Der Migrationsforscher und Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Werner Schiffauer geht davon aus, dass die Debatten um den Islam und die Muslime von vermeidbarem Stress geprägt sind. Nur der angepasste Islam sei erwünscht und werde akzeptiert.
Die Haltung der Mehrheitsgesellschaft gegenüber muslimischen Einwanderern sei sehr häufig von Stress bestimmt, schreibt Prof. Dr. Werner Schiffauer in einem Gastkommentar für den Mediendienst Integration. Zu dem Stress gehöre auch Anspannung, Gefühle der Überforderung, häufig auch Gereiztheit. Dieses selbsterzeugte Gefühl verbaue oft naheliegende Lösungen.
Stress erzeuge es etwa, wenn man im Umgang miteinander die Unterschiede statt die Gemeinsamkeiten zum Ausgangspunkt nehme. Gehe man von den Gemeinsamkeiten aus, erschienen Differenzen als ein Rest, mit dem man diplomatisch umgehen solle. Gehe man dagegen von den Unterschieden aus, erschiene alles in einem anderen Licht. Dann sei es vorprogrammiert, dass nicht nur Teilbereiche, sondern „Welten“ zusammenstoßen.
Gerne werd ein „europäischer“, „deutscher“ oder „liberaler“ Islam von der Mehrheitsgesellschaft als ideal markiert und Bewertungsmaßstäbe gesetzt. Das sei verletzend, weil damit eine systematische Abwertung verbunden sei. Man werde danach bewertet, wie weit man sich schon angepasst habe. Zudem seien Schreckens-Szenarios ein weiterer Faktor für Stress. Das mache die Auseinandersetzung um das Schulgebet deutlich. Schnell sei man davon ausgegangen, dass alle beten wollen würden und ein Schulbetrieb somit unmöglich werden würde. Dadurch versetze man sich vorzeitig in Stress, statt Entwicklungen abzuwarten.