Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ruft die Muslime in Deutschland zu einer „Reformation“ des Islam auf.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat die Muslime in Deutschland zu einer „Reformation“ des Islam aufgerufen. „Der Islam steckt in einer Krise“, sagte Kretschmann der Zeitung „Welt am Sonntag“. Es gebe vermehrt fundamentalistische Strömungen, die sich auch gegeneinander richteten. „Da ist meines Erachtens Reformation angesagt. Dieses Problem können nur die Muslime selbst lösen.“
Die Muslime müssten sich darum kümmern, dass der aufgeklärte Islam in Deutschland sich nicht zu einem arabischen Islam entwickele, forderte Kretschmann. Sie müssten ihre Stimme erheben, wenn der Islam missbraucht werde. „Der Islam muss sich von diesen gewalttätigen Exzessen reinigen“, so der baden-württembergische Regierungschef.
Dass sich eine Religion immer wieder reinigen müsse, sei nichts Neues. „Das musste das Christentum auch“, erklärte der Katholik und Grünen-Politiker. „Jede Religion muss darauf achten, zeitgemäß zu sein. Das ist die Aufgabe der Muslime.“ Es gehe nicht darum, von den Muslimen andauernd zu verlangen, sich vom Terrorismus zu distanzieren; es gehe um viel mehr.
Ängste vor einer Islamisierung Deutschlands nannte Kretschmann „abwegig“. Diese Angst sei „komplett unbegründet“. „Wie viele Muslime sitzen denn eigentlich in unseren Parlamenten? Wie viele sind Bürgermeister?“ Er selbst habe in Baden-Württemberg nur eine Bürgermeisterin mit Migrationshintergrund gefunden; sie habe italienische Wurzeln. „Eine Islamisierung unserer Gesellschaft wird es nicht geben.“ Deutschland werde aber kulturelle Veränderungen erleben, etwa durch den Bau von Moscheen und normales islamisches Leben wie das Fasten im Ramadan. Das sei „gut und erwünscht“. (KNA,iQ)