Flüchtlingsunterkünfte

Seelsorger fordern Trennung

Die Flüchtlingssituation beschäftigt Politik und Hilfsorganisationen weiterhin. Nun sprechen sich Berliner Seelsorger für eine Trennung der Unterkünfte nach Religionszugehörigkeit aus.

05
11
2015
Willkommenskultur für Flüchtlinge © Takver auf flickr.com (CC BY 2.0), bearbeitet IslamiQ

Die Debatte um getrennte Unterbringung von Flüchtlingen flammt erneut auf. Mehrere Berliner Seelsorger haben sich für eigene Unterkünfte für christliche Flüchtlinge ausgesprochen. Es sei nicht zu verantworten, diese Minderzeit „zu Versuchskaninchen für irgendwelche Toleranzexperimente zu machen“, sagte der evangelische Pfarrer Gottfried Martens dem Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) am Donnerstag. Auch wenn sich nur eine Minderheit der muslimischen Flüchtlinge intolerant verhalte, brauche es eine intensive soziale Betreuung, um Spannungen abzubauen, so der Pfarrer der evangelischen Dreieinigkeitskirche in Berlin-Steglitz weiter.

Wir wir berichteten haben bereits zuvor  Konfliktforscher, Islamwissenschaftler und Theologen sich dagegen gewendet, Flüchtlinge in Unterkünften nach religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit zu trennen. In einem Aufruf wandten sie sich gegen die Annahme, dass sunnitische Araber und Schiiten, Muslime und Christen oder Afrikaner und Asiaten nicht zusammenleben könnten. Es sei wissenschaftlich längst widerlegt, dass Konfessions- oder Religionszugehörigkeiten die Ursache von Konflikten seien.

Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, sagte, die Frage, ob Flüchtlinge mit verschiedener Religionszugehörigkeit getrennt untergebracht werden sollten, gehe am Kern des Problems vorbei. Konflikte entstünden vor allem, weil Menschen auf engstem Raum ohne Rückzugsmöglichkeit lebten – nicht, weil sie einen unterschiedlichen Glauben hätten (wir berichteten)

Das Deutsche Menschenrechtsinstitut erklärte, eine getrennte Unterbringung könne zwar notwendig sein, „aber die Trennlinie läuft nicht entlang der Religionszugehörigkeit, sondern entlang des Schutzbedarfes“. (KNA,iQ).

Leserkommentare

Trara sagt:
Es wäre schön, wenn Sie auch die Äußerungen der bedrohten Menschen (Christen) in den Flüchtlingsheimen wiedergeben würden. Dann könnten Sie sich damit auch mehr auseinandersetzen, was Menschen im Namen Ihrer Religion (Islam) anderen antun. Beiträge gab/gibt es inzwischen viele in Zeitungen und TV. In allen Fällen ging/geht es gezielt um die Zugehörigkeit der Menschen zum Christentum bzw. den Wunsch der Menschen zum Christentum zu konvertieren. Also sich vom islamischen Glauben abzuwenden. Diese Menschen werden massiv bedroht und körperlich angegriffen. In einem anderen Beitrag berichteten Flüchtlinge, dass Ihnen das Benutzen der Küche verwehrt wird, weil sie als Christen "unrein" wären. Natürlich kann es durch Bedingungen (Enge, keine Privatsphäre, unsicherer Status) zu Konflikten kommen. Aber: Vorfälle über christliche Flüchtlinge, die Flüchtlinge aufgrund ihres muslimischen Glaubens bedrohen und angreifen, sind bisher nicht bekannt. Die Angreifer beziehen sich außerdem ausschließlich auf die Religionszugehörigkeit ihrer christlichen Mitmenschen in den Flüchtlingsunterkünften. (Das Leben in einem Aufnahmelager kenne ich übrigens. Bin nicht in Deutschland geboren. Eine Gewaltbereitschaft hat es damals nicht gegeben.) Ich befürchte, dass die permanente Relativierung von bestehenden Problemen zu noch mehr Problemen führen wird. Was die Integration angeht, bin ich gegen getrennte Unterkünfte. Aber wenn einige Vertreter (Ja!) der muslimischen Glaubensgemeinschaft dermaßen bedrohlich und gewaltätig agieren, bin ich dafür, allen anderen Menschen einen Schutzraum zu bieten und sie von den Anderen zu trennen. Die von Ihnen oben erwähnten Experten sind der Meinung, das die Religion nicht die Ursache von Konflikten ist. Aber: Ist es weniger schlimm, wenn die Religion als ANLASS genommen wird, um Unfrieden und Gewalt zu verbreiten?
06.11.15
0:05