Silvesternacht in Köln

Wer hat Angst vor Nordafrikanern?

Seit einigen Tagen ziert Köln bundesweit die Schlagzeilen. Rund 1.000 „nordafrikanisch-arabisch“ aussehende Männer sollen in der Silvesternacht Frauen sexuell belästigt haben. Esra Lale schreibt über die absurden Folgen einer emotionsgeladenen Debatte.

06
01
2016
Symbolbild: Silvester © Casey Hugelfink auf flickr, bearbeitet by IslamiQ

Nach Polizeiangaben sollen sich am Silvesterabend rund um den Kölner Hauptbahnhof mehr als 1.000 junge Männer versammelt haben, berichtet der Kölner Stadtanzeiger. Frauen seien sexuell belästigt, bedrängt und ausgeraubt worden. Circa 90 Anzeigen seien bei der Polizei in Köln eingegangen und zwei Verdächtige von der Polizei festgenommen worden. Die momentane Beweislage reiche aber nicht aus, um eine direkte Verbindung zu den Vorfällen am Silvesterabend aufzustellen.

Trotz dieser dünnen Faktenlage, scheint man sich jedoch in einer Sache einig zu sein: die Männer sahen „nordfrikanisch- arabisch“ aus. Der Innenminister von NRW (SPD) Ralf Jäger sagte darauf hin:„Wir nehmen es nicht hin, dass sich nordafrikanische Männergruppen organisieren, um wehrlose Frauen mit dreisten sexuellen Attacken zu erniedrigen.“ Bei solchen Aussagen brauchte es dann auch nicht lange und schon wird das Täterbild um die Eigenschaften „islamisch“ und „muslimisch“ angereichert.

Das Feindbild: der islamisch-arabische Mann

Die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) forderte beispielsweise per Twitter eine Auseinandersetzung mit „gewaltlegitimierenden
Männlichkeitsnormen in muslimischer Kultur“.

Die CDU-Vizevorsitzende Julia Klöckner erklärte auf focus.de, es sei „wohl evident“, dass die Übergriffe „von mutmaßlichen Tätern eines bestimmten Kulturkreises verübt wurden“ und fügt weiter hinzu: „Und wenn manche Männer es aus ihrem Heimatland auch anders gewohnt sind: In unserem Land sind Männer und Frauen gleichberechtigt und es gelten Persönlichkeitsrechte“.

Abgesehen davon, dass diese Aussagen nichts weiter tun als mehr Gewalt und Zwiespalt zu fördern, sind sie einfach nur rassistisch und gnadenlos pauschalisierend! Das Feindbild vom islamisch-arabischen Mann wird in bunten Facetten ausgemalt und legitimiert fortan fremdenfeindliche Ressentiments. „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“, wird die Antwort auf diese Zeilen sein. Aber dann darf man auch sagen, dass es an Absurdität gleicht von bisher fünf Verdächtigen auf den Migrationshintergrund von 1000 Männern zu schließen?

Außerdem darf und sollte gesagt werden, dass es mehr als bedenklich ist, dass man den kulturellen Hintergrund der Männer so zu Tage legt. Dass die Redseligkeit der Polizei sehr stark vom Fall abhängt, wurde bereits in einem vorherigen Beitrag kritisiert, doch dass es diesmal so einen großen Raum einnimmt und eine derart emotionale Debatte auslöst – und das wird man wohl noch sagen dürfen – ist rechtspopulistische Interessenvertretung par excellence.

Verwunderlich ist auch, wie scharfsinnig die Wahrnehmung bezüglich ausländisch-aussehender Männer zwischenzeitlich geworden ist. Es ist eine Art Running Gag, von dem Iraner, Tunesier, Marokkaner und überhaupt alle „Schwarzköpfe“ berichten, dass sie immer unter dem Sammelbergriff „Türken“ gefasst werden und man über Afrika so redet als wäre es ein Land und kein Kontinent mit 55 Staaten. Wie kommt es dann, dass man jetzt explizit von „nordafrikanisch-aussehend“ spricht?

Und überhaupt wie viele von den neunzig Anzeigen haben das ausdrücklich behauptet? Außerdem, was ist aus dem guten alten Konjunktiv geworden? Haben wir nicht gelernt, dass, wenn man sich nur auf die Aussagen von Zeugen stützt, nicht von vollendeten Tatsachen sprechen darf? Aber in dieser emotionsgeschwängerten Diskussion werden keine Fragen, sondern Forderungen gestellt. CSU-Politiker forderten beispielsweise konsequente Abschiebungen für straffällige Asylbewerber. Es müsse möglich sein, einen Migranten, „der etwa einem Frau sexuell nötigt und dafür verurteilt wird, sofort abzuschieben“, so der CSU-Rechtsexperte Hans-Peter Uhl in der „Huffington Post“.

Es wird bewusst ein klares Feindbild konstruiert, als wolle man den Argumenten der Pegidaner und Rechtspopulisten eine mentale Hetzstütze verleihen. Die Angstblase vor dem muslimisch-aussehenden Mann wird immer weiter aufgebläht. Die Religionspädagogin Lamya Kaddor nennt diese „reflexartige“ Diskussion „beängstigend“ und es ist sogar mehr als das, es ist gefährlich und unnötig. Die Grenzen des Rechtspopulismus weiten sich immer mehr aus und rassistische Äußerungen werden marginalisiert. Die Zahlen über rechtsextreme Übergriffe im Jahr 2015 sind alarmierend und trotzdem -oder genau deshalb- wird gnadenlos mit dem braunen Gedankengut der besorgten Bürger geliebäugelt.

Wie damit umgehen?

Dass man diese scheußlichen und frauenverachtenden Übergriffe verurteilen und anprangern muss, ist eine Selbstverständlichkeit. Als Kölnerin für mich außerdem noch zusätzlich sehr enttäuschend, doch statt sich in der Emotionalität der Diskussion zu verlieren und sich an den gelieferten Stereotypen entlang zu hangeln, um das eigene politische Begehren voranzutreiben, sollte man auf Fairness und Sachlichkeit setzen. Die Debatte weg von Migrationshintergründen, hin zur eigentlichen Problematik lenken. Denn ja, es gibt ein ernstzunehmendes Problem in Deutschland, das sind jedoch nicht die „Nordafrikaner“ sondern die ansteigenden sexistischen und rassistischen Tendenzen innerhalb der gesellschaftlichen Mitte.

Doch die „Wertedebatte“ zwischen der fremden „muslimischen Kultur“ und den „abendländisch-christlichen Werten“ läuft weiterhin auf Hochtouren. Fragen wie: „Wie können WIR unsere Werte verteidigen und wie den Migranten beibringen?“ werden gestellt. Dass dies schwer zu bewältigen ist, zeigt die Tatsache, dass das WIR auch vieles nicht verstanden hat. Denn dann wären die Grundlagen des deutschen Grundgesetzes bekannt, und zwar, dass kein Mensch, unabhängig von seinem Aussehen, seiner Religion und seiner Herkunft benachteiligt werden darf.

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
@grege Was eine einzigartige neue Dimension erreicht hat, das ist vor allem der neue Rechtsextremismus. Die Straftaten gegen Asylbewerberheime und gegen und gegen Flüchtlinge. Manche deutsche Staatsbürger ausländischer Herkunft trauen sich schon nicht mehr auf die Straße, aus angst, für einen Flüchtling gehalten zu werden. In Leipzig-Connwitz verwüsten 200 Neo-Nazis innerhalb von wenigen einen ganzen Stadtteil. Im Netz finden sich erschreckende Postings, wie: "Nach Köln gehören als Abschreckung umgehend 500 Araber öffentlich hingerichtet." Oder: "Wir brauchen mal wieder eine Kristallnacht." Oder: "Die Gleise nach Auschwitz liegen noch." Diese deutsche Gesellschaft hat inzwischen ganz klar ein massives Rassismus-Problem. Diese Dinge gehören zum ganzen Bild. Und nicht nur Köln. lg Johannes Disch
17.01.16
20:11
gregek sagt:
Hinter den Äußerungen von Herrn Mazyek sehe ich nicht nur eine verunglückte Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch eine bewusste Haltung. Dem ZMD gehören das IGD und das IZH in Hamburg an, beides Moscheegemeinden, die unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen. Das IZH hat damals in einer Veröffentlichung die von Khomeinie erlassene Todesfatwa gegen Salman Rushdie sogar verteidigt. Wenn solche Moscheegemeinden dem ZMD angehöhren, hat dieser sich als Ansprechpartner für staatliche Institutionen mehr als disqualifiziert...... Dass der ZMD jetzt angeblich mit Hassmails überflutet, ist ebenfalls ein nicht akzeptabler Zustand. Die Verantwortlichen gehören daher bestraft. Erst jetzt kommt zu Tage, dass solche Ereignisse nicht nur in Köln sondern auch in anderen Großstädten stattgefunden haben. Dass weibliche Flüchtlinge in den Lagern sexuellem Missbrauch durch männliche Flüchtlinge während der Flucht sowie hier während der Lageraufenthatle ausgesetzt, ist mittlerweile auch ein offenes Geheimnis. Als Konsequenz dürfen wir nicht in die Extreme verfallen. Auf der einen Seite die Ereignisse nicht zum Anlass nehmen, um gegenüber einer bestimmten Menschengruppe hier Selbstjustiz zu verüben. Andererseits auch nicht die Ereignisse leisetreten und mögliche Herkunftsmerkmale aus einem falschen Toleranzverständnis heraus ausblenden. Es müssen daher Maßnahmen, vielleicht innerhalb bestimmter Menschgruppen ergriffen werden, wie z.B. Integrationskurse, in denen das Recht auf Gleichberechtigung der Geschlechter im Alltag, das Recht der negativen Religionsfreiheit und die Gleichwertigkeit verschiederner Religionen vor dem Gesetz betont wird. Wer sich hier widersetzt, dem können auch ohne Abschiebemöglichkeit konsequente Sanktionen drohen. Allerdings besteht meine Hoffnung, dass durch die Androhung der Streichung von Entwicklungshilfe einige nordafrikanische Länder doch zur Kooperation veranlasst werden.....
18.01.16
18:19
grege sagt:
@ Herr Disch bitte bei Ihrer Betrachtung nicht die Mißhandlung und die Schikanen außer acht lassen, die christliche Asyslbewerber durch muslimische Gleichbetroffene oder muslimische Securites in den Unterkünften hier in Deutschland erleiden mussten. Ausländerfeindliche Vorflälle werden von Ihnen generalisiert und pauschal der deutschen Gesellschaft zugeschrieben. Dieselben Aussagen an die Adresse der arabischen oder islamischen Community gerichtet aufgrund krimineller oder religiös motivierter Gewalttaten werden von Ihnen hingegen als Diskriminierung eingestuft......Das sinkt aber gewaltig nach doppelbödiger Moral....... In beiden Fällen sollte man das Problem beim Namen nennen und die Lösung des Problems angehen. Ideologische Scheuklappen wie "die blonden Biodeutschen als Nachfahren der Gaskammernwärter sind pauschal böse, die armen bürgerkriegstraumatisierten Araber sind immer und ausnahmeslos alle Opfer) helfen hier nicht weiter.......
18.01.16
20:32
Johannes Disch sagt:
@grege Danke für ihre Hinweise zum ZDM. Dass dem ZDM nun 2 Moscheegemeinden angehören, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden sollte nicht den (Kurz)Schluss nahelegen, dies würde den ZDM generell disqualifizieren. Schwarze Schafe gibt es überall. Sie erwähnen die Übergriffe von muslimischen Securities auf christliche Flüchtlinge in Asylbewerberheimen. Schlimm. Ebenso schlimm wie Köln. Ebenso schlimm, wie die Übergriffe von Neo-Nazis auf Flüchtlingsheime. Wir können uns jetzt natürlich jeden Einzelfall aussuchen, und das Spiel spielen Von welcher Seite gab es mehr Übergriffe? Das führt aber nicht weiter. Man sollte das Problem beim Namen nennen?? Richtig. Wir sollten aber auch nicht generalisieren. Und wir sollten die Übergriffe von Köln auch nicht kulturalisieren. Von wegen: Das liegt an "Dem Islam", der "patriarchalen Erziehung" der Muslime, etc. Sexuelle Übergriffe sind kein Alleinstellungsmerkmal einer Religion und einer Kultur. Sie finden dasselbe in Südamerika, das christlich geprägt ist. Sie finden es in Indien, das hinduistisch geprägt ist. Es ist eine bestimmte Art der Erziehung, die Menschen zu Machos macht. Diese Art der Erziehung kommt sicher auch in islamischen Ländern und in muslimischen Familien vor. In anderen Ländern und anderen Religionen aber auch. Und sie können das Verhalten der Täter von Köln natürlich mit gewissen Koranversen rechtfertigen. Dasselbe können sie aber auch mit der Bibel. Oder mit den Upanishaden. Fehlverhalten ist immer individuell. Wir sollten Köln nicht zu einer Zeitenwende stilisieren, wie es manche tun, die schon in Formulierungen verfallen wie "Vor Köln und nach Köln." Einwanderergesellschaften sind immer anstrengend und konkfliktbeladen. Die USA rühmen wir heute als "Melting Point." Das ging aber nicht automatisch und nicht ohne schwere Konflikte ab. So hatten die katholischen Iren in den USA lange einen schweren Stand. Dasselbe gilt für die Italiener. Martin Scorses Meisterwerk "Gangs of New York" zeigt das deutlich und drastisch. Was es dringend braucht ist eine Versachlichung der Debatte. lg Johannes Disch
20.01.16
4:12
gregek sagt:
Der ZMD nimmt in seinem Verband Gemeinden auf, die den Mordaufruf an andersdenkende Menschen untersützen. Hier werden elementare Grundwerte der Verfassung sowie unseres menschlichen Zusammenlebens berührt. Um hier Vertrauen herzustellen gegenüber der nichtmuslimischen Bevölkerungsmehrheit, wäre eine Abgrenzung und Isolation solcher Verbände geboten. Vor dem Hinterfgrund fällt es natürlich dem Durchschnittsbürger hier in Deuschtland schwer, Herrn Mazyek seine Bekenntnisse zur hiesigen Verfassung abzunehmen. Stellen Sie sich bitte vor, die EKD würde den Klux Klux Clan in seine Organisation aufnehmen! Würden Sie dann auch von schwarzen Schafen sprechen? Zu einer Versachligung der Debatte gehört, dass vorurteilsfrei auf der Grundlage belastbarer Erkenntnisse diese Ereignisse am Kölner Hauptbahnhof analysiert werden. Eine pauschale Ausblendung von möglichen religiös oder kulturelle bedingten Einflussfaktoren im Vorfeld aus Gründen falscher "Political Correctness" widerspricht genau dem Gebot der Sachlichkeit. Herr Yilmaz Amtca, Theaterpädagoge und Familientherapeut aus Berlin, sieht bei Männern, die in einem männlichkeitsdominierten und patrichalisch geprägten Umfeld aufwachsen, eine größere Tendenz zum Sexismus. Insbesondere Männern Migrationshintergrund aus diesem Umfeld sind daher einer gewissen Anfälligkeit für die Verübung sexueller Straftaten ausgesetzt. Diese Erkenntnisse nutzt Herr Yilmaz Atmaca nicht, um eine bestimmte Menschengruppe zu stigmatisieren, sondern um das Problem durch gezielte Projekte zu lösen. Nach dem Ehrenmord an der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü durch ihre Familie hat Herr Atmaca im Zuge des Projektes "Heroes" junge Männer eingeladen ihren Alltag freiwillig zu untersuchen und zu ergründen, wie eine Kultur der "Ehre" sowohl Junge als auch und Mädchen einengt. Eine wissenschaftliche Analyse hat dem Projekt eine enorm positive Wirkung bescheinigt. Auch Herr Ahmet Toprak, Professor an der Uni Dortmund, betont, dass die Selbständigkeit und das Selbstbewußtsein der deutschen Fran ein Schock insbesondere für solche Flüchtlinge darstellt, die aus den patriachalischen Gesellschaften wie den arabischen Staaten obendrein aus ländlichen Gebieten kämen und eine geringe Bildung hätten. Solche Themen müssen seiner Ansicht nach ebenfalls in den Integrationskursen angesprochen werden. Die Vorgehensweise dieser beiden Personen ist wesentlich konstruktiver, als diese Problem aus Furcht vor dem Vorwurf einer Generalisierung zu verschweigen.... In Ostdeutschland versucht man ebenso durch gezielte Maßnahmen und Projekte die Gefahr des Rechtsradikalismus insbesondere unter den jugendlichen Bevölkerung einzudämmen. Auch hier könnte aufgrund einem falschen Toleranzverständnis der Vorwurf erwachsen, dass 15 Mio Menschen unter Generalverdacht gestellt werden. Wenn in Indien oder Lateinamerika ähnliche Probleme möglicherweise einem bestimmten Religionsverständnis zugrunde liegen, sollten ohne Tabus die Religionen als möglichen Einflussfaktor in die Lösungssuche einbezogen werden. Die Kulturalisierung von Konfliken kann also bei der Lösung von Konflikten durchaus dienlich sein, nur der Missbrauch führt zur Stigmatisierung. Köln stellt für mich insofern eine Zäsur dar, dass Konflikte und Probleme zwischen einheimischer Bevölkerung und Immigranten nun auf einer breiteren Ebene offener thematisiert werden. Im Zuge von Köln treten jetzt weitere Missstände zu Tage, die bisher unterhalb der Oberfläche gärten. Ziel dieser Debatte, die Gott sei Dank jetzt geführt wird, darf natürlich nicht die Instrumentierung rechter Gewalt, sondern die Lösung der identifizierten Probleme sein. Leute wie Yilmaz Atmaca gehen hier mit gutem Beispiel voran. Offenbar wehren Sie sich vehement gegen die Kulturalisierung von Konflikten, wie mehrfach in Ihren Beiträgen betont. Allerdings wundert mich, dass Sie mit Ihrer Aussage "Diese deutsche Gesellschaft hat inzwischen ganz klar ein massives Rassismus-Problem" doch genau diese von Ihnen gescholtene Kulturalisierung an den Tag legen. Wieso fangen Sie an plötzlich zu kulturalisieren, wenn die Täter "teutonisches Blut" in den Adern führen?
21.01.16
14:08
Johannes Disch sagt:
@gregek Was das ZMD betrifft: Wenn ihre Ausführungen stimmen-- woran ich keinen Zweifel hege, dann ist das natürlich bedenklich. Von solchen Gemeinden müsste sich der ZMD nicht distanzieren, sondern müsste sie auch ausschließen. - Zum "Kulturalisieren": Ich kulturalisiere doch nicht, wenn ich die Menschen, die sich rassistisch äußern, benenne. Und das sind von ihrer Nationalität und ihrer Ethnie her in der Regel Deutsche. Dabei ist es mir wurscht, was für ein Blut die in den Adern haben. Wichtig ist mir, was die in der Birne haben, und das ist nicht viel. Rassismus ist nie okay, völlig egal, welche Ethnie und welche Nationalität die Leute haben, die sich so aufführen. Kulturalisieren bedeutet, dass man eine Verhaltensweise monokausal ausschließlich auf die Kultur der Täter zurückführt; hier im Fall der sexuellen Übergriffe von Köln auf die Kultur des Islam. Kultur / Sozialisation ist sicher ein Grund. Aber wohl nicht der einzige. Aber gewisse "Besorgte Bürger" tun genau das: Die führen alles auf die Kultur des Islam zurück. "Besorgte Bürger", die in Flüchtlingen den Sündenbock sehen, sind wohl aus vielen Gründen frustriert, aber wohl nicht wegen ihrer Nationalität und ihrem "teutonischen Blut." Ach so, ich wehre mich nicht gegen die Kulturalisierung von Konflikten. Ich bin nur der Meinung, man sollte das mit der Kultur nicht verallgemeinern, nach dem Motto: "Islamisch erzogen = sexistischer Macho." lg Johannes Disch lg Johannes Disch
21.01.16
16:16
Johannes Disch sagt:
@gregek -- Nachtrag: - Zu Köln: Silvester war viel Alkohol im Spiel, was an so einem Tag wohl nicht verwundert. Erstens: Dass Alkohol die Hemmschwellen senkt, das ist nicht erst seit gestern bekannt, und das gilt für alle Männer, nicht nur für Muslime. Zweitens: Wie mittlerweile bekannt ist, stammen 25 der insgesamt 30 Verdächtigen aus dem nordafrikanischen Raum, aus Algerien oder Marokko. Diese Leute halten sich schon länger-- mitunter sogar seit Jahren-- in Deutschland auf, einige von Ihnen illegal. Es handelt sich also nicht um frisch angekommene Flüchtlinge. Dass es im Raum Köln/Düsseldorf Probleme mit institutionalisierter Kriminalität durch Marokkaner / Algerier gibt, ist ebenfalls schon seit Jahren bekannt. Es wäre also ein Fehlschluss, von Köln auf "Die Flüchtlinge" zu schließen. lg Johannes Disch
22.01.16
16:36
grege sagt:
@ Disch bevor der ZMD diese Organisationen nicht ausschließt, kann er unmöglich als Ansprechpartner für die Gestaltung von Islamunterricht oder die Ausbildung von Imanen akzeptiert werden. Ebenso darf diesen Organisationen genauso wenig der Status auf eine Körperschaft des öffentlichen Rechts in Aussicht gestellt werden. Da sollten die staatlichen Ansprechpartner auch das notwendige Maß an Zivilcourage zeigen. Ihre Aussage "Diese deutsche Gesellschaft hat inzwischen ganz klar ein massives Rassismus-Problem" bezieht sich nicht nur auf einzelne, sondern ohne Einschränkung oder Relativierung auf ein ganzes Volk mit 80 Mio Menschen. Bewußt oder unbewusst betreiben Sie hier Kulturalisierung. Aufgrund des bestehenden Ausmaß an Rassismus wie insbesondere in Ostdeutschland mag der Fokus auf diese Region tatsächlich angemessen sein, allerdings sollten solche Schwerpunktbetrachtungen auf dem Islam oder andere Religionen, Ethnien oder Nationalitäten bei entsprechender Sachlage ebenso wenig tabuisiert werden. Aussagen wie "Die islamische Gesellschaft hat ein massives Problem mit Terrorismus" sind daher ebenso zutreffend und legitim. Man sollte eben auch dann seine Prinzipien aufrechterhalten, wenn das Täter-Opfer Profil vom eigenen Klischeedenken abweicht. "Ich kulturalisiere doch nicht, wenn ich die Menschen, die sich rassistisch äußern, benenne. Und das sind von ihrer Nationalität und ihrer Ethnie her in der Regel Deutsche." Die Aussage halte ich für ziemlich realitätsfern. Als Folge des Konfliktes in Südostanatoliens sind z.B. leider rassistische Äußerung zahlreicher Türken gegenüber Kurden in diesem Land keine Seltenheit. Organisationen wie die grauen Wölfe haben sich in der Hinsicht leider besonders hervorgetan. Orientalischstämmige Demonstranten, die skandierten: "Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein" habe ich auch noch in unguter Erinnerung. Sogar mein Freund Mazyek hat vor Kurzem in einem Interview geäußert, dass Juden, wenn sie als solche zu erkennen sind, in mehrheitlich von Migranten bewohnten Vierteln der erhöhten Gefahr eines Gewaltverbrechens ausgesetzt sind. Insbesondere in Frankreich und Belgien hat es in der Hinsicht schreckliche Verbrechen gegeben. Einige Juden trauen sich dort schon gar nicht mehr das Tragen einer Kippa oder beschließen sogar nach Israel zu emigrieren, da sie ihre persönliche Sicherheit nicht mehr gewährleistet sehen. Ich will hier nicht von der Fremdenfeindlichkeit unter manchen "Biodeutschen" ablenken, aber diese Gesinnung ist leider auch unter Migrantengruppen hier verbreitet, insbesondere dann, wenn Konflikte zwischen Volks- oder Religionsgruppen in den Herkunftsländern hier ihre Fortsetzung finden. Wie bereits mehrfach erwähnt, haben diese Ereignisse leider nicht nur in Köln, sondern auch in anderen Städten stattgefunden. Ebenso wird jetzt das Ausmaß auch von sexueller Gewalt gegenüber Frauen in den Unterkünften bekannt. Die von mir genannten Experten mit Migrationshintergrund haben bestimmt nicht leichtferitig das Problem von sexueller Gewalt innerhalb mancher Migratantengruppen orientalischer Herkunft identifiziert. Wie bereits schon beschrieben, ist die Art von sexueller Gewalt wie in Köln geschehen z.B. in Ägypten oder auch in Indien an der Tagesordnung. Alkohol als ursächlicher Faktor scheidet daher aus. Wenn rechtsradikale Biodeutsche im alkolisierten Zustand Menschen mit Migrationshintergrund "klatschen" gehen, würden relativierende Aussagen von Politikern wie "Dass Alkohol die Hemmschwellen senkt, das ist nicht erst seit gestern bekannt, und das gilt für alle Männer, nicht nur für deutsche" in der Öffentlichkeit zu Recht kaum akzeptiert werden. Enthemmung bedeutet ja auch, dass die Menschen zwar Ihre Hülle fallen lassen und ihre schon vorhandene Haltung und Einstellung sichtbar werden lassen. Der Alkohol ist somit nicht die Ursache, sondern lediglich der Anlass für solche Verbrechen. Am Ende möchte ich anmerken, dass wir in unserem Dialog viele Argumente ausgetauscht haben, einige wurden sogar öfters wiederholt. Jeder von uns nimmt augrund unterschiedlicher Lebenserfahrungen bestimmte Ereignisse anders wahr, was sich natürlich auch auf deren Bewertung und Interpretation auswirkt. In Ihrer Argumentiation wehren sie sich ins besondere gegen die Dämonisierung und Stigmatisierung des Islams, ich eher gegen die Tabuisierung von Probleme innerhalb bestimmter Minderheiten und Randgruppen. Beiden Arten von Misständen sollten unsere Aufmerksamkeit gelten, damit die Leute möglist einträchtig mit- und nebeneinander leben können. LG und Alles Gute Grege
22.01.16
22:02
Johannes Disch sagt:
@grege Ich denke, so weit sind wir gar nicht auseinander. Allerdings: Alkohol ist immer ein Grund für verminderte Schuldfähigkeit. Alkohol vermindert die Fähigkeit zur Selbststeuerung. So sieht das auch der Gesetzgeber. Und ich finde auch nicht, dass es eine Tabuisierung von Problemen bestimmter Randgruppen gibt. Die Talkshows, die sich seit Jahren um die Themen "Integration" / "Islam" / "Muslime" drehen, sind doch schon gar nicht mehr zu zählen. Silvester ist jetzt bereits 3 Wochen her. Und noch immer sind die angeblich kulturellen Faktoren, die die Täter zu solchen machen, Thema. Und das ganze treibt schon erste absurde und äußerst negative Blüten. In Genf sind am Flughafen in der Gepäckabfertigung 30 Mitarbeiter entlassen worden. Der Grund: Sie haben arabische Namen. In Freiburg haben Migranten seit kurzem keinen Zutritt zu Clubs und Diskotheken. Das sind hysterische und nicht hinnehmbare Reaktionen. Ganz davon abgesehen, dass sich diese Clubbetreiber juristisch auf sehr dünnem Eis bewegen. Viel schlimmer sind allerdings die negativen Auswirkungen solcher Entscheidungen auf das gesellschaftliche Klima. Ach, und dass wir manches aufgrund persönlicher Erfahrungen unterschiedlich sehen, das ist sicher richtig. Es gibt bei mir keinen Migrantenbonus. Es sollte aber auch kein Migrantenmalus geben. Aber genau das erlebt meine Klientel noch immer sehr häufig. Was glauben Sie, wie oft jemand nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, weil der Bewerber / die Bewerberin Ali oder Aishe heißt?? Und diese Personen leben oft schon sehr lange in Deutschland und sind bestens integriert. Trotzdem erleben Sie permanent noch immer solche Vorbehalte. lg Johannes Disch lg Johannes Disch
24.01.16
14:03
grege sagt:
@ Disch Ob sich Alkohol juristisch strafmildernd auswirkt, ist für die Beurteilung der Vorfälle in der Sivesternacht in Köln und leider auch vielen anderen Großstädten hierzulände, weniger von Belang. Entscheidend ist für mich eher die moralische Schuld, und da gibt es wie gerade schon dargelegt, keinen Straf- oder Kulturrabatt. Aufgrund der fehlenden Selbststeuerung bei überhöhtem Alkoholkonsum tendieren eben die Menschen dazu, Ihr wahres Gesicht zu zeigen, was sonst eher verborgen wird. Ebenso kenne ich aufgrund meines Wohnsitzes in einer Großstadt des Ruhrgebietes einige Polizisten, Sozialarbeiter und Lehrer, die auf Ininitiative ihrer Vorgesetzten bestimmte Probleme von Migrantengruppen quasi nicht benennen dürfen. Aus Angst als ausländerfeindlich abgestempelt zur werden haben mittlerweile diese Personen den Kopf vor diesen Problemen in den Sand gesteckt und in Ihrem Job resigniert, was ich verheerend finde. Die etlichen von Ihnen gemeinten Talkshows beziehen sich für mich eher auf die Spitze des Eisberges wie z.B Themen im Bereich Terrorismus, Ehrenmorde oder antisemitische Erscheinigungsformen bei Anti-Israel Demonstrationen. Die alltäglichen und immer wieder auftretenden Probleme werden hingegen gar nicht oder kaum angesprochen. Wer auf Probleme innerhalb bestimmter religiöser oder ethnischer Gruppen oder Islamkritik (den Punkt hatten wir schon mal) pauschal mit dem Totschlagargument der Fremdenfeindlichkeit reagiert, betreibt ebenso eine Tabuisierung. Wenn diese Probleme nicht offen angesprochen und gelöst werden, reagieren die Menschen mit Vorbehalten, die Ihre Klientel dann erlebt. In meinem Heimatort hat beispielsweise eine Disco schließen müssen, weil die Kundschaft aufgrund häufiger Vorfälle mit bestimmten Mirgantengruppen aus der Türkei und dem Nahen Osten augeblieben ist. Viele Vorfälle haben häufig eben auch ihre 2 Seiten.... Nunja, das war es jetzt von meiner Seite, bis irgendwann mal
24.01.16
19:45
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