Niedersachsen

Muslimische Frauen weisen Kritik zurück

Gleichstellungsbeauftragte in Niedersachsen sorgen sich um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in islamischen Religionsgemeinschaften. Muslimische Frauen wehren sich gegen die Kritik .

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02
2016
frauenparkplatz
Symbolfoto: Gleichberechtigung? © by Frank Mago auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Seit etwa zwei Jahren verhandelt die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen mit den islamischen Religionsgemeinschaften. Bei den Diskussionen um den geplanten Rahmenvertrag geht es um Themen wie den islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, Seelsorge an Gefangenen, den Bau und Betrieb von Moscheen, Feiertagsregelungen und die Teilhabe an Gremien wie Rundfunkräten.

Kommunale Gleichstellungsbeauftrage und muslimische Vertreterinnen in Niedersachsen diskutieren über den geplanten Rahmenvertrag. Die Gleichstellungsbeauftragten äußern in einem Brief an Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) Zweifel, ob „die ausgewählten Vertragspartner wirklich die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zum Ziel haben“ und fordern, den Vertrag „auf Eis zu legen“. Die Schura Niedersachsen und DITIB Reagierten am Mittwoch mit Unverständnis.

Emine Oğuz vom Vorstand der DITIB bemängelte, die Gleichstellungsbeauftragten hätten sich zunächst an die muslimischen Frauen wenden sollen. In den Verhandlungen mit dem Land seien Frauen von Schura und DITIB beteiligt gewesen. „Dieses Vorgehen stigmatisiert wieder einmal uns muslimische Frauen als unterdrückte Frauen.“

Wie der Evangelischen Pressedienst berichtet, kritisieren die Frauenbüros zudem die im Vertragsentwurf vorgesehenen Gebetsmöglichkeiten an öffentlichen Schulen für Muslime: „Diese fördern aus unserer Sicht nicht die Integration“. Die Muslime hätten nie einen solchen Raum gefordert und es werde ihn auch nicht geben, sagte Schura-Sprecher Firouz Vladi. Dabei sei es ausschließlich darum gegangen, den muslimischen Schülern eine Möglichkeit zu geben, ihre Gebete zu verrichten. „Das kann auch ein Klassenraum sein, der gerade frei ist.“ Natürlich könnten dort auch Christen beten, wenn sie wollten. Das sei ein freiwilliges Angebot, kein Muslim werde zum Gebet genötigt, wenn er nicht wolle.

Leserkommentare

Manuel sagt:
DITIB, Erdogans AKP-Behörde im Ausland, klar das dort keine objektive Meinung zu hören ist, sieht man ja schon in der Türkei, wo kräftig islamisiert wird und der Laizismus endgültig zerstört werden soll.
14.02.16
13:32
Subah sagt:
Und woran machen die Gleichstellungsbeauftragten ihre plötzlichen Zweifel daran ob „die ausgewählten Vertragspartner wirklich die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zum Ziel haben“ fest?? Nach wohlgemerkt mehreren Jahren Verhandlung? Das klingt ganz schön unglaubwürdig. In einem Land, in dem mit KdöR jüdischen, christlichen Glaubens und neuerdings Ahmadiyya Gemeinschaften Staatsverträge abgeschlossen werden, werden gleichzeitig diei Muslimen permanent marginalisiert. Dem Islam Ungleichheit vorzuwerfen und Muslimen ihre freie Glaubensausübung nicht gleichermaßen zu ermöglichen, ist mit Blick auf Art. 3 GG äußerst problematisch. Der Staat hat von anderen Religions-Gemeinschaften nie solche misstrauischen Bekenntnisse und Glaubenskompromisse abverlangt.
14.02.16
19:16
Manuel sagt:
@Subah: Die christliche und die jüdische Welt ist auch derzeit nicht, im Gegensatz zur islamischen Welt, auf kompletten Rückschritt programmiert. Noch in den 1970er liefen viele Frauen unverschleiert in den nordafrikanischen Metropolen herum, selbst die vorbildliche Türkei wird zunehemend reislamisiert, auch im relativen liberalen Indonesien nimmt der islamische Erzkonservativismus und der Islamismus zu. Dann kommen in Deutschland auch noch Aussagen von Imamen, dass die Frauen den Männer Untertan sind hinzu, ebenso die Zunahme der Kopftücher sind ein Indiz dafür. Viele verweigern auch eine Diskussion, mit dem Hinweis über den Koran dürfe man nicht diskutieren oder haben ein problematisches Verhältnis zum Judentum und zur Homosexualität. Auch das Verhältnis der hier lebenden Moslems zur Scharia ist nicht eindeutig geklärt. Sogar der Schimmunterricht wird vielen moslemischen Mädchen untersagt oder es wird ihnen verboten auf Klassenfahrten mitzufahren. Das alles führt zu dem Misstrauen, dass Sie hier beklagen. Der Islam in Europa, muss sich also auch von Ihnen her reformieren und nicht ständig sich von Nordafrika und den Nahen Osten beeinflußen lassen und da darf es auch kein Diskussionsverbot geben.
15.02.16
10:17
Manuel sagt:
'von Innen' muss es natürlich heißen
15.02.16
10:18
Manuel sagt:
@Subah: Wo genau steckt das Problematische mit Blick auf Art. 3 GG? Eine Religion, die ganz offensichtlich gegen Art. 3 Absatz 2 Satz 1 GG verstößt, kann wohl kaum darüber klagen, dass gegen Art. 3 Abs. 3 GG verstoßen wird, wenn von ihr gefordert wird, dass sie sich GG-konform verhalten soll. Übrigens fordern die Muslimbrüder in Ägypten auch einen Treueeid der Kopten gegenüber einem künftigen Staat à la Muslimbrüder. Und Muslime fordern im Allgemeinen immer, wenn sie an der Macht sind, dass andere Religionen sich dem Islam zu unterwerfen haben. Also sollten Muslime den Ball immer schön flach halten.
15.02.16
14:10
Enail sagt:
Kann es vielleicht daran liegen, dass der Islam(zumindest in meinen Augen) eher eine Ideologie als eine Religion ist, da der Islam doch sehr politisch ist und eigentlich das ganze Leben vorschreibt und dadurch die spirituelle Seite fast verdrängt. Für selbstständiges denken und selbstbewusstes Handeln bleibt da nicht mehr viel Raum. Jeder Entschluss und jede Entscheidung muss hinterfragt werden, ob diese auch mit dem Islam vereinbar sind. Und alles hat seine Zeit. Es gibt Zeit zum Arbeiten und es gibt Zeit zum Beten. Aber doch nicht fünfmal am Tag das Buch oder die Arbeit aus der Hand legen weil man wieder mal beten muss. So kann keine gut funktionierende Gesellschaft aufgebaut werden, was man ja ganz klar an islamisch regierten Ländern erkennen kann. Beschränkt eure Religion auf eure Freizeit, dann braucht es auch keine Diskussionen um Gebetsräume oder freie Klassenräume oder Räume der Stille, die man dann mal einfach schnell umfunktioniert. Auch diese Extrawürste, die Muslime ständig fordern sind es, die ein Abwehrhaltung und das Misstrauen gegen den Islam in der westlichen Welt fördern. Abgesehen davon, dass man aus islamisch regierten Ländern ja nicht so sehr viel positives hört. Und das möchte man hier einfach nicht haben und stärkt das Misstrauen, dass hier einer Mehrheitsgesellchaft irgendwelche vorsintflutlichen Lebensweisen aufgedrückt werden sollen. Und manchmal denke ich auch dass es den Muslimen nicht in erster Linie darum geht ihren Glauben hier auszuleben, denn dann wären sie doch in einem islamischen Land unter ihren Glaubensbrüdern viel besser aufgehoben, es gibt ja genug islamische Länder. Aber ich wollte auch nicht in ein solches Land und als Frau schon gleich gar nicht. Sie wollen ihre religiösen Praktiken hier installieren und festigen, denn auch das ist die Aufgabe im Islam, die ganze Welt zu unterwerfen. Und es nervt wirklich diese ständigen Forderungen nach Anerkennung von dies und das, von Verträgen und was weiß ich zu hören. Da nimmt man gern unsere Toleranz in Anspruch, die aber in islamischen Ländern gegen andersgläubige nicht stattfindet. Wenn ich daran denke, dass für manche Christen in islamischen Ländern sogar das Weihnachtsfest verboten ist, dann frage ich mich schon, wie Muslime sich hinstellen könnenum im Namen ihrer Religion immer wieder neue Forderungen an ein nicht islamisches Land zu stellen. Warum geht man dann in ein nicht islamisches Land und akzeptiert dann einfach die Lebensweise eines solchen Landes. Und gegen religiöses Handeln, solange es im privaten Bereich stattfindet und nicht mit aller Macht an die Öffentlichkeit dringt, würde keine Ablehnung bestehen. Es gibt ja neben den Muslimen auch noch andere Gläubige, aber nur von Muslimen wird man von ständigen Forderungen nur so überschüttet. Einfach unangenehm aufdringlich, so empfinde ich das.
08.03.16
2:34