Umfrage

Was junge Muslime von Religion erwarten

In einer repräsentativen Umfrage wurden junge Muslime in acht arabischen Ländern nach ihren religiösen Überzeugungen und Erwartungen befragt.

03
02
2016
junge mit takke
Symbolfoto: Wohin steuert die muslimische Jugen? © by Adam Jones auf Flickr (CC BY-SA 2.0), bearbeitet islamiQ

Die Tabah-Stiftung in Abu Dhabi hat eine repräsentative Umfrage mit jungen Muslimen aus insgesamt acht arabisch -islamischen Ländern durchgeführt. Die Herkunftsländer der Teilnehmer waren: Marokko, Ägypten, Palästin, Jordanien, Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate. Durchgeführt wurde die Umfrage in Form von persönlichen Interviews im Oktober und November 2015. Es nahmen insgesamt 5374 muslimische Frauen und Männer im Alter zwischen 15 und 34 Jahren an den Interviews teil.

„Zu oft sprechen wir über die Jugend, aber viel zu selten mit ihr“, begründet Abaas Yunas Leiter der Zukunftsinitiative der Tabah-Stiftung, die Studie. Die Teilnehmer wurden nach ihrem Glauben und ihren religiösen Vorstellungen und Erwartungen befragt. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass sich fast alle Befragten als religiöse und überzeugte Muslime verstehen. Gleichzeitig teilten jedoch viele der Befragten mit, dass sie mit dem aktuell von vielen Muslimen praktizierten Islam unzufrieden seien.

Unter anderem wurde den Teilnehmern die Frage gestellt: Führen die Versuchungen der modernen Welt bei Ihnen als Muslim zu Gewissenskonflikten? „In vier Ländern antworteten die meisten auf diese Frage mit Ja. In weiteren drei Ländern ist der Anteil jener, die einen Konflikt verspüren, immer noch sehr hoch,“ so Abaas Yunas. 74 Prozent der Befragten in den Emiraten, 62 Prozent in Kuweit, 60 Prozent in Ägypten und 57 Prozent in Palästina bejahten diese Frage. Eine Ausnahme stellte das Land Saudi-Arabien dar. Dort fühlten sich 78 Prozent der Befragten nicht in ihrem Religionsverständnis bedroht.

Eine weitere Frage im Interview lautete: Soll es mehr weibliche Religionsgelehrte geben? Dies beantwortete eine große Mehrheit, zwischen 63 und 95 Prozent, in allen acht Ländern mit Ja. Da gab es auch keine Unterschiede bei den befragten Männern und Frauen.

Bei den Fragen bzgl. Terror und Gewalt von vermeintlich muslimischen Organisationen und Netzwerken antworteten neun von zehn Befragten, dass der IS und Al-Qaida eine totale oder eine weitgehende Perversion islamischer Lehren betreiben. Nur etwa 7 Prozent stimmten den Lehren der Extremisten in einigen Punkten zu. Als Ursachen für die Rekrutierungserfolge der Terrororganisationen bei einigen muslimischen Jugendlichen nannten die Befragten: korrupte politische Regime in den Heimatländern, Propaganda radikaler Prediger sowie ein niedriges Bildungsniveau. Den Islam als Ursache für Gewalt und Terror sieht keiner der Befragten.

Leserkommentare

Magnus sagt:
Wie viele Muslime zwischen 15 und 34 gibt es denn weltweit? Da können die 7%, die den Lehren von Extremisten in einigen Punkten zustimmen ganz schnell mehrere Millionen Menschen sein. Das ist durchaus bedenklich. Ebenso bedenklich ist es, dass Muslime jeden Zusammenhang zur Religion leugnen. Natürlich sind die genannten Ursachen (korrupte politische Regime, Propaganda radikaler Prediger, niedriges Bildungsniveau etc.) zutreffend. Das ändert aber nichts daran, dass die Islamisten glauben, sie lösen diese Probleme mit dem Islam. Sie sehen dem Islam sehr wohl als Quelle der Inspiration zur Lösung der genannten Probleme. Wer dies dauernd leugnet, handelt sträflich. Wenn Muslime die moderne Welt als Bedrohung für ihre Religionspraxis sehen, sollten sie sich in den Ländern, die muslimisch sind, einschließen und dort so leben, wie sie es für richtig halten. Natürlich funktioniert das nur, wenn der Westen sich nicht ständig in diesen Ländern einmischt. Allerdings müssen die muslimischen Ländern auch ihren Expansionsdrang unterdrücken, da wir sonst ständig im Krieg leben. Im Grunde müsste die islamische Welt sich vom Rest der Welt abschotten, so dass wir dann in einer geteilten Welt leben. Es ist allerdings fraglich ob das alte Konzept abgeschotteter Staaten wirklich noch praktikabel ist. Immerhin können sich die Muslime ja auch nicht auf einen einzigen Herrscher einigen, sondern kämpfen jeweils um Vormachtstellung. Deutlich kann man das an Saudi Arabien und dem Iran sehen. Zudem versucht die neue Türkei auch die alte Vormachtstellung des Osmanischen Reiches zurück zu erlangen. Wir leben also in einem ziemlichen Dilemma. Islamistischer Terror wird es ebenso nicht schaffen, dieses Dilemma aufzulösen, wie dies auch deutschen Patrioten nicht gelingen wird. Die Welt hat sich nun einmal verändert. Sowohl seit der Zeit, als die Muslime noch ihrem Propheten bei sich hatten, als auch seit der Zeit, als Deutschland noch seine Grenzen schön geschlossen halten konnte für unerwünschte Zuwanderer. Tatsächlich ist alles in stetiger Veränderung, wie es bereits die Buddhisten wissen und akzeptieren. Insbesondere Christen und Muslime müssen das noch lernen. Oder wir schlagen uns alle gegenseitig tot.
03.02.16
16:08
Manuel sagt:
Da haben die Befragten wohl die Schwertsure nicht gelesen!
04.02.16
9:57
Charley sagt:
Was ist denn das für eine Umfrage? "Führen die Versuchungen der modernen Welt bei Ihnen als Muslim zu Gewissenskonflikten?" Auf welchem Niveau bewegt man sich wenn man schon in der Frage von Versuchung spricht? "Zeitgenössische Lebensumstände" wäre wertfrei Punkt ein Urteil in der Fragestellung schon vorzugeben ist komplett niveaulos. Außerdem würde mich interessieren wie der Begriff "modern" definiert war.
06.02.16
10:35
Ibrahim Yazici sagt:
Das ist doch nur ein kleiner Teil von Muslimen, da mehr als ein Viertel der Bevölkerung Muslime sind. Zudem ist deren Gesellschaft belastet mit traditionellen kulturellen Praxen und Ansichten dem westliche Gesellschaftsformen, wie in Deutschland mit ihrer pluralistischen Gesellschaftsform modern entgegen.
07.02.16
0:03
Manuel sagt:
@Ibrahim Yazici: Vollkommene Zustimmung, solange die Islamische Welt, sich nicht eindeutig von der Scharia verabschiedet, wird es nicht funktionieren.
08.02.16
11:42
Düsselbarsch sagt:
@ Magnus Was ist denn falsch daran, wenn Mitglieder einer Religion hoffen, diese würde bei der Lösung der Probleme in der Welt helfen können? Christen könnten z.B. auf das Versöhnungsgebot hinweisen.
18.02.16
18:50