Wir geben einen Überblick über die – aus unserer Sicht – wichtigsten Ereignisse und Berichte aus dem Jahr 2015. IslamiQ wünscht einen guten Start ins neue Jahr und freut sich auf die kommende Zeit.
Die Flüchtlingswelle im Spätsommer 2015 war eines der wichtigsten Ereignisse in Europa. Während sich viele Länder die Frage stellen, in welchem Rahmen und ob sie Flüchtlingen helfen können, wurden die Muslime als schwarze Schafe gebrandmarkt. Es fiel der Vorwurf, Muslime täten viel zu wenig für Flüchtlinge. Zahlreiche Aktionen widerlegten dieses Argument und zeigten, dass sich Muslime sehr wohl für das Wohl der Flüchtlinge einsetzen. Vor allem im Fastenmonat Ramadan und zum Opferfest war die Hilfsbereitschaft deutlich zu spüren. Wir berichteten über diese Ereignisse unter dem Hashtag #MuslimeHelfenFluechtlingen.
Im März erklärte das Bundesverfassungsgericht, dass ein pauschales Kopftuchverbot für Lehrerinnen an öffentlichen Schulen verfassungswiedrig sei. Das Urteil stellte einen Meilenstein im langjährigen sogenannten „Kopftuchstreit“ muslimischer Lehrerinnen in ganz Deutschland dar. In Folge dieses Urteils ist in den meisten Bundesländern eine Diskussion über eine Überarbeitung des jeweiligen Schulgesetzes entstanden, wobei man in den einzelnen Bundesländern zu unterschiedlichen Ergebnissen kam. Während beispielsweise die Bundesländer NRW und Niedersachsen das Kopftuchverbot für Lehrerinnen weitestgehend aufhoben, bleibt das Verbot in Bayern, Hessen und Berlin zunächst weiter bestehen.
Kein europäisches Land war wohl dieses Jahr größeres Opfer von Terroranschlägen als Frankreich. Anfang des Jahres wurde die Redaktion des Satiremagazin „Charlie Hebdo“ von Terroristen gestürmt. Dabei kamen mehrere Mitarbeiter des Magazins ums Leben. Im November kam es erneut zu einer Anschlagsserie in Paris und Umgebung, bei der mehr als 100 Menschen ums Leben kamen. Muslime und islamische Religionsgemeinschaften in Frankreich und Deutschland verurteilten diese Gewaltverbrechen aufs Äußerste und bekundeten ihre Solidarität mit den Opfern und ihren Hinterbliebenen. Dennoch lösten diese Anschläge in Frankreich, aber auch auch in anderen europäischen Ländern, eine Welle islamfeindlicher Hetze und Agitation aus.
Im Anschluss an den Terroranschlag auf das Magazin „Charlie Hebdo“ kochte die Diskussion auf, ob Religionskritik auch Satire sein kann oder ob dahinter Blasphemie steckt. Während viele der Meinung waren, dass Satire keine Grenzen kennt und auch „Gotteslästerung“ vertragen kann, waren andere dafür, dass der öffentliche Frieden wichtiger sei.
Im Jahr 2015 wurden genau wie ein Jahr zuvor viele Moscheen angegriffen. Bei den meisten Ermittlungen wurden islamfeindliche oder politische Motive von der Polizei ausgeschlossen. Dabei sahen die Anschläge oft sehr unterschiedlich aus. Manchmal wurden Hakenkreuze an die Aussenfassaden der Moschee gemalt, Pakete mit Schweinsköpfen geliefert, Müllcontainer angezündet, Molotowcocktails geworfen oder Feuer im Gebetsraum gelegt.
In diesem Jahr wurde die Hadsch von schrecklichen Ereignissen überschattet. Ein Baukran ist einige Tage vor Beginn der Hadsch umgestürzt. Es kamen 107 Menschen ums Leben. Bei einer Massenpanik während der Hadsch starben nach offiziellen Angaben etwa 1 500 Menschen. Inoffizielle Quellen gehen von einer höheren Anzahl Toter aus. Den saudischen Behörden wurde eine unsichere Infrastruktur vorgeworfen.
Erstmals wurde in der deutschen Fernsehanstalt ein Themenschwerpunkt zum Ramadan gesetzt. Der Bayerische Rundfunk hat für die Zeit des muslimischen Fastenmonats vom 18. Juni bis zum 16. Juli, Spielfilme, Dokumentationen, Diskussionssendungen und Beiträge in Magazinen sowie ein Internet-Dossier spezifisch nach dem Fastenmonat ausgerichtet. In der Zeit der Ramadan-Sendungen blendete der Sender zunächst rechts oben in der Ecke eine Mondsichel ein, die neben dem Schriftzug Ramadan zu sehen war. Schon nach wenigen Stunden soll es Kritik und Beschimpfungen gehagelt haben, unter anderem auf der Facebook-Seite des Bayerischen Rundfunks. Als Folge entschied sich der Sender, das Logo rauszunehmen.