Die Flüchtlingssituation beschäftigt Politik und Hilfsorganisationen weiterhin. Nun sprechen sich Berliner Seelsorger für eine Trennung der Unterkünfte nach Religionszugehörigkeit aus.
Die Debatte um getrennte Unterbringung von Flüchtlingen flammt erneut auf. Mehrere Berliner Seelsorger haben sich für eigene Unterkünfte für christliche Flüchtlinge ausgesprochen. Es sei nicht zu verantworten, diese Minderzeit „zu Versuchskaninchen für irgendwelche Toleranzexperimente zu machen“, sagte der evangelische Pfarrer Gottfried Martens dem Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) am Donnerstag. Auch wenn sich nur eine Minderheit der muslimischen Flüchtlinge intolerant verhalte, brauche es eine intensive soziale Betreuung, um Spannungen abzubauen, so der Pfarrer der evangelischen Dreieinigkeitskirche in Berlin-Steglitz weiter.
Wir wir berichteten haben bereits zuvor Konfliktforscher, Islamwissenschaftler und Theologen sich dagegen gewendet, Flüchtlinge in Unterkünften nach religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit zu trennen. In einem Aufruf wandten sie sich gegen die Annahme, dass sunnitische Araber und Schiiten, Muslime und Christen oder Afrikaner und Asiaten nicht zusammenleben könnten. Es sei wissenschaftlich längst widerlegt, dass Konfessions- oder Religionszugehörigkeiten die Ursache von Konflikten seien.
Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, sagte, die Frage, ob Flüchtlinge mit verschiedener Religionszugehörigkeit getrennt untergebracht werden sollten, gehe am Kern des Problems vorbei. Konflikte entstünden vor allem, weil Menschen auf engstem Raum ohne Rückzugsmöglichkeit lebten – nicht, weil sie einen unterschiedlichen Glauben hätten (wir berichteten)
Das Deutsche Menschenrechtsinstitut erklärte, eine getrennte Unterbringung könne zwar notwendig sein, „aber die Trennlinie läuft nicht entlang der Religionszugehörigkeit, sondern entlang des Schutzbedarfes“. (KNA,iQ).