Gleichstellungsbeauftragte in Niedersachsen sorgen sich um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in islamischen Religionsgemeinschaften. Muslimische Frauen wehren sich gegen die Kritik .
Seit etwa zwei Jahren verhandelt die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen mit den islamischen Religionsgemeinschaften. Bei den Diskussionen um den geplanten Rahmenvertrag geht es um Themen wie den islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, Seelsorge an Gefangenen, den Bau und Betrieb von Moscheen, Feiertagsregelungen und die Teilhabe an Gremien wie Rundfunkräten.
Kommunale Gleichstellungsbeauftrage und muslimische Vertreterinnen in Niedersachsen diskutieren über den geplanten Rahmenvertrag. Die Gleichstellungsbeauftragten äußern in einem Brief an Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) Zweifel, ob „die ausgewählten Vertragspartner wirklich die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zum Ziel haben“ und fordern, den Vertrag „auf Eis zu legen“. Die Schura Niedersachsen und DITIB Reagierten am Mittwoch mit Unverständnis.
Emine Oğuz vom Vorstand der DITIB bemängelte, die Gleichstellungsbeauftragten hätten sich zunächst an die muslimischen Frauen wenden sollen. In den Verhandlungen mit dem Land seien Frauen von Schura und DITIB beteiligt gewesen. „Dieses Vorgehen stigmatisiert wieder einmal uns muslimische Frauen als unterdrückte Frauen.“
Wie der Evangelischen Pressedienst berichtet, kritisieren die Frauenbüros zudem die im Vertragsentwurf vorgesehenen Gebetsmöglichkeiten an öffentlichen Schulen für Muslime: „Diese fördern aus unserer Sicht nicht die Integration“. Die Muslime hätten nie einen solchen Raum gefordert und es werde ihn auch nicht geben, sagte Schura-Sprecher Firouz Vladi. Dabei sei es ausschließlich darum gegangen, den muslimischen Schülern eine Möglichkeit zu geben, ihre Gebete zu verrichten. „Das kann auch ein Klassenraum sein, der gerade frei ist.“ Natürlich könnten dort auch Christen beten, wenn sie wollten. Das sei ein freiwilliges Angebot, kein Muslim werde zum Gebet genötigt, wenn er nicht wolle.