Terror in Paris

Extremisten geht es nicht um Spiritulität

Der Politologe Asiem El Difraoui ist der Meinung, dass die Radikalisierung der Extremisten keine spirituelle Begründung hat. Eher würde es mit gesellschaftlich-sozialen Kontexten der Betroffenen zusammenhängen.

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2015
Ramadan - spirituelle Nahrung für den Muslim
Symbolfoto: Spiritualität. Vor allem in der Kadr-Nacht von Bedeutung © by Jenny Poole auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Nach Einschätzung des Politologen Asiem El Difraoui hat die Radikalisierung von Extremisten wenig mit Religion zu tun. Sie hänge eher mit familiären Traumata zusammen und mit einer „ganz allgemeinen Sinnsuche, mit dem Finden einer neuen Gemeinde“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag). „Es geht gar nicht darum, Muslim zu werden und in der Spiritualität des Islam auf Sinnsuche zu gehen. Sondern man wird gleich Dschihadist.“

Der Forscher, der französische Regierungsinstitutionen in Fragen der Terrorismus-Prävention berät, kritisierte die geringen Kenntnisse in diesem Bereich. Polizisten seien nicht ausreichend geschult, und „man fängt jetzt erst an mit den Studien“, sagte El Difraoui. Es brauche eine europaweite Debatte darüber, wie man jungen Menschen die europäische Identität vermitteln könne, etwa, „dass man auch seine Religion hier wesentlich besser leben kann als in Saudi-Arabien oder in Ägypten“.

Eine „Kreuzzügler-Rhetorik“ westlicher Länder spiele den Extremisten unterdessen in die Hände, sagte der Experte weiter. Sie wüssten, dass in drei Wochen Regionalwahlen in Frankreich stattfinden. „Und natürlich auch, dass Muslime jetzt stigmatisiert werden.“

Bei einer Anschlagserie am Freitagabend in Paris, zu der sich die islamistische Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) bekannte, waren 129 Menschen getötet und über 350 zum Teil schwer verletzt worden.

Leserkommentare

Viktor sagt:
Hatten also Mohammed und die ihm nachfolgenden Kalifen Traumata, die sie nicht verarbeitet hatten oder weshalb sind die in Kriege gezogen, um immer mehr Gebiete zu erobern? Hatten diese Eroberungszüge auch nichts mit dem Islam zu tun? Die Erkenntnis, dass Muslime hier ihre Religion wesentlich besser leben können als in Saudi-Arabien oder Ägypten können nur Muslime selbst vermitteln. Dass sie stattdessen immer das Gegenteil predigen, nämlich dass Muslime hier angeblich unterdrückt und in der Ausübung ihres Glaubens behindert werden, ist geistige Brandstiftung und nicht die Schuld der Mehrheitsgesellschaft. Und dass Muslime uns immer wieder gerne als Kreuzzügler bezeichnen ist auch eher Hetze als Realität. Welcher Papst hat denn zuletzt einen Kreuzzug ausgerufen? Johannes Paul der II.? benedikt der XVI.? Franziskus?
16.11.15
13:23
Kaan sagt:
Eher Hetze als Realität. Besser könnte man Ihr Posting nicht beschreiben. Danke.
16.11.15
23:54