Bremen

Rücktrittsforderung mit islamfeindlicher Begründung

Der Bremer Bürgerschaftspräsident, Christian Weber, hat auf die Rücktrittsforderung der ALFA-Partei geantwortet und wirft ihnen offene Islamophobie vor. Sein Rücktritt wurde gefordert, weil er zuvor an einer Gedenkfeier zu Ehren des Propheten Muhammad teilgenommen hatte.

30
03
2016
Bremen
Bremen: Der Islam ist ein Teil davon © by Pascal auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Der SPD-Politiker und Bremer Bürgerschaftspräsident Christian Weber hat die Vorwürfe der Partei Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA) zurückgewiesen. Zuvor hatte Christian Schäfer von der ALFA-Partei den Rücktritt Webers gefordert, weil er an Ostersonntag bei einer Gedenkfeier des Propheten Muhammad aufgetreten ist. SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Tschöpe ist der Meinung, dass die Rücktrittsforderung der ALFA „ihre offen islamophobe Grundhaltung deutlich“ macht, und fügt hinzu, dass es ihnen „einzig und allein“ darum geht, „Stimmung am rechten Rand“ zu erzeugen.

Denn in Schäfers Rücktrittsforderung steht geschrieben: „Da der Geburtstag des Propheten erst im Dezember ist, kann die Terminierung auf den Ostersonntag nur als gezielte Konkurrenz und gegen das christliche Osterfest gewertet werden.“ Die SPD gibt in ihrer Mitteilung jedoch an, dass das gewählte Datum pragmatische Gründe hat: „Von einer Konkurrenzveranstaltung der Muslime zum Osterfest ist da die Rede. Auf die einfache Erklärung, dass die ÖVB-Arena eben an Ostersonntag schlicht frei ist – und deshalb seit Jahren für die Veranstaltung genutzt wird, kommt die ALFA selbstredend nicht. Die selbsternannte Allianz für Fortschritt und Aufbruch vermutet stattdessen, dass ‚diese Muslime‘ uns nun auch noch das christliche Osterfest stehlen wollen.“ Tschöpe ist der Meinung, dass solche Aussagen der ALFA schlichtweg dazu dienen „anti-Islamische Stimmung zu befördern.“

Abschließend macht Tschöpe klar, dass sich alle demokratischen Parteien in einem Punkt einig sind: „Auch der Islam gehört zu Bremen! Gerade deshalb ist es richtig, dass der Präsident der Bürgerschaft den Dialog sucht und auch Grußworte bei Veranstaltungen von islamischen Verbänden spricht“.

Auch die Schura Bremen zeigte sich bestürzt über die Rücktrittsforderung und hat in einer heute herausgegebenen Pressemitteilung darauf aufmerksam gemacht, dass es vor allem „In Zeiten der Spaltung und fremdenfeindlichen Tendenzen“ wichtig ist, in den Dialog zu treten. „Die islamischen Religionsgemeinschaften begrüßen es daher sehr, dass Bürgerschaftsabgeordnete auch an Veranstaltungen muslimischer Verbände teilnehmen und somit ein Zeichen setzen“, so die Schura Bremen weiter.

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Ich finde es immer ein bisschen fantasielos, wenn Poliker meinen, sie könnten ihre Fremdenfreundlichkeit dadurch unter Beweis stellen, dass sie an islamischen Festen teilnehmen. Genauso wie es unter den Deutschen Menschen gibt, die mit Religion viel, wenig oder gar nichts am Hut haben, ist das auch bei den Migranten so verteilt. Bevor die AKP an die Regierung kam, war die Türkei sogar wesentlich laizistischer geprägt als Deutschland. Islamvereine haben keinen Monopolanspruch, was die Interessvertreteung von Ausländern betrifft. Warum geht der Bremer Bürgermeister nicht auch einmal auf ein Fest von einem säkulären türkischen Verein zu Ehren des türkischen Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk, der von vielen unserer türkischstämmigen Mitbürger auch sehr verehrt wird?
31.03.16
13:08
Mohammad Al-Faruqi sagt:
@ Fabel:"Warum geht der Bremer Bürgermeister nicht auch einmal auf ein Fest von einem säkulären türkischen Verein zu Ehren des türkischen Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk...?" Wenn Sie sich von Ihrem Stürmchen im Wasserglas erholt haben und wieder ruhigen Blutes sind, dann sollten Sie die Möglichkeit zumindest in Betracht ziehen, dass der Bremer Bürgerschaftspräsident (!) Christian Weber bislang noch nicht zu einem Fest in Erinnerung an Atatürk eingeladen worden ist. Wäre doch eine simple Erklärung dafür, oder?
04.04.16
15:59