Rassistische Übergriffe auf ankommende Flüchtlinge in Clausnitz dominierten die Schlagzeilen. Muslimische Vertreter haben ihre Empörung über die erschreckenden Ereignisse kundgetan.
Vergangene Woche hatte eine wütende Menge die Ankunft von Flüchtlingen in Clausnitz (Osterzgebirge) blockiert und mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ ihre Ablehnung gegen die deutsche Asylpolitik bekundet. Kurz danach zeigte sich die islam- und fremdenfeindliche Pegida solidarisch mit dem Mob.
Der Landesverband der Muslime, „Schura“, in Niedersachsen gab in einer Pressemitteilung die Empörung über die Geschehnisse in Clausnitz bekannt: „Die Würde des Menschen zu achten und zu ehren ist einer der wichtigsten grundlegenden Werte unseres Landes! Die Nachrichten aus Clausnitz/Sachsen, die von massiven Bedrohungen und Pogromstimmungen gegenüber ankommenden Flüchtlingen, ja sogar Kindern berichten, machen uns fassungslos!“. Menschen, die vor dem Krieg flüchten, brauchen Hilfe und Unterstützung, so die Schura weiter. Das Geschehene sei aus Ihrer Sicht nicht hinzunehmen und würde sowohl dem Grundgesetz und dem „Verständnis von Menschlichkeit“ widersprechen. Deshalb fordert die Schura, „dass Politik und Zivilgesellschaft sich diesem Verhalten entschieden und schnell entgegenstellen und es deutliche Konsequenzen für die Verantwortlichen gibt!“.
Auch der Vorstandsvorsitzende des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland, Burhan Kesici, wünscht sich entschiedenere Reaktionen auf die rassistischen Übergriffe in Clausnitz: „Die Sicherheitsbehörden und die Politik müssen sich intensiver mit diesen fremdenfeindlichen Gruppen auseinandersetzen und Maßnahmen gegen sie ergreifen.“. Er nennt das Geschehene eine „Schande für Deutschland“ und merkt an, dass die Diskussion zum Thema Flüchtlingspolitik sehr hart geführt wird. „Was noch schlimmer ist, ist dass einige Politiker und Sicherheitsbehörden auf dem rechten Auge blind sind und die Taten zum Teil verharmlosen. Während einige Politiker –zurecht- von pogromähnlichen Verhältnissen in Sachsen sprechen, suchen andere die Schuld bei den Flüchtlingen“, kritisiert Kesici.
Die Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nurhan Soykan, bewertet die momentane Situation ebenfalls als „besorgniserregend“ und ist der Meinung, dass „Clausnitz nur die Spitze des Eisbergs“ darstellt. Denn „Im vergangenen Jahr gab es über tausend Übergriffe auf Flüchtlinge, über 10.000 minderjährige Flüchtlingskinder werden vermisst, man hört von sexuellen Übergriffen in Flüchtlingsheimen. Ganz zu schweigen von der Perspektivlosigkeit der Angekommenen, die Monate in Sammelunterkünften ausharren müssen.“ Die Juristin ist jedoch auch der Meinung, dass man die Solidarität der Kirchen und der freiwilligen Helfer nicht außer Betracht lassen sollte. Es müsse gemeinschaftlich dafür gesorgt werden, dass diese Solidarität erhalten bleibt und sich festigt, so die ZMD-Generalsekretärin.