Gegen die islam- und fremdenfeindliche Pegida-Bewegung gibt es deutschlandweit Widerstand. Tausende meldeten sich am Wochenende im Internet, um einen Aufmarsch von Pegida zum Jahrestag der Pogromnacht zu verhindern.
Tausende Menschen haben sich am Wochenende dafür ausgesprochen, einen Aufmarsch der islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung am 77. Jahrestag der Pogromnacht zu verbieten. Pegida will an diesem Montag wie zuletzt regelmäßig montags auf dem Dresdner Theaterplatz demonstrieren. Kritiker verweisen auf den historischen Kontext. Am 9. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen. In aufgepeitschter Stimmung wurden Bürger zum Mob.
Vor kurzem wurde außerdem ein 24 Jahre alter Mann für einen Hitlergruß vor der Synagoge in Dresden für zwei Monate ins Gefängnis. Er hatte am Donnerstag vor dem Amtsgericht der Stadt eingeräumt, den Hitlergruß auf einer Demonstration des islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses im Mai gezeigt zu haben. Er sei betrunken gewesen und habe sich dazu hinreißen lassen, sagte der einschlägig Vorbestrafte. Er musste sich wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten.
Weil der 24-Jährige wegen Körperverletzung, Bedrohung und Verwendens von Nazi-Symbolen bereits zu 20 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt war, sah der Richter keine Möglichkeit, die zweimonatige Strafe nun zur Bewährung auszusetzen. Die Verteidigung kündigte an, das Urteil anzufechten.
„Dass ausgerechnet an einem 9. November Worte voller Hass durch die Straßen Dresdens schallen sollen, ist für mich unerträglich“, sagte der Vorsitzende der Linken in Sachsen, Rico Gebhardt, am Sonntag. Er bat die Bürger, sich dem Bündnis „Herz statt Hetze“ anzuschließen. Es hatte bereits zum 1. Jahrestag von Pegida am 19. Oktober geschätzt 20 000 Demonstranten auf die Straße gebracht und den selbsternannten Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes zahlenmäßig Paroli geboten.
Im Internet wurden am Wochenende über die Plattform Change.org Deutschland Unterschriften für eine Online-Petition gegen den Aufzug gesammelt. „Wir bitten die Stadt Dresden darum, dass wenigstens an diesem historisch bedeutsamen Tag die seit über 12 Monaten wöchentlich stattfindende rassistische Pegida Demonstration untersagt oder an den Stadtrand verlegt wird“, heißt es in dem Aufruf. Bis 17 Uhr hatten schon mehr als 25 000 Menschen die Petition unterzeichnet.
Die Organisatoren der Petition erinnerten daran, dass gerade der Dresdner Theaterplatz, der in der NS-Zeit Adolf-Hitler-Platz hieß, dem Nazi-Regime für große Aufmärsche diente. Sie sprechen sich dagegen aus, dass „dieser geschichtsträchtige Ort erneut die Kulisse für Menschenverachtung und Rassismus“ werden soll.
Change.org veröffentlichte auch einen Brief des Dramaturgen Robert Koall vom Dresdner Staatsschauspiel. „Die Stadtverwaltung hat nun entschieden: Am Montag, dem 9. November, darf die Veranstaltung „Herz statt Hetze“ nicht auf dem Theaterplatz stattfinden. Der Platz wird stattdessen Pegida zugesprochen. „Entweder, die Stadtverwaltung ist auf kaum zu begreifende Weise gedankenlos und geschichtsvergessen. Oder sie tut das wissend und willentlich“, kritisierte Koall. (dpa, iQ)