Wissenschaftler

Antimuslimischer Rassismus rückt in die Mitte der Gesellschaft

Die Art der Berichterstattung über Terrorakte und Straftaten junger Männer befeuert eine islamkritische Stimmung in Europa. Theologen kehren die Perspektive um und beschäftigen sich bis Samstag in Osnabrück mit rassistischen Vorurteilen gegen Muslime.

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01
2016
racism
Was tun gegen Rassismus? © by Pascal auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Angesichts von Terrorakten islamistischer Täter in Paris und in Istanbul sowie Berichten über sexuelle Übergriffe junger Muslime in der Silvesternacht beklagen islamische Theologen eine Zunahme anti-islamischer und rassistischer Vorurteile. Studien zeigten, dass antimuslimischer Rassismus tief in der europäischen und deutschen Bevölkerung verwurzelt sei und mittlerweile in die Mitte der Gesellschaft rücke, sagte der Osnabrücker Wissenschaftler Habib El Mallouki der Deutschen Presse-Agentur. „Dieser latente Rassismus offenbart sich mehr und mehr und wird langsam salonfähig“, klagte El Mallouki vor Beginn einer Fachtagung über antimuslimischen Rassismus, die von Donnerstag bis Samstag in Osnabrück veranstaltet wird.

Täter würden zu Unrecht mit dem Islam als Religion in Verbindung gebracht: „Was hat eine Weltreligion eigentlich mit Menschen zu tun, die auf ganzer Linie alle ihre Gebote missachten?“ Die Öffentlichkeit müsse zwischen der Religion und den Tätern unterscheiden, forderte der Professor des Universitätsinstituts für Islamische Theologie.

Die Stereotypen über den Islam seien, dass er eine antidemokratische, frauenfeindliche, antichristliche, antimoderne Religion sei. „Auch in den jüngsten Diskussionen wurde der Islam sofort auf diese Schiene abgeschoben“, sagte El Mallouki zu den Debatten nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen in Köln und anderen Städten.

In vielen muslimischen Ländern würden die Menschenrechte verletzt, räumte El Mallouki ein. Darüber müsse auch diskutiert werden. „Das Problem ist, wie diskutiert man so etwas.“ Es gebe auch christliche Länder in Europa mit Demokratiedefiziten, ohne, dass es als ein Problem der christlichen Religion dargestellt werde. So würden zwei Milliarden Gläubige weltweit unter Generalverdacht gestellt, was wiederum zur Radikalisierung gerade junger Muslime beitrage.

Verwunderlich sei die Hartnäckigkeit, mit der sich antiislamische Vorurteile in Europa und anderen westlichen Ländern hielten, nicht. „Der Islam hat seit 1400 Jahren eine negative Presse in Europa“, sagte El Mallouki. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
"Antimuslimischer Rassimus" ist ein Unwort. Rassimus kann sich nur gegen Ethien richten, nicht aber gegen Ideologien, zu denen auch die Religionen gehören. Es gibt auch keinen "antimaoistischen Rassimus" oder einen "antikommunistischen Rassismus".
18.01.16
13:20