Nach der Gründung des ersten Verbands muslimischer Flüchtlingshilfe (VMF) im März tagte der Verband nun in Köln. Besprochen wurden Herausforderungen und die strukturelle Vernetzung der muslimischen Flüchtlingshilfe.
Im März diesen Jahres gründeten die Islamische Gemeinschaft der Schiiten in Deutschland (IGS), der Zentralrat der Muslime (ZMD) und der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland (IRD) den Verband muslimischer Flüchtlingshilfe (VMF). Über diesen Verband soll eine gemeinsame Flüchtlingshilfe organisiert werden. In einem ersten Schritt trafen sich deshalb am 7. Mai 2016 Vertreterinnen und Vertreter aller drei Religionsgemeinschaften – von der Bundesebene bis in die Regionalverbände und Moscheegemeinden hinein – sowie Vertreterinnen und Vertreter der Kooperationspartner in der Zentrale der IGMG in Köln. Ziel war es, gemeinsam über Inhalte und Struktur des neuen Verbandes zu sprechen.
Die Veranstaltung wurde durch den Weltmeister der Koranrezitation Hassan Sadeghi eröffnet. Anschließend unterstrich der Gastgeber und IGMG-Vorsitzender Kemal Ergün in seinem Grußwort die Wichtigkeit dieser Zusammenarbeit vor dem Hintergrund der Notsituation von mehr als 65 Millionen Flüchtlingen weltweit. Dem stimmte Scheich Mahmood Khalilzadeh, der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft der Schiiten in Deutschland, in seinem Grußwort zu. Die Vorsitzenden des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland Burhan Kesici und des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek bezogen sich in ihren Grußworten stärker auf die aktuelle Situation in Deutschland. Kesici betonte, dass viele lokale Gemeinschaften durch die Situation überfordert seien, weshalb eine strukturierte, verbandliche Arbeit notwendig sei.
Auch die Vorsitzende des Verbands muslimischer Flüchtlingshilfe, Nurhan Soykan, begrüßte die Teilnehmenden und stellte den neuen Verband vor. Anschließend stellten sich auch die Kooperationspartner HASENE, Islamic Relief, beide soziale Hilfswerke – und das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen (BFmF) in Köln vor.
Inhaltlich startete die Konferenz mit einer Bestandsaufnahme, bei der alle Gemeinschaften ihre bisherige Flüchtlingsarbeit vorstellten. Es wurde deutlich, dass es hier einiges gibt, auf das man aufbauen kann. Anschließend wurde im World Cafe zur Struktur, Inhalten und Vernetzungsmöglichkeiten des Verbands muslimischer Flüchtlingshilfe diskutiert. Dabei wurde die Schwierigkeit erörtert, eine gemeinsame Struktur zu etablieren. Denn alle drei Religionsgemeinschaften verfügen über unterschiedliche Regionalstrukturen. Hier wurden unterschiedliche Lösungsansätze nach regionaler und lokaler Repräsentanz und Stärke diskutiert.
Im Bereich des Inhaltlichen wurde die konkrete Flüchtlingshilfe, die man mit dem Verband umsetzen will, erarbeitet. Die vorhandenen Projekte und Initiativen sollen erfasst und durch eine innermuslimische Vernetzung Synergieeffekte erzeugt werden. Auch wurden weitere mögliche Konzeptideen gesammelt. Über Flüchtlingskoordinatoren soll ein strukturiertes Arbeiten und eine bessere Vernetzung erzeugt werden. Über die innermuslimische Vernetzung hinaus, wurden auch lokale Arbeitskreise und runde Tische angesprochen, die in den Kommunen die unterschiedlichen Organisationen und Helfer in der Flüchtlingshilfe koordinieren. Je nach Schnittmengen der gemeinsamen Arbeitsfelder wurde eine Teilnahme in solchen Foren und Gremien als sehr wichtig erachtet. Die verschiedenen Ideen und Ansätze wurden dem Vorstand des Verbands muslimischer Flüchtlingshilfe mitgegeben, der nun die konkrete Umsetzung im Verband anstrebt.
Mit dieser Konferenz wurde ein wichtiger Auftakt in eine koordinierte, muslimische Flüchtlingshilfe geleistet. Auch die Vertreterinnen des Bundesinnenministerium Maja Jurcic begrüßte die Impulse, die hier diskutiert wurden. Alle Teilnehmenden waren sich bewusst, dass es eine große Herausforderung ist, vor der man steht, weshalb die gemeinsame Anstrengung umso wichtiger ist. So unterstrich Nurhan Soykan in ihrem Abschlusswort die Bedeutung dieses Zusammenschlusses von drei muslimischen Religionsgemeinschaften für eine gemeinsame Flüchtlingshilfe.