Islamische Theologen und katholische Priester warnen davor, den Kampf gegen Terrorrismus als Kampf des Westens gegen den Islam zu betrachten. Der Islam dürfe nicht mit Gewalt verbunden werden und zum Feindbild avancieren.
Der „militärische“ Kampf gegen den Terrorismus muss nach Ansicht des Prager Theologen und Soziologen Tomas Halik auch einen „Krieg der Idee“ einbeziehen. Es müsse verhindert werden, dass der überwiegende Teil der Muslime der Idee unterliege, es handle sich um den Krieg zwischen dem Islam und dem Westen, schrieb er in einem Beitrag. „Wer nicht unterscheidet zwischen Islam und Islamismus, erfüllt den Islamisten ihren größten Wunsch und spielt mit dem Feuer.“
Die katholische Kirche sieht Halik in einer Vermittlerrolle zwischen dem Islam und dem säkularen Westen: „Sie kann in vielem besser als die Atheisten den Islam verstehen und auch besser als die Muslime den Säkularhumanismus, dieses ungewollte Kind des westlichen Christentums“, so der Theologe.
Mit Blick auf die Flüchtlingspolitik warnte Halik vor großen Problemen des kulturellen Zusammenlebens. Die Kirche der Zukunft müsse daher „eine Gemeinschaft des Lebens, des Gebets und der Lehre“ sein. Und sie sollte die eigentlichen Wurzeln des Christentums wiederentdecken: den Glauben, die Hoffnung und die Liebe.
Die islamische Theologin Hamideh Mohagheghi kritisiert ebenfalls, dass der Islam oftmals mit Gewalt verbunden wird. Der Terrorismus, der seit Jahren von wenigen Muslimen ausgehe, sei tatsächlich in den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen ihrer Heimatländer begründet, sagte sie am Montag.
Ein weiteres Problem sieht die Religionswissenschaftlerin in einer wörtlichen Auslegung des Koran. Es dürften nicht einzelne Zitate herausgegriffen und dann gesagt werden: „So steht es da.“ Vielmehr müssten die Aussagen jeweils im Gesamtzusammenhang gelesen und verstanden werden. Der Islam kenne eine lange Tradition der Auslegung.(KNA/iQ)