Politologe

Terroristen bleiben westlichem Modell verbunden

Politologe Olivier Roy warnt vor einer Verknüpfung von Islam und Terror. Radikalismus sei nihilistisch, was nicht der islamischen Tradition entspreche.

27
03
2016
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Symbolfoto: Was bewegt junge Menschen dazu sich extremistischen Gruppen anzuschließen und in den Krieg zu ziehen? © by DVIDSHUB auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Radikalisierung sei nicht Folge einer gescheiterten Integration. Das sei vielmehr ein Scheinproblem. Viele der jungen Leute, die in den Krieg in Syrien ziehen, seien integriert, sagt Politologe Oliver Roy im Gespräch mit der „FAZ“ am Samstag.

Selbst in ihrem Bruch mit der Gesellschaft würden die europäischen Terroristen einem sehr westlichen Modell verbunden bleiben, behauptet Roy. Es sei zudem nihilistisch, was nicht der islamischen Tradition entspreche. Die Terroristen würden eine Faszination für die Ästhetik der Gewalt, die sie aus Filmen und Videos kennen entwickeln. Das Verhalten ähnle mehr den Amokläufern an der Columbine Highschool oder dem Massenmörder Anders Behring Breivik.

Diese jungen Leute kämen nicht aus der muslimischen Gemeinschaft, führt Roy weiter aus. Die meisten hätten keine religiöse Vorbildung, seien nur selten in der Moschee gewesen. Fast alle seien zuvor Kleinkriminelle gewesen und hätten Alkohol getrunken und Rauschgift konsumiert.

Trotzdem streite der Islamwissenschaftler die religiöse Dimension nicht ab. Sie sei wichtig, denn auf diese Weise könnten die Terroristen ihren Nihilismus in die Verheißung des Paradieses uminterpretieren.

Leserkommentare

Manuel sagt:
Was ist mit dem Schwertvers? Und Mohammed war ja auch ein Kriegsherr, jede gute Moslem soll ihm ja zum Vorbild nehmen oder? Es war ja auch nicht so, dass sich der Islam beispielsweise in Nordafrika friedlich ausgebreitet hätte, sorry.
27.03.16
14:10
Manfred Feyk sagt:
Die Schoolshootings taugen m. E. weniger als Vergleich. Ein Anders Behring Breivik schon eher. Was war seine Vision? Darauf kommt es an. Die demutslose, menschenverachtende, entwürdigende Seite des Internet (Anleitungen zur Umsetzung gewalttätiger Handlungen, zum Bau von Rohrbomben, Verbreitung sog. Snuff Movies, volksverhetzende Propaganda extremistischer Gruppierungen u. a. mehr) kann dabei nur als verachtenswürdige Vorlage für das reale Verhalten zahlreicher empathiearmer, orientierungsloser, sich aus der sozialen Gemeinschaft zurückziehender Jugendlicher und junger Männer dienen. Diese, mit einem offensichtlich islamischen Zerrbild lebenden, bilden aber die Basis für pseudoreligiöse Einflüsterer und Heilsversprecher! Die Menschen in Europa haben auch anderes zu bieten, nur erfordert das ein mitfühlendes Einlassen auf regionale Kultur und Traditionen, Lesen, Nachbarschaft und gedankliche Arbeit! An der Erziehung zum sozialen menschlichen Miteinander in Europa zu arbeiten, ist für uns alle angesagt, auch für islamische Männer, nicht aber das Festhalten an alten überlebten formalen Traditionen! Ein hierarchisch und im Takt gelenkter Produktionsbetrieb, den viele Migranten bei uns erleben und gerade wegen dieser Struktur oft schätzen, ist ebenso kein gesamtgesellschaftliches Modell! Ich wende mich auch sehr gegen den vereinfachenden Begriff vom westlichen Modell. Das westliche Modell gibt es nicht.
27.03.16
14:32
Manuel sagt:
Es gibt ja viele Erfolgsgeschichten, wie beispielsweise die der eingewanderten Ex-Jugoslawen, die auch durch Krieg schwer traumatisiert waren, jetzt gehen viele deren Kinder auf höhere Schulen oder studieren, ebenso viele Süd-Ostasiaten oder Inder. Warum können sich die jungen moslemischen Männer nicht diese zum Vorbild nehmen. Wenn man sich anpasst und integriert kann man in unseren Land sehr schnell aufsteigen, wenn man hingegen ständig auf rückwertsgewandte religiöse Traditionen und längst überholte Moralvorstellungen pocht, wird es eben schwierig werden.
28.03.16
14:37
Düsselbarsch sagt:
@ Manuel: Und von Erfolgsgeschichten von Einwanderern mit muslimischen Hintergrund haben Sie nichts gehört?
30.03.16
16:46
Manuel sagt:
@Düsselbarsch: Ja gibt es natürlich auch, aber das sind dann meist jene, die ihre Religion nicht über alles stellen, sich anpassen und sich damit integrieren. Wenn man sich die Statistiken ansieht, dann sind Moslems verhältnismäßig höher von Arbeitslosigkeit betroffen und haben oftmals niedrigere Bildungsabschlüsse, als andere Zuwanderergruppen. Es muss also auch etwas mit der Religion zu tun haben, wenn es die anderen auch großteils schaffen. Wenn man in einer Gesellschaft vorankommen will, dann muss man sich dieser auch anpassen, die Normen, Werte, Gesetze und Gepflogenheiten übernehmen und nicht ständig erwarten, die anderen müssten sich mir anpassen (Beispiel Kopftuch) und dann wenn das abgelehnt wird, wieder lauthals Diskriminierung schreien. Und dann auch noch indirekt uns die Schuld für die Terroranschläge geben, weil wir die Moslems ja angeblich alle diskriminieren, es liegt auch an ihnen selbst, es gibt andere Zuwanderergruppen, die es schaffen, also!
31.03.16
12:28
Enail sagt:
Radikalisierung sei nicht Folge einer gescheiterten Integration. Das sei vielmehr ein Scheinproblem. Viele der jungen Leute, die in den Krieg in Syrien ziehen, seien integriert, sagt Politologe Oliver Roy im Gespräch mit der „FAZ“ am Samstag. Es gibt sicher junge Menschen, die in unserer Gesellschaft nicht klar kommen und sich auch als Verlierer fühlen. Und ich nehme schon mal an, dass dies mit Religion nichts zu tun hat. Auffällig dabei ist jedoch, dass IS-Terroristen nur eine Faszination auf muslimische Gruppen ausüben. Selbst hier geborene oder Biodeutsche, wie man so schön sagt, gehören immer dem Islam an, wenn sie bereit sind sich zu radikalisieren. So denke ich, dass das doch mit der Religion zu tun hat. Wie sagte Herr Bosbach:" Einen kath. Chorknaben werden sie beim IS nicht finden." Vielleicht waren einige mal Chorknaben, aber spätestens wenn sie sich für den Terror interessiert haben sind sie konvertiert.
02.04.16
1:07
Manuel sagt:
@Enail: Sehe ich auch so, überall auf der Welt gibt es Armut und Trostlosigkeit, wie beispielsweise in Indien oder in Südamerika, aber aus diesen Gegenden kommt ein Extremismus oder Terrorismus, also muss es schon auch etwas mit der Religion zu tun haben. Das ständige beteueren, hat nichts mit dem Islam zu tun, bringt uns nicht weiter.
03.04.16
0:38