CDU-Politiker

Massive Kritik an Kauder-Vorstoß zur Kontrolle von Moscheen

Die Forderung des Unions-Fraktionschefs Volker Kauder nach einer staatlichen Kontrolle von Moscheen in Deutschland hat eine neue Debatte ausgelöst.

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04
2016
Symbolbild: Merkez-Moschee der DITIB in Duisburg-Marxloh © by Arne List auf flickr.com (CC BY 2.0), bearbeitet IslamiQ

Die Forderung des Unions-Fraktionschefs Volker Kauder nach einer staatlichen Kontrolle von Moscheen in Deutschland hat eine neue Debatte ausgelöst. Aus Unionskreisen erhielt der CDU-Politiker Zustimmung, das Bundesinnenministerium sieht dagegen keinen Handlungsbedarf. Islamische Religionsgemeinschaften, Grüne und Linke widersprachen dem Fraktionschef.

Kauder hatte erklärt, er halte eine staatliche Kontrolle der Moscheen für unabdingbar im Kampf gegen den Terror: „Der Staat ist hier gefordert. Er muss das kontrollieren“, sagte er der „Berliner Zeitung“ (Freitag). In einigen Moscheen würden Predigten gehalten, die mit dem deutschen Staatsverständnis nicht in Einklang stünden.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums erklärte in der Regierungspressekonferenz, es gebe bereits hinreichende gesetzliche Grundlagen. „Religiös motiviertes Verhalten muss sich immer im Rahmen der Rechtsordnung bewegen.“ Auch sollten in den Moscheen möglichst in Deutschland ausgebildete Imame lehren.

Der Vorsitzende des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland, Burhan Kesici, bewertet die Debatte um das staatliche Kontrollieren der Moscheen als „verallgemeinernd“. Auch wenn er finde, dass der Staat „punktuell eingreifen muss, um Gefahrenpotenziale“ zu kontrollieren, so sei die aktuelle Debatte stark pauschalisierend und würde die antimuslimische Narrative nur verstärken. „Das hauptsächliche Problem ist, dass wie so oft bei dem Thema Islam, damit nicht differenziert und punktuell umgegangen wird“, so Kesici weiter.

Der Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), Bekir Alboğa, warnte vor einem Generalverdacht gegen Muslime. Die Unterstellung, „Moscheen oder Geistliche wären eine flächendeckend zu kontrollierende Gefahr“, sei „abwegig“, sagte er in Köln. Die Forderung verstoße gegen die Verfassung, ebenso wie jene nach einer Deutschpflicht in Moscheen. Das Grundgesetz garantiere den Religionsgemeinschaften „nicht nur ihre Selbstverwaltung, sondern auch die Selbstbestimmung über ihre religiöse Lehre“, ergänzte Alboğa. „Dass in letzter Zeit sich rechte Strömungen mehren und aus diesen Kreisen abstruse Forderungen gegen Muslime und Moscheen laut werden, scheint Politiker anderer Parteien dazu zu verleiten, panisch darauf mit ebenso abstrusen Äußerungen zu reagieren“, schreibt der DITIB-Bundesverband in einer Pressemitteilung.

Die Grünen-Abgeordnete Ekin Deligöz bezeichnete den Vorstoß als unredlich. „So findet man nicht zusammen, und so funktioniert auch der Dialog nicht“, sagte sie der „Saarbrücker Zeitung“ (Samstag). Gleichwohl sei die vermeintliche Radikalisierung in Moscheen ein „ernstes Problem“, so Deligöz. Man müsse die Kooperation mit den Gemeindemitglieder oder den Trägern von Moscheen suchen und „sie nicht wie Herr Kauder vor den Kopf stoßen“.

Linken-Fraktionsvize Jan Korte warf Kauder eine Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas vor. Um „den Kampf gegen den Islam“ nicht der AfD zu überlassen, lege Kauder „die Axt an die Grundfeste der freien Religionsausübung in unserem Land“. Moscheen würden seit Jahren von Rechtsextremen bedroht. „Da hat keiner deren Überwachung zum Schutz gefordert“, kritisierte Korte.

Zustimmung erhielt Kauder vom CSU-Innenexperten Stephan Mayer. Der Staat müsse „besser Bescheid wissen, was in den Moscheen vor sich geht und gelehrt wird“, sagte er bei n-tv. Von muslimischen Gemeinden und Moscheevereinen erwarte er „eine noch stärkere Kooperation mit staatlichen Behörden“. Es sei keine grundlegende Kritik am Islam oder den in Deutschland lebenden Muslimen, auf Defizite hinzuweisen. (KNA,iQ)

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Offenbar versucht CDU-Kauder, die Frauke Petry (AfD) rechts zu überholen. Nur noch peinlich. lg Johannes Disch
30.04.16
2:19
Andreas sagt:
Selbstverständlich ist es legitim, auf Defizite hinzuweisen. Aber das ist es ja nicht, was die Herren Kauder und Mayer tun. Tatsächlich begegnen sie den Muslimen mit der Unterstellung, verfassungsfeinfdlich zu sein, und zwar ganz pauschal. Andernfalls würden sie nicht fordern, Moscheen ganz allgemein zu überwachen. Und zur Begründung verweist Kauder auf einige Moscheen, in denen verfassungsfeindliche Inhalte gepredigt würden. Eine Aussage, mit der er zwar richtig liegen könnte, die aber ebenso nichtssagend ist. Vor allem rechtfertigt das Fehlverhalten einiger keine Gängelung der Gesamtheit. Wegen verfassungsrechtlicher Bedenklichkeit einer kleinen christlichen Sekte würden sicherlich nicht alle katholischen und evangelischen Kirchengemeinden überwacht werden. Eine entsprechende Differenzierung im Umgang mit Muslimen wäre sehr wünschenswert. Es sollten aso bestenfalls Moscheegemeinen übrrwacht werden, die tatsächlich verfassungsfeindlich aufgefallen sind.
01.05.16
7:54
Ute Fabel sagt:
@Andreas: "Es sollten also bestenfalls Moscheegemeinden überwacht werden, die tatsächlich verfassungsfeindlich aufgefallen sind." Damit man beurteilen kann, welche Moscheegemeinden verfassungsfeindlich auffallen, muss es zuvor einmal eine umfassendere Überwachung geben.
03.05.16
7:55
Andreas sagt:
@Ute Fabel: Niemand würde auf den Gedanken kommen, alle Deutschen zu überwachen, um festzustellen, wer davon Neo-Nazi ist. Oder wäre das tatsächlich Ihre Forderung?
03.05.16
11:47
Ute Fabel sagt:
Es ist ja in den letzten Jahren ein Anstieg bei rechtsextremen Straftaten festzustellen. Auch da würde ich - wie bei der vorbeugenden Verhinderung von islamistischen Terrorakten - eine umfassendere Überwachung (z.B. PEGIDA-Sympathisanten) für erforderlich halten. Selbstverständlich sollen nicht alle Deutschen oder Türken überwacht werden. Gibt es einen rechtsextremen oder islamistischen Anschlag, sagen sonst alle im Nachhinein "Hätten wir nur mehr überwacht!" Dann ist aber zu spät!
04.05.16
7:20
Kritika sagt:
An Hr. Andreas und weitere Leser, "GeneralVerdacht" ist eine typische Deutsche Fobie. Wenn am Strassenrand ein RadarGerät steht, wittert der Deutsche AutoFahter bereits "GeneralVerdacht". Von Muslims geht - 1.000.000 mal mehr als von jeder anderen Religion Terror- und Mordgefahr aus. Daher ist es sehr zu begrüssen, dass diese Religion künftig streng überwacht wird. Über das Fehlverhalten Einzelner schreiben Sie, Hr. Andreas. Aber gerade fanatisierten Einzelne sind es, die Mordanschläge ausführen. Kontrolle von Moskeen tötet keine Menschen; dies zu Unterlassen eventuell schon. Daher ist es leider erforderlich Moskeen und deren Besucher genau von dazu geschuhlte Spezialisten beobachten zu lassen. Gruss, Kritika
02.05.17
0:38