Ein christlicher Theologe ist im Rahmen seines Forschungsprojekts „Jesus im Koran“ zu dem Ergebnis gekommen, dass Christen aus dem Koran über Jesus lernen können. Das Vorhaben soll auch dem gesellschaftlichem Frieden dienen.
Christen können nach Überzeugung des katholischen Theologen Klaus von Stosch aus dem Koran etwas über Jesus lernen. Auch dazu diene sein Forschungsprojekt „Jesus im Koran“, sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn. Dabei untersucht er mit einem Team christlicher und islamischer Wissenschaftler die über hundert Koranverse, in denen Jesus vorkommt. Ebenso wünsche er sich, dass auch Muslime von den Forschungen profitierten. „Es gibt eine Menge Hinweise im Koran, die man entdecken kann, wenn man ihn mit einer christlichen Brille liest“, so der Leiter des Instituts für Katholische Theologie der Universität Paderborn.
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Vorhaben kann laut von Stosch auch dem gesellschaftlichen Frieden dienen. „Die Ideologie von muslimischen Fundamentalisten wie etwa des IS beruht auf genau den Versen über Jesus, die wir für das Projekt untersuchen. Dieser Ideologie entziehen wir mit sehr guten rationalen Argumenten den Boden“, so der Theologe. Das werde die Fundamentalisten zwar nicht überzeugen, aber es liefere muslimischen Religionslehrern Argumente gegenüber gefährdeten Jugendlichen. „Mich beunruhigt, dass wir junge Leute, die durch unser Bildungssystem gehen, an den IS verlieren“, sagte der Professor. Ein Grund dafür sei das Fehlen eines intellektuell anspruchsvollen muslimischen Religionsunterrichts. „Wir brauchen hier aber Niveau, um dem Fundamentalismus entgegenzutreten“, forderte der Theologe.
Umgekehrt könnten die Erkenntnisse des Forschungsprojekts auch Menschen die Angst vor dem Islam nehmen. „Tatsächlich gibt es Dinge im Islam, die Angst machen können, aber nicht in der Religion, sondern in Gestalt von Terroristen, die sich auf den Koran berufen. Umso wichtiger ist es, ihre Deutungen als fehlerhaft zu entlarven“, sagte von Stosch.
Er halte es politisch für eine „ganz verheerende Strategie, wenn wir jetzt wegen einiger muslimischer Fundamentalisten eine Weltreligion zum Gegner erklärten“, so der Wissenschaftler. „Damit machten wir die Fundamentalisten umso stärker, die ja die Polarisierung und den Kampf der Kulturen wollen.“ Es gelte, sachlich prüfen, was im Koran steht. All das, was sogenannte Islamkritiker behaupteten, lasse sich dann Punkt für Punkt widerlegen, so der Theologe. (KNA, iQ)