Fleischproduktion

Niederlande verschärfen Regeln für das Schächten

Die Regeln für das Schächten in den Niederlanden wird strenger. Die Praxis soll von der staatlichen Lebensmittelbehörde überwacht werden. Auch ein Exportverbot ist geplant.

18
02
2016
Halal. copyright Christer auf flickr, bearbeitet by IslamiQ

Die Niederlande erlassen strenge Regeln für das Schächten. Wie Landwirtschafts-Staatssekretär Martijn van Dam am Mittwoch mitteilte, müssen beim betäubungslosen Schlachten nach den Vorgaben des jüdischen und islamischen Religionsrechts künftig strenge technische Vorgaben eingehalten werden. Unter anderem sind Tiere, die beim Schächten nicht nach 40 Sekunden das Bewusstsein verloren haben, nachträglich zu betäuben. Die Praxis soll von der staatlichen Lebensmittelbehörde überwacht werden.

Zudem wird die Produktion von geschächtetem Fleisch auf die Versorgung einheimischer jüdischer und muslimischer Verbraucher beschränkt. Das damit verbundene Exportverbot dürfte Auswirkungen für religiöse Gemeinden im Ausland haben, die rituell einwandfreie Fleischprodukte aus den Niederlanden bezogen. Nach niederländischen Regierungsangaben wurden die neuen Regelungen mit jüdischen und islamischen Organisationen abgesprochen. Sie sollen 2017 in Kraft treten.

Im Juni 2011 hatte sich das Parlament in Den Haag mit großer Mehrheit für ein allgemeines Schächtverbot ausgesprochen. Allerdings sind in den Niederlanden Ausnahmegenehmigungen in Einzelfällen möglich. In Deutschland ist das Schlachten von Wirbeltieren ohne vorherige Betäubung untersagt. Eine Art Kompromiss ist eine Kurzzeitbetäubung; allerdings betrachten viele Juden und Muslime solcherart produziertes Fleisch nicht als koscher beziehungsweise halal.

Das Schächten wird in Europa unterschiedlich gehandhabt. Im Februar 2014 untersagte Dänemark die traditionelle jüdische und muslimische Schlachtmethode. Im gleichen Frühjahr forderte auch die britische Tierärztevereinigung ein Verbot der betäubungslosen Schlachtung. Polen hingegen hob im Dezember 2014 ein seit Anfang 2013 geltendes
Schächtverbot wieder auf.

Beim Schächten werden den Tieren mit einem raschen Schnitt die großen Blutgefäße sowie Luft- und Speiseröhre durchtrennt. Durch diese Methode sollen die Tiere vollständig ausbluten. Grund dafür ist, dass das Blut in Judentum und Islam als Träger des Lebens gilt und sein Verzehr daher untersagt ist. (KNA,iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
Der Staat und das Gesetz steht über der Religion fertig!
18.02.16
14:21
Moritz sagt:
@Manuel: Das kommt darauf an. Über allem steht die Verfassung! Und ansonsten kann man in einer Demokratie Gesetze auch hinterfragen. Es gibt eigentlich keine wirklich triftigen Gründe, das Schächten zu verbieten. Bei solchen Verboten geht es lediglich darum, Juden und Muslime als minderwertig darzustellen, weil sie so grausam zu den armen Tieren sind. Dabei sind die hiesigen Schlachtmethoden ebenfalls grausam. So gesehen müsste man jedwedes Schlachten und der verzehr von Fleisch verbieten.
18.02.16
16:53
Ute Diri-Dost sagt:
Im Quran steht nichts davon,dass das Blut auf Grund seiner Eigenschaft als Träger des Lebens verboten ist.Ich weiß wirklich nicht von wem diese Behauptungen stammen.Man sollte doch die Artikel genau überprüfen,bevor man sie veröffentlicht!
18.02.16
18:58
Stefan sagt:
Einem Tier bei vollem Bewusstsein die Kehle durchzuschneiden ist nicht in Ordnung! Eine vorherige Betäubung verhindert nicht das völlige Ausbluten. Wir sollten im 21.Jahrhundert nicht mehr überkommene, alte religiöse Riten erlauben, die gegen Menschen und Tierrechte verstoßen. Wem das nicht passt und wer sich in seiner sogenannten Religionsfreiheit beschränkt sieht, soll woanders hingehen oder Vegetarier werden.
19.02.16
11:28
Manuel sagt:
Moritz: Es geht darum, dass es im 21. Jahrhundert möglich sein muss, über archaische religiöse Rituale zu diskutieren, ohne sofort die Islamophobie -oder Anitsemitismus-Keule zu schwingen. In der EU gibt es weitreichende Tierschutzgesetze, an dem sich auch Schlachthöfe bzw. Bauern zu halten haben. Warum muss in einem weitgehend säkularen (sic!) Staat ständig Ausnahmen für bestimmte Religionen gemacht werden? Und das Schächten ist nicht das einzige, da geht es auch um die Beschneidung.
19.02.16
11:28
Moritz sagt:
@Manuel: Diskutieren kann man über alles, Aber denjenigen, die sich über das Schächten aufregen, geht es nicht ums Diskutieren. Da geht es nur darum, den Muslimen ihre Religion zu verbieten. Und wenn gar nichts mehr zieht, dann wird eben gesagt, dass die Religion nicht mehr zeitgemäß ist. Wir reden hier also tatsächlich über Islamophobie und nicht über eine Islamophobiekeule als Totschlagargument. Im übrigen nimmt eine Betäubung den Tieren nicht die Angst davor, geschlachtet zu werden. Wer sich über die Schächtung von Tieren aufregt, sollte sich erst einmal darüber Gedanken machen, wie Tiere bei uns, trotz Tierschutz, geschlachtet werden. Wenn es um Ausnahmen geht, die für bestimmte Religionen gelten, dann möge man sich nur einmal das Arbeitsrecht für die katholische und evangelische Kirche anschauen, bevor man sich über vermeintliche Sonderregeln für Muslime aufregt. Oder die Erhebung von Kirchensteuern. @Stefan: Welche Menschen- und Tierrechte sind denn durch das Schächten verletzt? Und wer legt fest, was überkommen ist und was nicht? Ist das ewige Herunterbeten der Moderne oder Postmoderne nicht auch eine Art Religion? Und ist auch das ständige Einschränken von Religionsfreiheit für bestimmte Gruppen nicht eigentlich auch ein Relikt aus der Zeit, als es in den Staaten nur eine führende Religion gab, der sich alle anderen zu unterwerfen hatten? Und damit auch ein überkommene Praxis, die zu überwinden wäre?
19.02.16
14:59
Manuel sagt:
@Moritz: Man kann eben nicht über alles diskutieren, ja man darf ja fast schon nicht mehr Religionskritik üben, sonst kommen Leute wie Sie, daher und schwingen sofort die Phobie-Keule, hat man gerade wieder an Ihrem Kommentar gesehen. Und mir geht es um alle Religionen, schluss mit den Privilegien und Ausnahmen, Laizismus nach französischen Vorbild muss das Ziel sein und nicht noch mehr Religionen im Staat.
19.02.16
17:37
Andreas sagt:
@Manuel: Natürlich können Sie einen Laizismus nach französischem Vorbild auch für Deutschland fordern. Die Frage wäre aber, was genau damit gemeint sein soll. Immerhin kann man die Religiosität einer Vielzahl von Menschen nicht einfach ignorieren und ihnen alles verbieten. Selstverständlich kann man auch Religionskritik üben. Aber welche Ziele möchte man damit verfolgen? Was geht es den Nicht-Muslim an, ob muslimische Frauen sich dazu entschließen, sich zu verhüllen? Und was ist gegen muslimische Speisevorschriften einzuwenden, wenn sie nicht dem Rest der Gesellschaft aufgezwungen werden? Natürlich ist es islamfeindlich, wenn sie den Muslimen im Ergebnis Ihre Ansichten überbügeln wollen. Was genau bedeutet Laizismus für Sie? Das Verbot jeglicher Religion?
22.02.16
11:55
Manuel sagt:
@Andreas: Offenbar wissen Sie nicht was Laizismus ist und verwechseln ihn mit Atheismus. Religion hat im Staate nichts verloren, sondern ist Privatangelegenheit, das ist das Grundprinzip des Laizismus und auch der europäischen Aufklärung, falls Ihnen das entgangen ist. Frankreich beispielsweise ist ein laizistischer Staat, wollen sie jetzt Frankreich als islamfeindlich hinstellen, weil es beispielsweise in Schulen ein Verbot von religiösen Symbolen gibt. Und man kann hierzulande keine Religionskritik üben, besonders wenn es um dem Islam geht, wird man sofort ins rechte Ecke gestellt, wenn man beispielsweise Kopftücher nicht so toll findet oder ein Problem mit Stellung der Frau im Islam hat. Und es geht uns als Gesellschaft schon etwas an, wenn Mädchen und Burschen im Sinne der Scharia indoktriniert werden und unserer westlichen Kultur dann feindlich gegenüberstehen, soetwas gilt es zu unterbinden.
22.02.16
16:23
Peter Z. Ziegler sagt:
@Manuel. Sie schreiben "Laizismus nach französischen Vorbild muss das Ziel sein und nicht noch mehr Religionen im Staat." Es-ce que vous parlez français? Frankreich erlaubt Muslimen die rituelle Schlachtung und der ostfranzösische Schlachthof von Besançon beliefert die Schweiz und weite Teile Südwestdeutschlands mit Halalfleisch. Googeln Sie einmal "EUREL" wenn Sie international mitreden wollen.
23.02.16
6:28
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