Schleswig-Holstein

Ruf nach Schweinefleisch-Pflicht der CDU stößt auf Kritik

Der Ruf der schleswig-holsteinischen CDU nach einer Schweinefleisch-Pflicht in öffentlichen Kantinen stößt auf Ablehnung. Politiker wandten sich am Dienstag mit teils spöttischen Bemerkungen gegen den Vorschlag.

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03
2016
Christlich Demokratische Union Deutschlands. bearbeitet by IslamiQ.
Christlich Demokratische Union Deutschlands. bearbeitet by IslamiQ.

Das Kieler Parlament soll nach dem Willen der CDU die Landesregierung dazu auffordern, sich für ein Schweinefleischangebot in Kita- und Schulkantinen einzusetzen. „Der Minderheitenschutz – auch aus religiösen Gründen – darf nicht dazu führen, dass eine Mehrheit aus falsch verstandener Rücksichtnahme in ihrer freien Entscheidung überstimmt wird“, heißt es in dem Antrag.

Der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte, er sehe keinen staatlichen Handlungsbedarf. „Schon gar nicht teile ich die Verkürzung unserer grundgesetzlichen Werte auf die Pflicht, Kotelett oder Hack zu essen.“

Der Grünen-Politiker Volker Beck erklärte bei Twitter: „Wer #Schweinefleisch für einen Wert des christlich-jüdischen Abendlandes hält, ist kulturell eine arme Sau!“ Ein weiterer Eintrag des innenpolitischen Sprechers der Bundestagsfraktion lautet: „Soll die #Schweinefleischpflicht eigentlich auch am Freitag gelten? Frage für einen befreundeten Kardinal.“ Außerdem gab der Grünen Politiker in einer Pressemitteilung bekannt, dass das „deutsche Schwein kein Verfassungswert“ ist, sondern „die autoritäre Denke der Rechtspopulisten, wenn Juden, Muslime, Vegetarier und Veganer zum Schweinefleischkonsum gezwungen werden sollen.“

Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner twitterte: „Erst #Veggieday, jetzt #Schweinefleischpflicht. Verrückte Idee: Wie wäre es, wenn einfach jeder selbst entscheidet, was er isst?“

Über den Antrag hatten die „Lübecker Nachrichten“ zuerst berichtet. Der CDU-Fraktionschef Daniel Günther sagte der Zeitung, man habe aus jedem Wahlkreis von mindestens einer Kita gehört, die aus Rücksicht auf muslimische Kinder auf Schweinefleisch verzichte. Der Landwirtschaftsexperte der Partei erklärte, die Ministerien für Soziales und Bildung sollten den Schulen und Kitas im Land empfehlen, Schweinefleisch auf dem Speiseplan zu belassen. Muslime sollten aber nicht gezwungen werden, Schwein zu essen, betonten beide Politiker.

Auch die Naturschutzorganisation WWF wandte sich in Berlin gegen den CDU-Vorschlag. „Derzeit gibt es wenig Anhaltspunkte dafür, dass Schweinschnitzel und Kotelett auf den Speiseplänen deutscher Kantinen unter Artenschutz gestellt werden müssen.“ Vielmehr sollte sich die CDU angesichts der enormen ökologischen Probleme der konventionellen Fleischproduktion für einen bewussteren Fleischkonsum einsetzen.

Im Januar nahm die dänische Stadt Randers den Vorschlag der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei und der Liberalen Partei an, der in die gleiche Richtung zielt wie der CDU-Antrag. Demnach soll dänisches Essen zentrales Angebot in Schulen und Kitas sein. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Charley sagt:
Wie glücklich man als Moslem doch sein kann: Man vermeidet Schweinefleisch, ist vehement für Kopftücher und hat schon ein gutes Gefühl. Wie oft diese Themen auf Islamiq hier vorkommen ist schon erstaunlich. Wie kleingeistig ist diese Welt, wenn das Seelenheil sich an solche Dinge hängt?
02.04.16
21:08
Enail sagt:
@ Charley: Es ist halt ein bequemes Leben, das selbstständiges Denken nicht fordert. Man hält sich an die Spielregeln einer Religion, die das Denken übernimmt, nur für die Durchsetzung dieser muss man sich noch etwas anstrengen. Da die Mehrheit aber sein Leben nicht nach einem Buch ausrichten möchte und das eigene Leben individuell ausrichten möchte, ruft man Diskriminierung und zieht sich beleidigt in die Schmollecke zurück, weil viele diese Abhängigkeit von einem Buch nicht verstehen können. Naja, wenn man sonst keine Sorgen hat.
12.04.16
16:53
Ute Diri-Dost sagt:
Jedem soll es selbst überlassen werden,was er essen will,und jeder Kantine soll es selbst überlassen werden was sie servieren will,dabei wird sie sich ja wohl hauptsächlich nach den Wünschen ihrer Kunden richten,genau so soll es in den KiTas sein(obwohl Kinder zu Hause am besten aufgehoben sind,dafür sollte man mehr Spielgruppen in der Nachbarschaft gründen)
14.05.16
21:12
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