Gebetsraumschließung

RAMSA gegen die Schließung des Gebetsraums an der TU Dortmund

Der Rat muslimischer Studierender und Akademiker kritisiert die Schließung des Gebetsraums an der Universität Dortmund. Probleme dürfe man nicht auf dem Rücken aller Muslime austragen.

12
02
2016
Die Dortmunder Innenstadt ©awaya legends auf flickr, bearbeitet by IslamiQ

Das Rektorat der Technischen Universität Dortmund (TU) gab letzte Woche in einer Mitteilung bekannt, dass es den „Raum der Stille“, der als neutraler Gebets- und Meditationsraum genutzt werden sollte, schließen wird. Der Grund sei eine Meinungsverschiedenheit mit den Muslimen, die den Raum ebenfalls mitnutzen.

Der Rat der Muslimischen Studierender und Akademiker (RAMSA) veröffentlichte nun eine Mitteilung zur aktuellen Diskussion um den Raum. Der Dachverband betrachtet die Art und Weise des Umgangs der TU Dortmund mit ihren muslimischen Studierenden kritisch – dies insbesondere vor dem Hintergrund der derzeitigen medialen Berichterstattung, die hauptsächlich die Sicht der Universität aufgreife. RAMSA habe mit verschiedenen Studierenden und Akademikern der TU Dortmund gesprochen, eine Stellungnahme des Dachverbands werde bald folgen.

Polarisierung führte zu Aggression

In den dem veröffentlichten Gespräch positionieren sich die Studierenden „unmissverständlich“ gegen jedwede frauenfeindlichen Ansichten und weisen Vorwürfe, diese toleriert zu haben, zurück. Die Universitätsleitung solle nicht das Fehlverhalten einzelner Personen zum Anlass nehmen, um pauschale Verdächtigungen oder Unterstellungen gegenüber Studierenden zu behaupten. Die Medienberichterstattung sei zu einseitig gewesen, man habe die Darstellung der Universitätsleitung ohne weitere Recherche übernommen. Immer wieder seien die Schlagworte „frauenfeindlich“, „Umfunktionierung für eigene Zwecke“, „Religionsärger“, „Kopftuchzwang“, „Verstoß gegen Gleichberechtigung“ gefallen.

Diese Polarisierung habe bereits zu verbalen Übergriffen und angedeuteten Akten von körperlicher Aggression gegenüber muslimischen Studierenden an der TU Dortmund geführt. Niemand seitens der Universitätsleitung habe mit den angefeindeten Studierenden den Dialog gesucht. Insgesamt seien höchstens zwei Beschwerden innerhalb mehrerer Jahre dem ASTA eingereicht worden, die umgehend bearbeitet wurden. Dieser habe die ordentliche Nutzung des Raumes der Stille verwaltet und wiederhergestellt. Zusätzliches Interieur wie Raumaufteiler, um mehr Privatsphäre während der Gebetshandlungen für alle Studierende – ungeachtet ihres Geschlechts – seien sogar vom zuständigen Dezernat brandschutztechnisch überprüft und zur Verfügung gestellt.

Gespräch mit Universitätsleitung wird gesucht

Wie man aus dem Schreiben entnehmen kann, haben Studierende nach der Schließung des Raumes das konstruktive Gespräch mit der Universitätsleitung gesucht. Diese hat es verwehrt. Der deutlich formulierte – nicht öffentliche – Brief an die Universitätsleitung im Anschluss sollte nach Informationen nur den Unmut ausdrücken und folgte erst danach. Beigefügte Unterschriften sollten dem Text lediglich mehr Gewicht verleihen.

Man wünsche sich, dass zwischen Leitung und Studierenden ein vertrauensvolles Verhältnis entsteht. Die Studierenden seien weiterhin bemüht, bestehende Unstimmigkeiten, Fehler und Probleme zu ändern. Probleme dürfe man aber nicht auf dem Rücken aller muslimischen Studierenden austragen.

Leserkommentare

Manuel sagt:
Das soll wohl ein Witz sein. Die Muslime verursachen die Problem um den Raum und dann beklagen sie sich, dass die Probleme auf ihrem Rücken ausgetragen werden? Was ist das denn? Die Probleme werden doch wohl eher auf dem Rücken der Nicht-Muslime ausgetragen, die erst von den Muslimen den Raum, der für alle sein sollte, weggenommen bekommen und dann von der Universitätsleitung. Die Muslime, die in diesem Fall Täter sind, erklären sich dreist zu Opfern. Das sagt viel über den Islam aus. Wenn Muslime Frauen, die den Raum der Stille nutzen wollen, darauf verweisen, dass sie gefälligst ein Kopftuch tragen sollen und hinter eine Abtrennung gehen sollen, dann ist das, gelinde gesagt, eine unverfrorene Frechheit. Und dann hinterher zu sagen, man wünsche sich ein vertrauensvolles Verhältnis ist schon ein starkes Stück. Wenn diese Extremisten nur eine Minderheit waren, wo war dann die muslimische Mehrheit, die sich ihnen entgegengestellt hat? Warum hat die vermeintliche Mehrheit diese Minderheit gewähren lassen? Damit haben sie sich mitschuldig gemacht. Da hilft auch kein Klagen und Jammern.
12.02.16
14:47
Finn sagt:
'Die Universitätsleitung solle nicht das Fehlverhalten einzelner Personen zum Anlass nehmen, um pauschale Verdächtigungen oder Unterstellungen gegenüber Studierenden zu behaupten.' Diese Tat Einzelner hat immerhin zu einer permanenten Geschlechtertrennung und teilweisen Zugangsbeschränkung in einem an sich für alle Studierenden jederzeit zugänglichen Raum geführt. Wenn das die Tat Einzelner war, dann ist der Vorwurf nicht der Universitätsleitung sondern der Mehrheit anzulasten, die nicht fähig und willens war, diese Minderheit, die in ihrem Namen agiert hat, in ihre Schranken zu weisen, sei es in Selbstorganisation oder unter Zuhilfenahme der Universitätsleitung. Wer schweigt, stimmt zu.
12.02.16
15:43
Demian sagt:
Wenn es wirklich nur "Einzelne" waren, dann liegt die Schuld bei den anderen muslimischen Studierenden, die wohl in der Mehrheit waren? Das Rektorat hat - auch nach diesem Artikel - völlig angemessen und korrekt reagiert. Auf die weiteren Tatbestände wurde hier nicht weiter eingegangen, was ich schade finde. Aber auch hier gilt: wir leben, glücklicherweise für uns alle, in einem säkulären Staat, in dem es jedem von uns erlaubt ist an viele verschiedene Dinge zu glauben und bei persönlichem Bedarf eine Religion frei auszuüben. Hier wurde nach wie vor gegen die Gleichberechtigung verstoßen und muss dementsprechend geahndet werden. Die Reaktion des Rektorats war adäquat und nach wie vor richtig.
13.02.16
15:20
Demian sagt:
*säkularen. Pardon.
13.02.16
18:05
Subah sagt:
Schon befremdlich, dass all das, tlw Vorwürfe die > 3 Jahre alt sind, jetzt im Jahr 2016 zur Schließung führt. Vor dem Hintergrund der aktuellen zunehmend islamfeindlichen Stimmung und den konzertierten Aktionen an anderen Universitäten (Essen), mutet dieses Verhalten der Unileitung äußerst seltsam an. Man mag nur spekulieren, was die eigentlichen Hintergründe sind...
14.02.16
18:17
Manuel sagt:
@Subah: Säkularismus hat nicht mit Islamfeindlichkeit zu tun, ebenso wenig Islamkritik oder die Forderung zur Integration, auch Ihr Moslems müsst lernen, das Ihr in diesem Land kritisiert werden dürft und die Religion nicht über dem Staat steht.
15.02.16
10:01
Demian sagt:
@Subah: Das hat die Universitätsleitung in einem anderen Statement bereits mitgeteilt. Nach der Meinung der Universitätsleitung hätte dieser Vorfall wahrscheinlich kaum Erregung auf sich gezogen, wenn die Ereignisse von Silvester nicht gewesen wären und die Stimmung im Land wieder gemäßigter wäre. Abgesehen davon wissen Sie offensichtlich mehr als wir, oder woher wissen Sie, dass die Vorwürfe über 3 Jahre alt sind? Mit dem aktuellen Stand der Fakten bleibt die Reaktion des Rektorats absolut nachvollziehbar und richtig.
15.02.16
11:19
Subah sagt:
@Demian: Weil ich mir die Stellungnahme der Studierenden durchgelesen habe, ganz nach der Grundregel, beide Seiten zu hören. Und dort heißt es: "Bis heute weiß niemand, wer 2012 einige Flyer ausgelegt hatte. Der AStA, der für den Raum verantwortlich ist, hat sie umgehend entfernen lassen und die Nutzungsordnung wiederhergestellt....". Zumindest ein Teil der Vorwürfe ist also mehr als 3 Jahre alt. @Manuel: Schon ein starkes Stück, hier geborenen Muslimen, deren Muttersprache Deutsch ist und die hier studieren mangelnde Integration vorzuwerfen. Den "Volksgenossen" an seiner Religion festzumachen war einmal...
18.02.16
18:24
Charley sagt:
@Subah: Man kann hier geboren sein u ein ganzes Leben in einer muslimischen Parallelgesellschaft leben!
19.02.16
7:06
Demian sagt:
@Subah: Ja diese hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht gefunden. Daher meine vorherige Verwunderung. Es bleibt dennoch befremdlich, dass der Universitätsleitung direkt diskriminierendes, islamfeindliches Verhalten vorgeworfen wurde, obwohl diese lediglich einen Raum schließen ließ, in welchem die Nutzungsordnung wohl häufiger von religiösen Menschen missachtet wurde. Wie gesagt, wäre die Stimmung in diesem Land nicht etwas 'aufgeheizt', wäre der Fall vielen wahrscheinlich keine Nachricht wert gewesen. Die Schließung ist ja auch völlig akzeptabel, wenn auch schade für alle Studierende die ihn nutzen wollten.
19.02.16
16:56