Laut einer aktuellen Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung steigt die Anzahl der Muslime in Deutschland zunehmend an. Grund dafür sei der Flüchtlingszuwachs. Dieser habe auch Auswirkungen auf die christlichen Kirchen.
Laut einer aktuellen Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde, könnte die islamische Gemeinschaft in Deutschland nach aktuellen Wachstums- und Entwicklungstendenzen die größte muslimische Religionsgemeinschaft innerhalb der Europäischen Union werden. Aktuell leben die meisten Muslime innerhalb der EU in Frankreich.
Als Hauptursache für das schnelle Wachstum wird insbesondere die Flüchtlingsbewegung aus mehrheitlich muslimischen Ländern genannt. Während im letzten Jahr noch ca. 4 Millionen Muslime in Deutschland lebten, schätzt man die aktuelle Anzahl der Muslime in Deutschland auf 5 Millionen, heißt es in der Studie der CDU-nahen Stiftung. Dies bedeutet ein unerwartet hohes Wachstum von 25 Prozent zum Vorjahr.
Neben der steigenden Anzahl von Muslimen in Deutschland, prognostiziert die aktuelle Studie der KAS auch eine veränderte Zusammensetzung des Islams und der islamischen Organisationslandschaft in Deutschland. Die Dominanz des „türkischen Islam“ mit bisher 63 Prozent, der in Deutschland lebenden Muslimen, werde voraussichtlich zugunsten eines arabisch-geprägten Islams weichen, so die Studie. Als Grund für diese Entwicklung wird angeführt, dass die meisten der etwa 1,1 Millionen Flüchtlinge, die 2015 nach Deutschland kamen, aus Syrien, Afghanistan und dem Irak stammen. „Durch irakische, syrische und afghanische Muslime wird der Islam in Deutschland folglich heterogener und das Erscheinungsbild vielfältiger“, heißt es in der Studie.
Die steigenden Flüchtlingszahlen seien allerdings auch für die christlichen Kirchen relevant, die seit Jahren einen eklatanten Mitgliederschwund zu verzeichnen haben. Nach Angaben der Studie lassen sich immer mehr muslimische Flüchtlinge taufen. Dies bestätigten auch verschiedene Kirchenvertreter. Die meisten Flüchtlinge, die zum christlichen Glauben konvertieren und sich taufen lassen, seien vor allem aus dem Iran und Afghanistan. Dies betreffe besonders häufig schiitische Muslime. Die konvertierten Flüchtlinge seien beispielsweise über Deutschkurse oder Freizeitangebote in den Gemeinden in Kontakt mit dem christlichen Glauben gekommen.
Fraglich sei jedoch, ob die steigenden Flüchtlingszahlen dem zunehmenden Mitgliederschwund der Kirchen tatsächlich entgegenwirken. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) müsse sich nach Ansicht von EKD-Ratsmitglied Jacob Joussen künftig mit ihrer Rolle in der Gesellschaft auseinandersetzen. Das Kirchenleben dürfe nicht nur für Senioren interessant und attraktiv sein, sondern müsse auch jüngere Menschen erreichen, betonte der Jurist. Nur so könne die Zukunft der evangelischen Kirche in Deutschland gesichert werden. „Wir müssen uns von Mut und Zuversicht und nicht von Angst leiten lassen“, empfahl Joussen abschließend.