Verschiedene Kirchenvertreter betonten in ihren Pfingstpredigten die Zugehörigkeit der Muslime zu Deutschland.
In die Debatte über die Rolle des Islam in Deutschland haben sich am Pfingstwochenende auch Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche eingeschaltet. Vor dem Islam habe er keine Angst, betonte der scheidende Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann am Sonntag im Interview der Woche des Deutschlandfunks. „Muslime gehören zu Deutschland wie Christen“, sagte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Nach Ansicht der evangelischen Theologin Margot Käßmann, gehört „nur der Islam zu Deutschland, der mit der Demokratie vereinbar ist, und die Muslime, die gern so hier leben“.
Sie sei froh, in einem Land zu wohnen, in dem man seine Religion oder eben auch den Nicht-Glauben frei leben könne. „Aber natürlich muss sich jeder Mensch unter das Grundgesetz stellen.“ Es tue ihr Leid, „wie viele Muslime, aber auch Juden wieder das Gefühl haben, ausgegrenzt zu werden“. Es sei ein Fehler, alle Muslime mit Terroristen gleichzusetzen. Die Deutschen müssten lernen, multireligiös zu leben. „Und das ist nicht naives Multikulti, sondern eine Herausforderung.“
Ähnlich äußerte sich Overbeck. Religiöse Identitäten machten nicht mehr an Landesgrenzen Halt. Hierzulande lebe man stärker als zuvor mit Menschen anderer Religionen oder auch Nichtgläubigen zusammen.
Kardinal Lehmann sagte, ein Grund für seine fehlende Angst vor dem Islam sei, dass er sich schon im Studium und auch darüber hinaus mit dieser Religion beschäftigt habe. „Angst hat man vor etwas, was man nicht kennt.“
Kürzlich hatten in einer Umfrage knapp zwei Drittel der Bundesbürger gesagt, dass ihrer Meinung nach der Islam nicht zu Deutschland gehöre. 34 Prozent der Befragten teilen diese Ansicht nicht, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap ergab. Davor hatte die Alternative für Deutschland (AfD) in ihr Parteiprogramm eine Absage an den Islam aufgenommen.
Lehmann lehnt zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen Dialog mit der AfD ab. Das „nationalistische ‚Gerüchlein’“ sei ihm zu stark. „Da würde ich also im jetzigen Stadium nicht mitmachen, obwohl es mich beunruhigt, dass zwölf Prozent der Wähler da sind natürlich.“ Der Kardinal schränkte aber zugleich ein: „Vielleicht ist die Zurückweisung allein auf die Dauer kein Heilmittel.“
Lehmann sieht auch Versäumnisse, von denen die AfD profitiere: „Wir haben sicher auch vor lauter Blick auf Europa, Globalisierung und so fort manchmal die Verwurzelung der Leute in ihrer heimatlichen Kultur und so weiter etwas versäumt.“ Overbeck betonte in dem Zeitungs-Interview: „Wir müssen dem Bedürfnis nach Vereinfachung, das im Rechtspopulismus steckt, die einfachen Botschaften des Christentums entgegensetzen.“ (KNA/iQ)