Silvesternacht in Köln

Wer hat Angst vor Nordafrikanern?

Seit einigen Tagen ziert Köln bundesweit die Schlagzeilen. Rund 1.000 „nordafrikanisch-arabisch“ aussehende Männer sollen in der Silvesternacht Frauen sexuell belästigt haben. Esra Lale schreibt über die absurden Folgen einer emotionsgeladenen Debatte.

06
01
2016
Symbolbild: Silvester © Casey Hugelfink auf flickr, bearbeitet by IslamiQ

Nach Polizeiangaben sollen sich am Silvesterabend rund um den Kölner Hauptbahnhof mehr als 1.000 junge Männer versammelt haben, berichtet der Kölner Stadtanzeiger. Frauen seien sexuell belästigt, bedrängt und ausgeraubt worden. Circa 90 Anzeigen seien bei der Polizei in Köln eingegangen und zwei Verdächtige von der Polizei festgenommen worden. Die momentane Beweislage reiche aber nicht aus, um eine direkte Verbindung zu den Vorfällen am Silvesterabend aufzustellen.

Trotz dieser dünnen Faktenlage, scheint man sich jedoch in einer Sache einig zu sein: die Männer sahen „nordfrikanisch- arabisch“ aus. Der Innenminister von NRW (SPD) Ralf Jäger sagte darauf hin:„Wir nehmen es nicht hin, dass sich nordafrikanische Männergruppen organisieren, um wehrlose Frauen mit dreisten sexuellen Attacken zu erniedrigen.“ Bei solchen Aussagen brauchte es dann auch nicht lange und schon wird das Täterbild um die Eigenschaften „islamisch“ und „muslimisch“ angereichert.

Das Feindbild: der islamisch-arabische Mann

Die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) forderte beispielsweise per Twitter eine Auseinandersetzung mit „gewaltlegitimierenden
Männlichkeitsnormen in muslimischer Kultur“.

Die CDU-Vizevorsitzende Julia Klöckner erklärte auf focus.de, es sei „wohl evident“, dass die Übergriffe „von mutmaßlichen Tätern eines bestimmten Kulturkreises verübt wurden“ und fügt weiter hinzu: „Und wenn manche Männer es aus ihrem Heimatland auch anders gewohnt sind: In unserem Land sind Männer und Frauen gleichberechtigt und es gelten Persönlichkeitsrechte“.

Abgesehen davon, dass diese Aussagen nichts weiter tun als mehr Gewalt und Zwiespalt zu fördern, sind sie einfach nur rassistisch und gnadenlos pauschalisierend! Das Feindbild vom islamisch-arabischen Mann wird in bunten Facetten ausgemalt und legitimiert fortan fremdenfeindliche Ressentiments. „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“, wird die Antwort auf diese Zeilen sein. Aber dann darf man auch sagen, dass es an Absurdität gleicht von bisher fünf Verdächtigen auf den Migrationshintergrund von 1000 Männern zu schließen?

Außerdem darf und sollte gesagt werden, dass es mehr als bedenklich ist, dass man den kulturellen Hintergrund der Männer so zu Tage legt. Dass die Redseligkeit der Polizei sehr stark vom Fall abhängt, wurde bereits in einem vorherigen Beitrag kritisiert, doch dass es diesmal so einen großen Raum einnimmt und eine derart emotionale Debatte auslöst – und das wird man wohl noch sagen dürfen – ist rechtspopulistische Interessenvertretung par excellence.

Verwunderlich ist auch, wie scharfsinnig die Wahrnehmung bezüglich ausländisch-aussehender Männer zwischenzeitlich geworden ist. Es ist eine Art Running Gag, von dem Iraner, Tunesier, Marokkaner und überhaupt alle „Schwarzköpfe“ berichten, dass sie immer unter dem Sammelbergriff „Türken“ gefasst werden und man über Afrika so redet als wäre es ein Land und kein Kontinent mit 55 Staaten. Wie kommt es dann, dass man jetzt explizit von „nordafrikanisch-aussehend“ spricht?

Und überhaupt wie viele von den neunzig Anzeigen haben das ausdrücklich behauptet? Außerdem, was ist aus dem guten alten Konjunktiv geworden? Haben wir nicht gelernt, dass, wenn man sich nur auf die Aussagen von Zeugen stützt, nicht von vollendeten Tatsachen sprechen darf? Aber in dieser emotionsgeschwängerten Diskussion werden keine Fragen, sondern Forderungen gestellt. CSU-Politiker forderten beispielsweise konsequente Abschiebungen für straffällige Asylbewerber. Es müsse möglich sein, einen Migranten, „der etwa einem Frau sexuell nötigt und dafür verurteilt wird, sofort abzuschieben“, so der CSU-Rechtsexperte Hans-Peter Uhl in der „Huffington Post“.

Es wird bewusst ein klares Feindbild konstruiert, als wolle man den Argumenten der Pegidaner und Rechtspopulisten eine mentale Hetzstütze verleihen. Die Angstblase vor dem muslimisch-aussehenden Mann wird immer weiter aufgebläht. Die Religionspädagogin Lamya Kaddor nennt diese „reflexartige“ Diskussion „beängstigend“ und es ist sogar mehr als das, es ist gefährlich und unnötig. Die Grenzen des Rechtspopulismus weiten sich immer mehr aus und rassistische Äußerungen werden marginalisiert. Die Zahlen über rechtsextreme Übergriffe im Jahr 2015 sind alarmierend und trotzdem -oder genau deshalb- wird gnadenlos mit dem braunen Gedankengut der besorgten Bürger geliebäugelt.

Wie damit umgehen?

Dass man diese scheußlichen und frauenverachtenden Übergriffe verurteilen und anprangern muss, ist eine Selbstverständlichkeit. Als Kölnerin für mich außerdem noch zusätzlich sehr enttäuschend, doch statt sich in der Emotionalität der Diskussion zu verlieren und sich an den gelieferten Stereotypen entlang zu hangeln, um das eigene politische Begehren voranzutreiben, sollte man auf Fairness und Sachlichkeit setzen. Die Debatte weg von Migrationshintergründen, hin zur eigentlichen Problematik lenken. Denn ja, es gibt ein ernstzunehmendes Problem in Deutschland, das sind jedoch nicht die „Nordafrikaner“ sondern die ansteigenden sexistischen und rassistischen Tendenzen innerhalb der gesellschaftlichen Mitte.

Doch die „Wertedebatte“ zwischen der fremden „muslimischen Kultur“ und den „abendländisch-christlichen Werten“ läuft weiterhin auf Hochtouren. Fragen wie: „Wie können WIR unsere Werte verteidigen und wie den Migranten beibringen?“ werden gestellt. Dass dies schwer zu bewältigen ist, zeigt die Tatsache, dass das WIR auch vieles nicht verstanden hat. Denn dann wären die Grundlagen des deutschen Grundgesetzes bekannt, und zwar, dass kein Mensch, unabhängig von seinem Aussehen, seiner Religion und seiner Herkunft benachteiligt werden darf.

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
@Trara Was die Koran-Sure betrifft, die Sie zitieren: Diese Schrift hat schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel. Der Koran ist in einer von Männern dominierten Gesellschaft entstanden, was auch für die Bibel gilt. Zu erwarten, man würde dort Verse finden, die unserem heutigen Verständnis von (Geschlechter)Gleichheit entsprechen, ist nicht realistisch. Aber ich stimme Ihnen insofern zu, dass manche Muslime zu oft mit dem Koran argumentieren. Dass zu vieles unter dem Deckmantel der "Religionsfreiheit" gesehen wird. Nehmen wir das Verhältnis der Geschlechter. Da gibt es eine berühmt-berüchtigte Sure, die angeblich das Schlagen der Frau erlaubt (Das ist die fundamentalistische Auslegung). Strittig ist dabei das Verb "dharb", das im Arabischen vieles bedeuten kann, u.a. auch "schlagen." Vor Jahren gab es einen Fall, da berief sich ein Muslim, der seine Frau schlug, die ihn daraufhin anzeigte, auf die Religionsfreiheit nach Art. 4 GG. Das Gericht entschied, dass in diesem Fall § 1 GG ("Die Würde des Menschen ist unantastbar") und das Recht auf Unversehrtheit der Person Vorrang haben vor einer sehr speziellen Auslegung von "Religionsfreiheit." Man nennt das "Rechtsgüterabwegung." Das Beispiel sollte deutlich machen, dass Religionsfreiheit nach Art. 4 GG nicht beleibig und grenzenlos ist. Es ist aber wichtig, zu betonen, dass die meisten muslimischen Männer ihre Frauen respektvoll behandeln (Und auch umgekehrt: Das die muslimischen Frauen ihre Männer respektvoll behandeln). lg Johannes Disch
10.01.16
13:16
gregek sagt:
das von Herrn Samad veröffentlichte Buch hat von einem Islamexperten, der seine Rezension in der Zeit veröffentlicht hat, positive Kritiken erhalten. Samad würde demnach den Lebenslauf des "Propheten" anhand einer historisch-kritischen Methode beurteilen, die in der Wissenschaft üblich sei. Seine Aussagen würden mit zahlreichen frühhistorischen Quellen belegt, so dass seine Aussage einen fundierten Eindruck hinterließen. Die Kritiker dieses Buchs wie z.B. Daniel Bax von der TAZ bezeichnen ihn hingegen pauschal als Islamfeind ohne sachlich auf den Inhalt seines Buchs einzugehen. Ähnliches Fehlverhalten zeigten auch andere Kritiker, die Ihre Kommentierungen zu dem Buch nur aus dem Lebenslauf und möglichen Motivationen von Herrn Samad abgeleitet haben. Religion wird von den Anhängern unterschiedlich interpretiert und ausgelegt, so dass eine Differenzierung zwischen beiden Begriffen geradezu geboten ist. Die Aussagen von Herrn Samad beziehen sich auf den Islam, wie er ihn versteht. Da dieses Verständnis von dem anderer Muslime abweicht, müssen sich diese von seiner Kritik nicht angesprochen fühlen. Wenn Kritiker das Christentum faschistischer Elemente aufgrund der Kreuzzüge, des Kolonialismus oder der Verbindungen zum Nationalsozialismus bezichtigen, fühle ich mich als Katholik nicht angesprochen. Diese Kritiker legen diese Religion anders aus als meine Wenigkeit, ohne dass ich den Kritikern Hetze gegen alle Christen unterstellen muss. Kritik an der christlichen Religion von dem Schlage einer Hirsi Ali, eines Herrn Samad oder Frau Kelek erzeugen mittlerweile hier in der sogenannten westlichen Welt kaum noch Aufsehen . Seltsamer Weise wird solchen Kritiker keinerlei rechtspopulistischen Absichten unterstellt. Hört sich irgendwie nach Messen mit zweierlei Maß an!? Die gegenwärtigen Probleme in der arabischen Region wie auch außerhalb in Ländern mit einer Bevölkerungsmehrheit muslimischen Glaubens (Nigeria, Somalia, Pakistan, Indonesien, Türkei, etc.) haben vielfältige Ursachen, die aus Tradition, Kultur und Religion resultieren. Von vornherein, vielleicht auch aus einem falschen Toleranzverständnis heraus, mögliche Ursachenkomponenten wie die Religion ohne nähere Ursachenanalyse kategorisch auszuschließen, halte ich für den falschen Weg. Wenn die Religion durch Reformen zu einer Beseitigung der katastrophalen Missstände beitragen kann, warum sollte dieser Weg dann nicht eingeschlagen werden? Pauschale Aussagen wie "das ist nicht Islam", "das hat nichts mit Islam zu tun" sind nichts anderes alles Denkverbote, die die Entstehenung einer vielleicht unangenehmen Diskussionen tabuisieren soll.
10.01.16
21:00
Johannes Disch sagt:
@gregek Abdel-Samad ist kein Islamexperte, auch wenn er in gewissen Medien als solcher apostrophiert wird. Er hat Politikwissenschaften, Französisch und Japanisch studiert. Seine Dissertation hat er abgebrochen. Daniel Bax hingegen ist studierter Islamwissenschaftler und er geht sehr wohl auf die Thesen von Abdel-Samad ein, und zwar im "Spiegel"-Artikel, wie auch in seinem Buch "Angst ums Abendland." Das Buch "Mohamed" von Abdel-Samad hat sehr wenige positive Kritiken bekommen, aber dafür sehr viele negative. Ohne jetzt auszuufern: Samad bedient sich eben nicht der historisch-kritischen Methode, sondern nimmt die Legenden um Mohammed als bare Münze und misst ihn nicht an den Maßstäben des achten Jahrhunderts nach Christus, sondern an heutigen Maßstäben. Dabei geht er mit den Quellen sehr selektiv um, und sucht sich nur heraus, was ihm in den Kram passt. Und sein "Islamischer Faschismus" ist noch schlechter. Es ist das eine, gewisse historische Perioden des Christentums zu kritisieren (Hexenverbrennungen, Kreuzzüge, etc.). Aber es ist absurd, eine ganze Weltreligion mit sehr unterschiedlichen hisitorischen Phasen-- hier: Den Islam-- pauschal als "faschistisch" zu brandmarken, wie Abdel-Samad es tut. Wer sich für das Thema interessiert, der sollte nach Möglichkeit nicht bei der Lektüre von Abdel-Samad stehen bleiben. Hier in diesem Forum gibt es einen guten Artikel über das Buch "Mohamed" von Abdel-Samad. Er lautet: "Der ungefährliche Prophet." Da werden die wichtigsten methodischen und inhaltlichen Fehler von Samads Buch deutlich gemacht. Zurück zum Thema dieses Artikels: In Düsseldorf bilden sich sogenannte "Bürgerwehren" und in Köln machten rechte Randalierer Jagd auf muslimisch aussehende "Ausländer." Man hatte sich dazu im Netz verabredet. Der Vorsitzende des "Zentralrat der Muslime" meldet eine Flut von Haß-Mails und Drohanrufen, so dass man die Telefonanlage inzwischen abgeschaltet hat. Es wird zeit, dass dieses Land verbal abrüstet und die Dinge wieder rational diskutiert. lg Johannes Disch
11.01.16
12:33
Objektiv sagt:
Diese Seite ist nicht ernst zu nehmen da sie nur die schwarz weiß Welt wiedergibt und kein Interesse hat die Wahrheit zu sehen. Einseitige verblendete Berichte und Aussagen. Pure Meinungsmache.
12.01.16
19:07
grege sagt:
meine Beurteilung des von Herrn Bax verfassten Spiegelartikel sowie des letzten von Herrn Samad veröffentlichten Buchs gleicht der Sichtweise von Herrn Abdel-Hakim Ourghi in dem Artikel mit dem treffenden Titel "Wer hat Angst vor ehrlicher Islamkritik". Der Autor hat nicht nur Islamwisschenschaften studiert sondern auch in diesen über das Leben und Wirken Mohammeds promoviert. Mit dieser Expertise sind optimale Voraussetzungen für eine fundierte Darstellung gegeben. Toleranz in einer mulitkulturellen Gesellschaft bedeutet nun mal auch, dass man auch unliebsame und provokante Äußerungen und Stellungnahmen über bwz. zu seiner Religion akzeptieren muss. Des Weiteren geht es hier auch nicht um eine Kritik am Christentum mit Bezug auf vereinzelte düstere Kapitel in seiner Gesichte, sondern um die pauschale Gleichsetzung dieser Weltreligion mit Faschismus. Im Google kann bei Eingabe der Gleichung "Christentum = Faschismus" eine ergiebige Trefferanzahl mit Artikeln aus dem atheistischen, linksorientierten Milieau bewundert werden. Seltsamerweise wird den Autoren kein fremdenfeindliches oder gar faschistisches Gedankengut unterstellt, im Gegenteil deren Wirken wird sogar als fortschrittlich und aufklärend angesehen. Diese Kritiker müssen zudem - Gott sei Dank - nicht um Ihre physiche Unvehrtheit fürchten. Im Gegensatz dazu müssen die in diesem gescholtenen Islamkritiker wie Herr Samad, Frau Kelek oder Frau Hirsi Ali unter Polizeischutz hier im freiheitlichen West- und Mitteleuropa leben. Anstatt diesen Personen hier Anerkennung und Solidarität zu zollen, wird Ihnen zusätzlich das Motiv materieller Habgier unterstellt. Diese traurige und erschütternde Tatsache verdeutlicht um so mehr den akuten Abrüstungsbedarf auch in anderen Milieus dieses Landes. Pegida und sonstige rechtspopulistische Bewegungen lassen sich nur erfolgreich bekämpfen, wenn die Äußerung von Islamkritik - so bissig sie auch sein mag - ohne Polizeischutz möglich ist. Die Tabuisierung des Themas mit der Rassimuskeule, wie es leider auch in diesem Forum geschieht, verschlimmert nur das Problem. Köln läßt grüßen.......
12.01.16
19:40
Johannes Disch sagt:
@grege Natürlich sollte man ein Problem nicht relativieren. Es gilt aber auch: Man sollte es nicht dramatisieren. Eine Straftat ist ein Straftat, unabhängig vom ethnischen und religiösen Hintergrund der Täter. Und in einer bestimmten Form der öffentlichen Berichterstattung und in gewissen "sozialen Medien" wird Köln unzulässig zu einem "Muslim-Problem", zu einem "Islam-Problem" gemacht. Als wären patriarchale Strukturen und sexuelle Übergriffe ein Alleinstellungsmerkmal der "Islamischen Kultur." Indien hat eine sehr hohe Rate von Vergewaltigungen. Und Indien ist hinduistisch geprägt. Südamerika hat dasselbe Problem. Und Südamerika ist christlich geprägt. Aiman Mazyek hat schon Recht, wenn er davor warnt, Muslime wegen Köln zum Sündenbock zu machen. lg Johannes Disch
13.01.16
9:20
grege sagt:
die Verbrechen in Köln und in anderen deutschen Großstädten hatten leider einzigartige Dimensionen erreicht. Gepaart mit offensichtlichen Vertuschungsversuchen von öffentlich rechtlichen Medien sowie der Öffentlichkeitsarbeit durch die Polizei hat sich hier natürlich ein Selbstläufer ergeben. Verurteilung einer Straftat sollte natürlich unabhängig von der Herkunft des Opfers erfolgen, Strafrabatte aufgrund der Herkunft sind natürlich ebenso auszuschließen. Wenn innerhalb einer bestimmten Menschengruppe Probleme auftreten, sollen diese zwecks Problemlösung auch beim Namen genannt werden. Aufgrund des vergleichsweise hohen Zahl von fremdenfeindlichen Straftaten in den neuen Bundesländern sind dort auf Initiative von Bund, Ländern und Gemeinden gezielte Präventivprogramme gegen Rechtsradikalisums angestoßen und durchgeführt worden. Keinem der Iniatoren dieser Programme ist dabei jemals vorgeworfen worden, die ostdeutsche Bevölkerung unter Generalverdacht zu stellen. Auch der Ausschluß eines Alleinstellungsmerkmal bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Verknüfung zwischen der Relgion und einem bestimmten Fehlverhalten ausgeschlossen werden kann. Christen können nicht den Zusammenhang ihrer Religion und den Kreuzzügen mit dem Argument leugnen, dass im Namen anderer Religionen ebenfalls gemordet wurde. Mit demsleben Argument relativieren Rechtsradikale häufig den Holocoust, indem sie auf die Massenmorde der Aboriginies, der Indianer oder der Algerier während des Algerienkriegs verweisen.... Herr Mazyek äußert immer diese Warnungen, um unbequemer Islamkritk aus dem Weg zu gehen. Islamkritik wird mit Rechtsradikalismus gleichgesetzt, um kritische Themen im Keim zu ersticken. Insbesondere pflegt Herr Mayzek die Verurteilung islamistischer Gewalttaten mit Islamfeindlichkeit in ein und derselben Stellungnahme zu verknüpfen. Diese relativierende Verhaltensweise finde ich gegenüber den Opfern und deren Hinterbliebenen schändlich und pietätslos. Wer in Ausschwitz vor der Gaskammer steht, sollte der dort ermordeteten Menschen gedenken und keine Verbindung zu den Opfern der Vertreibung herstellen! Solange Islamkritiker hier unter Polizeischutz leben müssen und Muslimverbände jeglicher Kritik aus dem Wege ergehen, ist die vorhandene Skepsis gegenüber dem Islam auch nicht verwunderlich..... Gruß Grege
13.01.16
22:13
Johannes Disch sagt:
@grege Die Informationspolitik der Kölner Polizei war mehr als ungeschickt. Und es war nicht das erste Mal, dass die Kölner Polizei den Dingen nicht gewachsen war. Bei der Kundgebung der fremdenfeindlichen "Hogesa" hatte sie die Lage auch falsch eingeschätzt und die Dinge entglitten ihr. Nun, mit dem Rücktritt des Polizeipräsidenten gab es ja bereits erste personelle Konsequenzen. Wichtiger ist aber, dass die Polizei-- richtiger: Die Einsatzleitung-- aus diesen Fehlern lernt und sich so etwas nicht wiederholt. Zu Aiman Mazyek: Er wehrt sich nicht per se gegen Islamkritik, sondern gegen eine bestimmte pauschalierende Form von Kritik. Aber schon richtig: Gelegentlich macht er sich zu einfach und wiegelt ab. Das ist menschlich aber auch verständlich, wenn man sich am laufenden Meter zu Dingen äußern muss, für die man nix kann. Stellen Sie sich vor, sie müssten sich laufend wegen der Taten des NSU rechtfertigen, nur um zu damit zu beweisen, dass sie nicht mit Rechtsextremen sympathisieren? Haben Sie Mazyek heute bei "Maischberger" gesehen?? Da fand ich ihn recht sachlich. Muslimverbände gehen der Kritik nicht per se aus dem Weg. Sie wehren sich einfach nur gegen die reflexhafte Gleichung: "Schuld ist der Islam. Schuld ist die Religion", wenn mit Muslimen etwas schief läuft. Ich mache seit vielen Jahren Sozialarbeit, in der Regel mit muslimischen Jugendlichen. Und die Podiumsdiskussionen zu allen möglichen Themen (Kopftuch, Parallelgesellschaften, etc.), an denen ich teilgenommen habe, kann ich schon gar nicht mehr zählen. Da sind natürlich in aller Regel auch immer Vertreter der Verbände dabei. Die meisten sind für Kritik offen. Wenn sie rational vorgetragen wird. Was meinen sie denn mit "jeglicher Kritik aus dem Weg gehen?" Wie wird die Kritik denn vorgebracht? Es kommen die üblichen angstbesetzten Begriffe, die seit Jahren durch die Medien geistern: Kopftuch, Parallelgesellschaften, etc. Und wird tatsächlich einmal mit dem Koran argumentiert, dann sieht es so aus, dass man sich einfach irgend einen Vers aussucht, der skandalös erscheint. Hintergrundwissen über den historischen und theologischen Kontext des Verses? Über seine Entstehung? Über seine vielfältige unterschiedliche Auslegung im Laufe der islamischen Geschichte? In der Regel Fehlanzeige. So sieht doch die "Islamkritik" aus, die betrieben wird. Man muss sich schon ein bisschen die Mühe machen, Grundlagen der Geschichte, Theologie und Philosophie des Islam zu kennen. Und man braucht auch ein wenig Background über den Koran. Wie er entstanden ist. Wie er aufgebaut ist. Wie er zu lesen ist. Wie viele Deutsche machen sich denn diese Mühe?? Aber sie fordern, die Verbände müssten sich der "Islamkritik" stellen. Der Vorwurf geht auch an unsere Medien. Über die religiösen Grundlagen und die Vielfältigkeit der islamischen Theologie vermitteln sie kaum etwas. So lange Kritiker unter Polizeischutz leben müssen ist die Skepsis gegenüber dem Islam berechtigt?? Auch da ist wieder pauschal von "Dem Islam" die Rede. "Der Islam" hat vielfältige Erscheinungsformen. Was können friedlich bei uns lebende Muslime für den Terror des IS? Für einen fundamentalistische Auslegung ihrer Schrift durch durchgeknallte Terroristen? lg Johannes Disch
14.01.16
1:51
grege sagt:
@ Herr Disch ursächlich für eine Straftat ist das Verhalten des Täters. Ohne dieses würde ein mögliches Fehlverhalten der Polizei gar nicht zu Tage treten. Besonders skandolös finde ich, dass an den sexullen Gewalttaten offenbar eine Vielzahl von Flüchtlingen beteiligt war. Dieses Land schickt sich an, diese Leuten ausch Schutz vor Terror und Not eine neue Bleibe zu bieten. Zum Dank vergehen sich diese Leute sexuell an Personen der einheimischen Bevölkerung.Mit diesem Verhalten haben die Täter den vielen anderen Flüchtlingen schlimmen und immensen Schaden zugefügt. Dass rechtsradikale Gruppierungen diese Ereignisse zum Anlass für weitere Gewalttaten nehmen ist natürlich ebenfalls empörend...... Her Mazyek hat in einem früheren Interview Islamkritiker als "Geschwülste" bezeichnet. In einer weiteren Veröffentlichung des Zentralrat der Muslim behauptet Herr Mazyek, dass zur Äußerung von Islamkritik nicht besonders viel Mut gehöre. In Frankreich, Holland und Dänemark sind Islamkritiker ermordert worden, auch in Deutschland müssen (wie bereits mehrfach gesagt) Islamkritiker unter Polizeischutz leben, in Dänemarkt ist das Privathaus von Kurt Westergaard sowie das Redaktionsgebäude der Ylandsposten zu einer Festung verbarrikatiert worden, die eher einer britischen Kaserne in Nordirland während des damaligen Konfliktes mit der IRA gleicht. Vor dem Hintergrund müssen die betreffenden sowie die hinterbliebenen der Opfer diese Äußerung von Herrn Mayzek geradezu als Hohn empfinden. Diese Verhaltensweise zeigen, dass Herr Mazyek jeglicher Kritik am Islam und Muslimen alles andere als aufgeschlossen begegnet..... Wenn einzelne Christen im Namen ihrer Religion mit ähnlicher Intensität, Häufigkeit und globalem Ausmaß solche Terrortaten begehen wie derzeit muslimische Extremisten, glauben Sie, die Medien würden die Kirchenvertreter von kritischen Fragen verschonen? Zudem ist Herr Mazyek als Vorsitzender des Zentralrats der Musime und somit eine Person öffentlichen Interesses. Unter dem Gewusel der vielen Islamverbände hat er sich (leider!) als einer der zentralen Ansprechpartner für die Politik herauskristalisiert. Wenn Leute in dieser Funktion keine Kritik aushalten können, sind sie schlicht weg und ergreifend für diesen Posten ungeeignet! In früheren Talkshows ist mir Herr Mazyek durch seine dünnhäutige, abwiegelnde und selbstbemitleidende Art aufgefallen, mit der er seiner Religion wahrlich keine Gefallen erwiesen hat. Auf der einen Seite beklagt sich Herr Mayzek über Pauschalverdächtigungen gegenüber Muslimen nach beinahe jedem der zahlreichen Terroranschlägen, andererseits richtet er nach fremdenfeindlichen Übergriffen auf einzelne Muslime ebenfalls pauschale Vorwürfe an das nichtmuslimische Umfeld in diesem Land. Als angeblich Betroffener von Pauschalverdächtigungen würde ich erwarten, dass Herr Mazyek mit gutem Beispiel voranschreitet und sich zu rechtsradikalen Gewalttaten genauso ausgewogen und differenziert äußert, wie er es persönlich von den Mainstream Medien erwarten würde. Haben Sie sich schon mal die Veröffentlichungen auf der Website des Zentralrat der Muslime durchgelesen? In Summe enthalten diese ein einseitig negatives Bild vom Westen und dem gesellschafltichen Umfeld. Herr wird genau das angebliche Fehlverhaltnen der hieseigen Medien praktiziert, von dem sich die Islamverbände so gepeinigt fühlen. Nach meinem Verständnis genießt der Islam in den Medien sogar noch einen gewissen Welpenschutz. Fast schon gebetsmülenartig wird nach Terroranschlägen betont, dass die Taten mit dem Islam nichts zu tun und die Mehrheit der Muslime friedlich sind. Eine Hetze kann ich hier wahrlich nicht erkennen. Da leider Terrorakte von islamischen Extremisten mittlerweile an der Tagesordnung sind und die Medien angesichts des Schreckensausmaß über diese Ereignisse beinahe zwangsfläufig auf den Hauptseiten der Tageszeitungen berichten "müssen", empfinden viele Moslems subjektiv die Häufigkeit dieser Horrormeldungen als einseitig und verzeerrend, was ich bedingt auch nachvollziehen kann. Andereseits kann eine Vertuschung oder Verharmlosung auch keine Lösung sein. Aufgrund antisemitischer Vorfälle hat der Vorsitzende des Zentralrats der Juden einen entsprechenden Appel damals an die Islamverbände gerichtet. Als Reaktion hat Herr Kizilkaya als damaliger Vorsitzender des IGMG-nahen Islamrat auf barsche Weise in einem Interview erwidert, dass "Muslime keine Lehrstunde brauchen würden". Respekt gegenüber Kritikern sieht wahrlich anders aus. Nicht umsonst hat Dr. Ourghi einen Artikel mit dem Titel " Wer hat Angst vor ehricher Islamkritik verfasst" verfasst. Aber bei der Gelegenheit können Sie mir gerne Kritiker nennen, die Ihres Namen würdig sind und unter den Islamverbänden Gehör finden! Die Bewertung einer Religion anhand der reinen Lehre halte ich für eher müßig.Jegliche Zitate in den heiligen Schriften werden immer duch den historischen Kontext oder Verweis auf semantische Abweichungen nach Belieben interpretiert und relativiert, was eher einem akademischen Topfschlagen gleichkommt. Letztlich zeigt sich für mich die Qualität einer Religion in ihrer alltäglichen Daseinsform. Gelebte Toleranz, Akzeptanz und Respekt vor der negativen Religionsfreiheit sowie Bereitschaft zur kritischen Selbstreflexion sind dabei Eigenschaften, die ich in dem Zusammenhang besonders wertschätze. Pauschale und fundamentale Kritik an einer Weltanschauung sind integraler Bestandteil der Aufklärung und unserer Demokratie, die auch mit gutem Gewissen von der Hetze gegenüber bestimmten Menschengruppen abzugrenzen ist. Wenn aufgrund der Missbrauchsfälle in christlichen Einrichtungen Skespsis gegenüber dem Christentum emfindet, fühle ich mich als Christ nicht diskriminiert oder persönliche angegriffen. Ich sehe mich vielmehr in der Pflicht und der Verantwortung, eine Wiederholung dieser Ereignisse durch mein Tun und Handeln zu verhindern... Durch die Gleichsetzung von Sepsis und Feindseeligkeit gegenüber einer Weltanschauung wird ein Austausch über mögliche Probleme und Schwierigkeiten erschwert bis tabuisiert. Als Ergebnis werden solche Themenfelder von Pegida und Co besetzt und nicht mehr innerhalb der gesellschaftlichen Mitte diskutiert, was langfristig verheerend ist.
15.01.16
21:02
Johannes Disch sagt:
@grege -- Zu Aiman Mazyek: Richtig, er hat sich in der Vergangenheit nicht immer glücklich geäussert. -- Köln Wir sollten Köln aber auch nicht zu hoch hängen. "Einzigartige Dimension", "Zeitenwende", etc.-- Meine Güte, damit wird einem singulären Ereignis eine Bedeutung verpasst, die ihm nicht zukommt. Dass Flüchtlinge unter den Tätern waren, ist bedauerlich, muss aber angesichts von über 1 Million Flüchtlingen nicht verwundern. Dass darunter auch einige sind, die sich daneben benehmen. Die Politik ergeht sich in verbalem Aktionismus. Schneller abschieben: Klappt schon heute nicht. Gerichte untersagen oft sogar die Abschiebung nach Griechenland oder in die Türkei. Nach Irak und Syrien abschieben können Sie aufgrund der dortigen Lage schon mal gar nicht. Algerien?? Die weigern sich einfach, Straftäter zurückzunehmen. Also müssen die Täter ihre Strafe hier verbüßen. Wenn es überhaupt zu Verurteilungen kommt. Die Beweislage für Köln gestaltet sich schwierig. Neue, verschärfte Gesetze?? Die bisherige Rechtslage reicht völlig aus, die Taten von Köln zu ahnden. Vorausgesetzt, es ist überhaupt möglich, die Täter zu ermitteln. Es gibt nun mal keine einfache Antwort auf die Flüchtlingsproblematik. Müssen wir unser Asylrecht modifizieren, wie es auch einige liberale Historiker (bsp. Heinrich August Winkler) einfordern? Die Außengrenzen besser sichern?? Reicht eine rein defensive Abwehrhaltung der Politik? Kann Europa es zulassen, dass weiterhin Hunderte Menschen im Meer ertrinken? Ist Europa dann noch berechtigt, von sich als "Wertegemeinschaft" zu sprechen? Das sind die wirklich wichtigen Fragen, auf die Deutschland und Europa 2016 unbedingt eine Antwort finden müssen. Das ist viel wichtiger, als einen wochenlangen Eiertanz um die Ereignisse von Köln zu machen und hinter jedem muslimischen Flüchtling einen potentiellen triebgesteuerten Macho zu sehen. lg Johannes Disch
17.01.16
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