Samstag sollte eine europaweite Demonstration der Stärke, der Pegida-Aktionstag „Festung Europa“ über die Bühne gehen. Doch erneut zeigt sich, dass die fremdenfeindliche Bewegung vor allem ein Dresdner Phänomen ist. Europaweit gab es weniger Zulauf als anfangs erwartet.
Die von islamfeindlichen Parteien und Bewegungen erwünschte „Festung Europa“ hat bei ihrer Premiere erhebliche Baumängel offenbart. Während der erste europaweite Aktionstag von Pegida und Co. am Samstag vielerorts nur wenige hundert Leute anlocken konnte, ging auch in der Pegida-Hochburg Dresden einiges schief. Pegida-Chef Lutz Bachmann musste krankheitsbedingt das Bett hüten und wurde durch Versammlungsleiter Siegfried Däbritz ersetzt, der eigentlich als Redner für Bratislava eingeteilt war.
Däbritz bereitete das Publikum schon zu Beginn auf kleinere Umbaupausen vor – denn schließlich wollte man live zu den Demonstrationen in Prag, Warschau und Bratislava schalten. Daraus wurde freilich nichts. Kurzzeitig stand der Draht zwar in die tschechische Hauptstadt, doch immer wieder stockte das Bild und ließ den dortigen Redner wie eine Marionette erscheinen.
Mit Warschau und Bratislava wurden später keine Versuche mehr unternommen, die erwünschte Verbindung der europäischen Szene herzustellen. Pegida treffe keine Schuld, versuchte Däbritz die Pannen immer wieder zu überspielen.
Selbst ein vorbereitetes Video konnte erst mit minutenlanger Verspätung gezeigt werden. Das Pegida-Volk versuchte die aufkommende Langweile mit Sprechchören wie „Merkel muss weg“ zu überbrücken, doch so richtige Stimmung kam nicht auf. Wohl auch deshalb verließen nicht wenige „Pegidianer“ vorzeitig das Gelände.
Für Dresden waren im Vorfeld mehrere Gastredner aus anderen Ländern angekündigt worden. Im wesentlichen beschränkte sich das auf Gesinnungsgenossen aus dem Nachbarland Tschechien. Ein Vertreter der Identitären Bewegung aus Österreich entschuldigte sich theatralisch bei den Dresdnern, weil seine Regierung Österreich zu einer „Nation von Schleppern und Schleusern“ gemacht habe – das Publikum jubelte.
Die technischen Probleme in Dresden können durchaus als Sinnbild für die europaweiten Vernetzungsversuche der Pegida herhalten. Schon von Anfang an hatte Bachmann den Schulterschluss mit der europäischen Rechten versucht. Außer dem niederländischen Rechtspopulisten und Islamhasser Geert Wilders ist aber noch nie ein Kopf mit internationaler Popularität in Dresden aufgetreten. Die Chefin des französischen Front National, Marine Le Pen, zeigte Bachmann bislang ebenso der kalte Schulter wie der schon mehrfach als Pegida-Redner angekündigte österreichische FPÖ-Chef Heinz-Christian „HC“ Strache.
Die geringe Beteiligung in den anderen europäischen Städten am Aktionstag „Festung Europa“ dürfte auch daran gelegen haben, dass die Flüchtlingskritik dort längst von größeren Parteien und Bewegungen als Thema besetzt oder – wie in Ungarn und Polen – längst Regierungspolitik ist. Bis auf Prag, wo am Samstag etwa 1500 Islam-Gegner aufmarschierten, kamen in den anderen Städten meist nur wenige Hundert zusammen – wenn überhaupt.
Auch in Dresden blieben die Zahlen mit bis zu 8000 Teilnehmern am Königsufer hinter den Erwartungen zurück. Damit bleibt Pegida ein Dresdner Phänomen und muss sich auf die „Festung Dresden“ beschränken. Die gibt es tatsächlich schon seit Jahrhunderten: auf der dem Königsufer gegenüberliegenden Elbseite unterhalb der Brühlschen Terrasse. (dpa, iQ)