In Berlin fand heute die Deutsche Islamkonferenz statt. Islamische Wohlfahrtspflege und Seelsorge und vor allem Flüchtlingshilfe als ein Bereich der Wohlfahrtspflege haben die heutige Sitzung dominiert
Die Gründung eines muslimischen Wohlfahrtsverbandes wird konkreter. Erstmals hätten sich dazu alle muslimischen Religionsgemeinschaften im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz (DIK) zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) am Dienstag in Berlin. Möglicherweise bilde dieser dann die „Keimzelle für einen Wohlfahrtsverband“.
Die deutsche Islamkonferenz widmet sich seit letztem Jahr dem Arbeits- und Themenfeld „Islamische Wohlfahrtspflege“. In einem finalen Ergebnispapier präsentierte der DIK-Lenkungsausschuss heute in Berlin seine Ziele und bisherigen Erfolge.
„Mit Weitsicht hat die DIK, Wohlfahrtspflege und Seelsorge als Themen für die dritte DIK-Runde festgelegt. Wie wichtig und richtig dieser Schritt gewesen ist, zeigten uns nicht zuletzt der rasante Anstieg der Flüchtlingszahlen und der damit verbundene Bedarf an zivilem und ehrenamtlichem Engagement. Sondern auch wie groß der Beitrag der organisierten Muslime war und ist. […]In diesem Bewusstsein haben wir die AG-Islamische Wohlfahrtspflege in ihrer heutigen Form konstituiert. Mitglieder sind AMJ, DITIB, IGBD, IGS, IRD, VIKZ, ZMD und ZRMD“, lobte Ayten Kilicarslan, Vertreterin der islamischen Religionsgemeinschaften in der AG Wohlfahrt, heute die Erfolge und die Relevanz der aktuellen DIK.
Der DIK-Lenkungsausschuss betonte ebenfalls die wichtige gesellschaftliche Bedeutung der islamischen Wohlfahrtspflege und Seelsorge. „Wohlfahrtspflege ist ein zentrales Thema der Kooperation des Staates auch mit religiösen Gemeinschaften. […] So wie es zum Beispiel religiöse oder weltanschaulich geprägte Einrichtungen der Wohlfahrtspflege gibt haben auch Muslime das Recht Wohlfahrtspflege konfessionell zu organisieren“, hieß es in ihrem heutigen Abschlussbericht.
Im Verlauf der letzten Monate legten die Teilnehmer der DIK verschiedene Handlungsfelder fest um das Vorhaben der islamischen Wohlfahrtspflege konkret und gezielt umzusetzen. Zu den Handlungsfeldern zählen u.a. Würdigung und Abbau von Vorbehalten; Information und Beratung; Kooperation und Teilhabe; Ehrenamt, Hauptamt und Qualifikation; und Finanzierung.
Einen ersten Impuls setzte beispielsweise die öffentliche Tagung „Wohlfahrtspflege als Thema der DIK“ im Januar 2015 in Berlin, die der Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig sowie der Dialogbeauftragte des VIKZ, Erol Pürlü als damaliger KRM-Sprecher und Vertreter der islamischen Religionsgemeinschaften gemeinsam organisierten. Dabei wurden bundesweit sozial engagierte Akteure und Experten aus islamischen Organisationen, Wohlfahrtsverbänden, Verwaltungen des Bundes, der Länder und Kommunen sowie aus der Wissenschaft zusammengeführt.
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) betonte, auch die bisherigen Wohlfahrtsverbände müssten sich stärker den Muslimen öffnen. In Kitas etwa geschehe dies schon. Bereits jetzt gebe es viele Muslime, die sich ehrenamtlich engagierten. Dies müsse ausgebaut werden.
Die Diakonie sagte die Unterstützung der muslimischen Religionsgemeinschaften bei der weiteren Professionalisierung ihrer sozialen Arbeit zu. Der Ausbau von speziellen Angeboten der Diakonie für Muslime sowie der Aufbau einer islamischen Wohlfahrtspflege in Deutschland würden sich ergänzen. Auch Caritas-Präsident Peter Neher hatte sich im vergangenen Jahr zur Gründung eines solchen Wohlfahrtsverbands geäußert. Falls erwünscht, stellte die Caritas gerne ihr Wissen und ihre Erfahrung zur Verfügung.
Die weitere Umsetzung der islamischen Wohlfahrtspflege soll jedoch nicht durch die DIK als Institution, sondern vielmehr in Eigeninitiative der teilnehmenden islamischen Religionsgemeinschaften erfolgen. Die DIK soll zwar weiterhin eine beratende Funktion in der geplanten Islamische Wohlfahrtspflege einnehmen, doch auch künftig wieder neuen Themen widmen. Im kommenden Jahr will sich die Deutsche Islamkonferenz beispielsweise stärker mit dem Thema Seelsorge befassen. (KNA/iQ)