Im ersten Präsidentschaftswahlgang in Österreich geht der Kandidat der rechtspopulistischen und islamfeindlichen FPÖ als Wahlsieger hervor. Die Stichwahl gegen den Grünen-Kandidaten findet im Mai statt.
Die islamfeindlichen Rechtspopulisten der FPÖ haben in Österreich bei der Wahl zum Bundespräsidenten einen spektakulären Erfolg erzielt. FPÖ-Kandidat Norbert Hofer bekam am Sonntag nach einer Hochrechnung des Meinungsforschungsinstitutes Sora 35,4 Prozent der Stimmen und lag damit weit vor den anderen fünf Kandidaten. Es ist das bisher beste Ergebnis der FPÖ auf Bundesebene. Da der 45-Jährige die 50-Prozent-Hürde verfehlte, kommt es am 22. Mai zu einer Stichwahl zwischen ihm und dem zweitplatzierten Alexander Van der Bellen. Der 72-jährige Ex-Grünen-Chef erhielt laut Hochrechnung 21,3 Prozent der Stimmen. Die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss (69) überzeugte 19 Prozent der Wähler.
Ein Debakel wurde die Wahl für die Bewerber der rot-schwarzen Regierung. Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) kamen auf jeweils nur rund elf Prozent. Damit steht fest, dass der nächste Bundespräsident erstmals nicht aus dem Lager der sozialdemokratischen SPÖ oder konservativen ÖVP kommt. Den Bauunternehmer Richard Lugner wählten 2,3 Prozent. Die Angaben beruhten auf 99,8 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 68 Prozent.
Die FPÖ hatte unter dem europakritischen Slogan „Österreich zuerst“ Stimmung auch in der Flüchtlingsfrage gemacht. Außerdem polarisierte und hetzte er mit Aussagen wie „Ich will nicht, dass Österreich ein muslimisches Land wird“ und „Der Islam ist kein Teil von Österreich“. Die FPÖ machte schon in der Vergangenheit Schlagzeilen mit islam- und fremdenfeindlichen Slogans wie: „Daham statt Islam“ oder „Mehr Mut für unser Wiener Blut. Zu viel Fremdes tut niemandem Gut“.
Der FPÖ-Kandidat, ein gelernter Flugzeugtechniker, hatte sich zunächst für zu jung für eine Kandidatur gehalten. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache überredete den bisher eher unbekannten 45-Jährigen aber dann doch.
Der in den Umfragen hoch gehandelte ehemalige Grünen-Chef Van der Bellen blieb unter den Erwartungen. Der 72 Jahre alte Wirtschaftsprofessor war als unabhängiger Kandidat mit massiver Unterstützung der Grünen aufgetreten. Er gab sich aber zuversichtlich für die Stichwahl. „Jetzt werden die Karten neu gemischt.“
Am Sonntag waren 6,4 Millionen Österreicher ab 16 Jahren zur Wahl aufgerufen. Das Staatsoberhaupt wird für sechs Jahre gewählt und kann einmal wieder kandidieren. Amtsinhaber Heinz Fischer scheidet im Juli nach zwei Amtsperioden aus.(dpa/iQ)