Anti-Islam-Thesen

AfD stößt auf heftige Kritik

Die AfD kündigte an, mehr islamkritische Elemente in ihr neues Parteiprogramm aufzunehmen. Muslime und politische Parteien zeigen sich empört darüber.

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04
2016
Führende Politiker der AfD. © James Rea auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.

Mit heftiger Kritik reagieren  muslimische Vertreter andere Parteien auf die angekündigte Verschärfung des islamkritischen Kurses der Alternativen für Deutschland (AfD).

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland wehrt sich gegen die Thesen der rechtspopulistischen AfD und bejahte die Vereinbarkeit von Islam und Demokratie. „Der Islam beinhaltet die Grundprinzipien des Christen- und des Judentums und ist mit dem Grundgesetz genauso vereinbar wie diese Religionen“, sagte Nurhan Soykan, Sprecherin des Zentralrats in Köln am Sonntag.

Soykan betonte, der Islam schreibe keine bestimmte Staatsform vor. „Die Demokratie ist islamkonform“, bekräftigte sie. Die AfD betreibe nichts anderes als Populismus, um die Gesellschaft zu spalten. „Die Muslime in Deutschland haben den Radikalen bisher gut die Stirn geboten und werden dies auch weiterhin tun – genauso, wie sie der AfD die Stirn bieten werden“, so Soykan

Der Vorsitzende des ZMD, Aiman Mazyek kritisiert, die Partei schwimme auf einer Welle der Islamfeindlichkeit und dagegen sei Aufklärung jetzt das Wichtigste.

Politiker wie Beatrix von Storch oder Alexander Gauland wollten eine andere Republik, kritisierte der Zentralrats-Vorsitzende: „Die AfD will eben nicht die freiheitlich-demokratische Grundordnung – sie will sie letztendlich abschaffen. Deshalb ist das, was sie jetzt fordert, nicht ein Islam-Diskurs, sondern das ist grundgesetzwidrig.“

Der Vorsitzende des Islamrats Deutschland Burhan Kesici wirft der AfD vor durch solche populistischen Thesen mit den Ängsten der Menschen zu spielen. „Ich glaube, dass die AfD einfach mit den Ängsten der Menschen spielt. Wir haben im letzten Jahr die Flüchtlingswelle gehabt, wir haben große Arbeitslosigkeit, wir haben andere Probleme, und ich glaube, dass man jetzt auch mit dem Islam versucht, zu punkten und ein neues Wählerklientel zu bekommen“, so Kesici.

Parteien reagieren empört

Vertreter der veschiedenen politischen Parteien distanzieren sich deutlich vom Islam-Diskurs der AfD und zeigen sich empört über ihre populistischen Thesen. „Die AfD radikalisiert sich immer mehr. Ihre Positionen zum Islam zeugen von extremistischem Denken, das mit dem Grundgesetz nicht vereinbar ist“, sagte Franz Josef Jung, Beauftragter der Unionsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften. Mit ihren Thesen diffamiere die AfD „pauschal einen ganzen Glauben“.Sie versuche „den Glauben von Millionen Menschen in Misskredit zu bringen“.

Nach Ansicht der SPD-Beauftragten für Kirchen und Religionsgemeinschaften, Kerstin Griese, schürt die AfD „auf hochgefährliche Weise haltlose Vorurteile“. Selbstverständlich gebe es „einen Islam, der sich ans Grundgesetz hält“. Praktiziert werde dieser von „weit mehr als 90 Prozent der hier lebenden Muslime“. Man dürfe nicht aus der Existenz „von einigen extremistischen Gruppen auf eine ganze Religion schließen“. Die von der AfD geforderten Einschränkungen muslimischer Religionspraxis hält Griese für verfassungswidrig, denn „die Glaubensfreiheit ist Bestandteil des Grundgesetzes“.

Die religionspolitische Sprecherin der Linken, Christine Buchholz, warf der AfD vor, mit „Islamhass“ das gesellschaftliche Klima zu vergiften und „Rassismus gegen Muslime“ zu schüren. Die AfD, so Buchholz, „wirft geistige Brandsätze und ist so mitverantwortlich für die steigende Zahl an islamfeindlichen Übergriffen und Anschlägen auf Flüchtlingsheime“.

„Die AfD betreibt billigen und gefährlichen Populismus zugleich“, sagte Rainer Schmeltzer, NRW-Minister für Arbeit und Integration. „Wir dürfen nicht zulassen, dass einzelne Gruppen der Bevölkerung gegen andere ausgespielt werden.“

Führende Politiker der AfD hatten am Sonntag angekündigt, eine deutlich islamkritische Politik zu einem Schwerpunkt ihres Parteiprogramms machen zu wollen. „Der Islam ist an sich eine politische Ideologie, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar ist“, hatte die stellvertretende Parteivorsitzende und Europaabgeordnete Beatrix von Storch gesagt.

Ähnlich hatte sich der AfD-Fraktionschef im Brandenburger Landtag und ebenfalls stellvertretende Parteivorsitzende Alexander Gauland geäußert und vor einer „Islamisierung Deutschlands“ gewarnt: „Viele Muslime gehören zu Deutschland, aber der Islam gehört nicht zu Deutschland.“

Auf ihrem Parteitag in zwei Wochen in Stuttgart will die AfD ihr erstes Parteiprogramm beschließen. Dabei soll es auch darum gehen, Symbole des Islams aus der Öffentlichkeit zu verbannen. „Wir sind für ein Verbot von Minaretten, von Muezzins und für ein Verbot der Vollverschleierung“, erklärte von Storch. Den Bau und den Betrieb von Moscheen sowie Beschneidungen wolle man dagegen nicht verbieten. (KNA/dpa/iQ)

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
@Manuel Wieso "Im Islam" nicht auf das Kopftuch verzichtet werden kann?? Natürlich kann es das. Es gibt eine Menge Musliminnen, die keines tragen. Von den ca. 4 bis 5 Millionen Muslimen bei uns in Deutschland sind ca. 47% Frauen. Grade mal ein Drittel von Ihnen trägt ein Kopftuch. Und die Motive dafür sind sehr unterschiedlich. lg Johannes Disch
21.04.16
19:04
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Die Kopftuchträgerinnen werden aber mehr statt weniger und das hängt auch mit den türkischen AKP-Islamisten zusammen.
23.04.16
21:21
Johannes Disch sagt:
Die AfD will ihren Anti-Islamkurs tatsächlich ins Grundsatzprogramm aufnehmen. Damit wird erstmals in der Geschichte der BRD Wahlkampf gegen ein Kollektiv geführt. Der Islam wird monokausal als politische Ideologie diffamiert und die Vielfalt des Islam ausgeblendet. Mit diesem Programm stellt sich die AfD eindeutig gegen das Grundgesetz und ruft den Kulturkampf aus. Ich gebe Aiman Mazyek nicht immer Recht. Aber in dem Fall hat er Recht: Was die AfD hier mit dem Islam betreibt, das gab es letztmals im "Dritten Reich." Dass eine Religionsgemeinschaft problematisiert und als unvereinbar mit der deutschen Gesellschaft propagiert wurde. Das, was die "AfD" da treibt, ist keine "Islamkritik." Das ist Diffamierung in Reinkultur! lg Johannes Disch
25.04.16
16:05
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Nachdem der Islam nicht nur eine Religion, sondern auch eine Ideologie ist, da er ja alle Bereiche des Lebens regelt, kann man wohl auch gegen diese Ideologie sein oder nicht, genauso wie andere auch Antikommunisten sind, obwohl der Kommunismus ansich ja gar nicht schlecht wäre oder? Im Islam ist auch kein Säkularismus vorgesehen, es gibt auch keine oder nur wenig Aufarbeitung über problematische Textstellen im Koran, wie eben den Schwertvers, da der Koran ja als absolut unantastbar gilt, weiters halte ich auch die Stellung der Frau im Islam als Mensch zweiter Klasse für problematisch, von der sexuellen Unterdrückung außerhalb der Ehe, ganz zu schweigen, ebenso das es keine wirklich Distanzierung von der Scharia mit ihren Hadd-Strafen gibt. Das alles wirft schon die Frage auf, wie weit der Islam mit unseren Werten, Gesetzen, Normen und Gepflogenheiten vereinbar ist, egal wie man jetzt zur AfD steht. Viele Menschen wählen die AfD nicht, weil sie alle Nazis oder Rechtsradikale wären, sondern weil sie eben nicht wollen, das in 50-100 Jahren in Deutschland, die islamische Gesellschaftsordnung zum bestimmenden System in Deutschland wird, ähnlich verhält es sich auch in anderen westeuropäischen Staaten. Ich sehe auch den Einfluß des politischen Islam in Deutschland, wie derzeit aus der Türkei durch DITIB importiert, heute hat beipsielsweise der türkische Parlamentspräsident eine islamische Verfassung gefordert, für äußerst gefährlich.
26.04.16
10:20
Andreas sagt:
@Manuel: Sie immer mit Ihrem Schwertvers. Problematisch ist der nur, wenn man ihn aus dem Zusammenhang reißt, wie Sie und Ihre islamistischen Freunde dies ständig tun. Jedenfalls ist er keine Aufforderung, alle Nicht-Muslime abzuschlachten.
26.04.16
11:13
Johannes Disch sagt:
@Manuel Von wegen wir wollen nicht, dass Deutschland islamisch wird... Das ist Paranoia. Das nimmt langsam wirklich paranoide Züge an. Mittlerweile muss man sich nicht fragen, ob "Der Islam" auf dem Boden der Verfassung steht, sondern ob das bei der AfD noch der Fall ist??? Man lese das Interview mit Frauke Petry bei "n-tv" von gestern: Petry über den Islam: "Müssen drastische Maßnahmen ergreifen." Das alleine klingt schon martialisch. Als erste drastische Maßnahmen sieht sie das Verbot von Minaretten und das Verbot des Muezzin-Rufes vor und das Verbot des Schächtens und Beschneidens. Da beginnen schon die Probleme: Da alle Religionen gleich behandelt werden müssen, müsste das Schächten und Beschneiden auch den Juden verboten werden. Aber schon die Formulierung "drastische Maßnahmen" ist erschreckend! Suggeriert sie doch, "Der Islam" und "Der Muslim" sind per se ein Problem. Was kommt denn dann als nächstes?? Irgendwann entdeckt die AfD dann auch verdächtiges am "Ramadan" und verbietet das Feiern desselben. Etc. Nach demselben Muster wurden sukzessive nach und nach im Dritten Reich die Juden ausgegrenzt. Bis sie schließlich im Ghetto landeten und zum Schluss im Gas. Petry irrt sich noch in einem weiteren Punkt: Muslime müssten ihre Religion privat ausüben. Das ist falsch. Das Grundgesetz erlaubt das Bekenntnis zu einer Religion auch im öffentlichen Raum. Das geplante Parteiprogramm der AfD widerspricht unserer Verfassung. Der Islam wird als ausschließlich politische Ideologie definiert und mit dem GG für unvereinbar erklärt. Dass die AfD die Ausübung des muslimischen Glaubens auf das Private beschränken will, widerspricht ebenfalls unserer Verfassung. Die ungehinderte und freie Glaubensausübung wird nämlich von unserer Verfassung gewährleistet. Dem widerspricht das geplante Minarett-Verbot und das geplante Verbot des Muezzin. Der neueste (zweifelhafte) Hit der AfD: Es gibt nen Aufkleber für die Heckscheibe: "Gib ISLAM keine Chance." Im "Dritten Reich" klang das so: "Kauft nicht bei JUDEN." Bei uns in Deutschland ist noch kein islamistischer Terroranschlag passiert. Und doch wird Panik geschürt. Was haben wir nach einem Anschlag zu erwarten?? Dass selbsternannte "Abendlandretter" Muslime durch Deutschlands Straßen jagen? Dass sie Moscheen und muslimische Geschäfte stürmen?? Ich halte dieses Szenario leider für realistisch. Die Deutschen haben nach wie vor ein Faible für Weltuntergangsszenarien, siehe das nun schon Jahre anhaltende Gerede über eine angeblich drohende "Islamisierung", und sei es durch einen "Geburten-Dschihad." Auch so eine unselige Wortschöpfung der Islam-Basher. Es wird immer deutlicher: Erstmals seit Bestehen der BRD plant eine Partei-- die AfD-- einen Wahlkampf, der sich gegen ein religiöses und kulturelles Kollektiv richtet. Ein Wahlkampf gegen Muslime und ihren Glauben, den Islam. Die AfD will den Kulturkampf. Meines Erachtens ist die AfD spätestens seit ihren kruden Islam-Thesen ein Fall für den Verfassungsschutz. Manuel, niemand bestreitet, dass es Richtungen im Islam gibt, die für uns einen Gefahr darstelllen. Aber dagegen gibt es Gesetze. Und die meisten Muslime, die bei uns leben, verstehen und praktizieren ihren Glauben friedlich. Wir sollten also nicht in Panik verfallen und nicht solchen Rattenfängern wie Petry & Co auf den Leim gehen. lg Johannes Disch Es wird offensichtlich:
26.04.16
21:30
Manuel sagt:
@Andreas: Interessant, wer verteidigt den hier ständig den erzkonservativen aus dem mittelalterlichen Nahen Osten importierten Islam, der der Nährboden für den politischen Islam und den Islamismus ist, ich oder Sie?
27.04.16
11:51
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Wieso kann eine Partei sich nicht auch gegen den Islam positionieren? Die Linke beispielsweise positioniert sich gegen den Kapitalismus und wurde deshalb auch Verfassungsfeindlichkeit unterstellt, jetzt stellt sie sogar einen Ministerpräsidenten. Mit der AfD ist es wohl ähnlich, nur halt jetzt von der rechten Seite. So wie die Linke eine klassische Linkspartei ist, ist eben die AfD eine klassische Rechtspartei. Beide Positionen sollte eine funktionierende Demokratie eigentlich aushalten können. Oder anderes Beispiel: Früher hat sich die SPD gegen den Katholizismus positioniert, seine Werte abgelehnt, waren jetzt alle SPDler verfassungsfeindlich oder gar Rassisten?
27.04.16
20:51
Grege sagt:
"Manuel, niemand bestreitet, dass es Richtungen im Islam gibt, die für uns einen Gefahr darstelllen. Aber dagegen gibt es Gesetze. Und die meisten Muslime, die bei uns leben, verstehen und praktizieren ihren Glauben friedlich" Eine Partei, die sich eher über die Ablehnung bestimmter Gruppen definiert, ist für mich auch nicht wählbar. Ebenso stimmen mich die rechsradikalen und fremdenfeindlichen Tendenzen innerhalb dieser Partei bedenklich. Ebenso darf man nicht den Fehler begehen, alle Deutsche als rechtsradikal zu brandmarken. Selbst die meisten Biodeutschen sind friedlich und auch offen gegenüber Fremden eingestellt. Des Weiteren darf man nicht die Gefahr des islamischen Extremismus verharmlosen oder leisetreten, wie es derzeit durch die Vertreter der Isalmverbände oder mulikultirell verblendeter Islamexperten vom Schlage eines Daniel Bax erfolgt. Hier in Deuschtland mussten schon diverse Massenveranstaltungen aufgrund der Terrorgefahr abgesagt werden. Etliche geplante Anschläge sind Gott sei Dank bereits in Vorfeld durch die rege Aufmerksamkeit unserer Sicherheitsbehörden vereitelt worden. Dass man nicht ewig Glück haben kann, zeigen die Terroranschläge in unseren Nachbarländern wie Frankreich, Großbritanien, Belgien, Niederlande oder auch (in geringeren Maße) Dänemark. Ausländerfeindliche und fremdenfeindliche Verbrechen finde ich schändlich für unser Land. Genauso schäme ich mich als Deutscher dafür, dass die Anschläge am 11. September zum Teil hier in unserem Land geplant worden sind. Auch der Anschlag auf einen Sikhtempel durch Salafisten in der Nachbarstadt Essen empört mich gleichermaßen. Einer dieser beiden jügendlichen Attentäter hat einer jüdischen Mitschülerin gedroht, ihr das Genick zu brechen. Hier werden wieder Erinnerungen an die dunkle deutsche Geschichte wach. Diese Vorfälle zeigen, dass die Gefahr durch den islamischen Extremismus keine Hirngespinste rechtsradikaler Ultras darstellt, sondern reell und leider höchstakut ist.
28.04.16
17:39
Johannes Disch sagt:
@Manuel Eine klassische Rechtspartei und eine klassische Linkspartei hält eine Demokratie aus-- sofern diese auf dem Boden der FDGO stehen und diese nicht beseitigen wollen, Und da können einem bei der AfD inzwischen berechtigte Zweifel kommen, ob diese Partei noch auf dem Boden der FDGO steht. Die Gründe dafür habe ich in einem früheren P ausgeführt. lg Johannes Disch
29.04.16
11:03
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