Jesus im Koran

Theologe: Christen können aus dem Koran lernen

Ein christlicher Theologe ist im Rahmen seines Forschungsprojekts „Jesus im Koran“ zu dem Ergebnis gekommen, dass Christen aus dem Koran über Jesus lernen können. Das Vorhaben soll auch dem gesellschaftlichem Frieden dienen.

28
05
2016
Friedensboten, Christen und Muslime Symbolbild: Christen und Muslime Christlich-Islamische Gesellschaft, Dorfkirche
Symbolbild: Christen und Muslime, Dorfkirche © shutterstock, bearbeitet by IslamiQ

Christen können nach Überzeugung des katholischen Theologen Klaus von Stosch aus dem Koran etwas über Jesus lernen. Auch dazu diene sein Forschungsprojekt „Jesus im Koran“, sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn. Dabei untersucht er mit einem Team christlicher und islamischer Wissenschaftler die über hundert Koranverse, in denen Jesus vorkommt. Ebenso wünsche er sich, dass auch Muslime von den Forschungen profitierten. „Es gibt eine Menge Hinweise im Koran, die man entdecken kann, wenn man ihn mit einer christlichen Brille liest“, so der Leiter des Instituts für Katholische Theologie der Universität Paderborn.

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Vorhaben kann laut von Stosch auch dem gesellschaftlichen Frieden dienen. „Die Ideologie von muslimischen Fundamentalisten wie etwa des IS beruht auf genau den Versen über Jesus, die wir für das Projekt untersuchen. Dieser Ideologie entziehen wir mit sehr guten rationalen Argumenten den Boden“, so der Theologe. Das werde die Fundamentalisten zwar nicht überzeugen, aber es liefere muslimischen Religionslehrern Argumente gegenüber gefährdeten Jugendlichen. „Mich beunruhigt, dass wir junge Leute, die durch unser Bildungssystem gehen, an den IS verlieren“, sagte der Professor. Ein Grund dafür sei das Fehlen eines intellektuell anspruchsvollen muslimischen Religionsunterrichts. „Wir brauchen hier aber Niveau, um dem Fundamentalismus entgegenzutreten“, forderte der Theologe.

Umgekehrt könnten die Erkenntnisse des Forschungsprojekts auch Menschen die Angst vor dem Islam nehmen. „Tatsächlich gibt es Dinge im Islam, die Angst machen können, aber nicht in der Religion, sondern in Gestalt von Terroristen, die sich auf den Koran berufen. Umso wichtiger ist es, ihre Deutungen als fehlerhaft zu entlarven“, sagte von Stosch.

Er halte es politisch für eine „ganz verheerende Strategie, wenn wir jetzt wegen einiger muslimischer Fundamentalisten eine Weltreligion zum Gegner erklärten“, so der Wissenschaftler. „Damit machten wir die Fundamentalisten umso stärker, die ja die Polarisierung und den Kampf der Kulturen wollen.“ Es gelte, sachlich prüfen, was im Koran steht. All das, was sogenannte Islamkritiker behaupteten, lasse sich dann Punkt für Punkt widerlegen, so der Theologe. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Der beste Schutz vor Fundamentalismus ist sich mehr mit Philosophie und unabhängiger Geschichte zu beschäftigen anstatt nur über religiösen Texten zu brüten, von den eigentlich niemand genau weiß, wer sie geschrieben hat. Sokrates ist für mich ohnehin viel interessanter als Jesus und Mohammed, ersterer wollte diskutieren und zum Hinterfragen anregen, letztere nur, dass man an sie glaubt.
29.05.16
14:16
Manfred Schmidt sagt:
Es kommt immer wieder vor, dass vor allem Vertreter der katholischen Kirche sich auf das berufen, was -in diesem Falle- Christen angeblich vom Islam lernen können. Dahinter vermute ich, einen leichten Neid darüber, dass die "Schäfchen" des Islam sich nahezu kritiklos an das halten, ""was in ihrem "heiligen Buch" geschrieben steht"". Ich halte dies für eine versteckte Aufforderung dieser Kirchenmänner an die eigene Klientel, sich ihrer Kirche gegenüber unkritischer zu äußern und ebenso zu verhalten. Dass ihnen immer mehr die Leute davon laufen, muss für sie beängstigend sein, ich halte es aber für gut so... Um dem entgegen zu wirken, werden alle Strohhalme ergriffen.... Verstehen kann ich, dass zu Zeiten, als astronomische, meteorologische und geologische Ereignisse für die Menschen nicht erklärbar waren, diese eben einem strafenden, oder je nach Fall, einem belohnenden Gott zugeschrieben wurden. Dafür stehen u.a. die "heiligen Bücher" der monotheistischen Religionen. Es ist eine große Aufgabe für z.B. Astrophysiker, sich an dem Rätsel Universum abzuarbeiten, Ende offen..... Aber ich wage die Prognose, die Narrative der oben erwähnten Religionsgemeinschaften können nicht weiter Grundlage für einen "Glauben" sein und ich hoffe, der Erosionsprozess wird diese alle erfassen. Wobei, wie gesagt, der Islam noch das unkritischste Publikum hat.
04.06.16
14:13
Holger Berger sagt:
Ein christlicher Theologe will allen anderen vorgeben, sie sollen das Koran-Buch für Lernzwecke nutzen. Und das würde dann auch dem gesellschaftlichen Frieden dienen. Karlheinz Deschner - der größte Kirchenkritiker des 20. Jahrhunderts - würde dazu sagen: "Theologe - einziger Experte ohne Ahnung von seinem Forschungsprojekt." "Theologen glauben, der Geist weht, wenn sie Windeier legen." "Ein fortschrittlicher Theologe: ein Widerspruch in sich. Wenn ein Theologe fortschreitet, ist er kein Theologe mehr." "Sicher an der Erlösung ist nur der Erlös daraus." "Wo Klerus herrscht, hat Kreuz kein Ende."
01.10.16
5:47