstellung von Mann und Frau, das Schulsystem oder Mülltrennung behandelt. „Ein Mensch kann nur ein guter Bürger sein, wenn er gut integriert ist“, so der Ingenieur weiter. „Das A und O ist es, die Sprache zu lernen.“ Auch das vermittele man den Flüchtlingen.
Die Haltung von Innensenator und Verfassungsschutz wird von der Schura daher als Vorbehalte gegenüber den Muslimen insgesamt wahrgenommen. „Aber wir haben einen Staatsvertrag. Und man muss anerkennen, dass wir Teilhabe wollen“, sagt Schura-Vorsitzender Ismail Baser. Dass der Innensenator äußere Merkmale als Kriterien zum Erkennen von Salafisten aufliste, hält Baser für bedenklich.
Für die Schura-Vertreter steht außer Frage, dass eine logische Konsequenz aus dem Staatsvertrag sei, dass islamische Gemeinden auch als Träger von Flüchtlingsheimen in Frage kommen und muslimische Community-Mitglieder verstärkt in der Verwaltung für Registrierung und Antragsbearbeitung eingesetzt werden. Eine stärkere Einbindung der islamischen Gemeinden in die kommunale Flüchtlingsarbeit sei notwendig.