Droht die Stimmung gegen Asylbewerber in Deutschland zu kippen? Und wie kann auf den Zuzug reagiert werden? Damit hat sich eine Tagung in Osnabrück beschäftigt. Die Lage in den Erstaufnahmeeinrichtungen entspannt sich, denn die Zahl der Neuankömmlinge geht derzeit zurück.
Die islamischen Religionsgemeinschaften in Niedersachsen sehen im Zuzug von Flüchtlingen eine große Chance für die Gesellschaft. Das Schüren von Angst vor Flüchtlingen sei die falsche Reaktion auf die Zuwanderung, sagte am Dienstag der Vorsitzende des DITIB-Landesverbandes Niedersachsen, Yılmaz Kılıç, in Osnabrück. „Warum begreift man das nicht als Chance?“, kommentierte er die wachsende Skepsis, mit der auf Flüchtlinge reagiert werde.
Das Erstarken bestimmter Parteien mache ihm Angst, sagte er. Die Diskussion um die Einschränkung der Rechte von Flüchtlingen sei der falsche Weg, auch wenn man über die Ängste der Deutschen sprechen müsse. „Wir müssen die Chancen in der Öffentlichkeit positiver rüberbringen“, sagte Kılıç bei einer Tagung zur Flüchtlingspolitik, die die Universität und die Polizeidirektion Osnabrück organisiert hatten.
Der Zuzug von Kindern und Arbeitskräften sei eine Bereicherung für die Gesellschaft. In den Moscheegemeinden werde mit großem ehrenamtlichen Engagement etwas für die Integration getan. So stellten die Gemeinden Räume für Deutschkurse zur Verfügung. Während des muslimischen Ramadan-Festes hätten die Gemeinden die Neuankömmlinge im großen Stil beim abendlichen Fastenbrechen begrüßt.
Auch der Vorsitzende des Landesverbandes der Muslime in Niedersachsen, Avni Altiner, stellte die Integrationsleistung der muslimischen Gemeinden heraus. In den 97 Gemeinden, die er vertrete, übten Sunniten und Schiiten ein gutes Miteinander. „Das ist seit 15 Jahren eine echte Erfolgsgeschichte“, sagte er. In den Moscheen gebe es starken Zulauf. Ehrenamtliche Seelsorger aus den Moscheegemeinden kümmerten sich um kriegstraumatisierte Flüchtlinge. „Wir sind gemeinsam daran interessiert, dass die Integration gelingt“, sagte Altiner. Es sei aber ein Langzeitprozess. (dpa, iQ)