Händedruckpflicht in der Schweiz

Der Händedruck zur Rettung des Abendlandes?

Der Streit, ob zwei Schüler ihrer Lehrerin den Handschlag aus religiösen Gründen verweigern dürften, endete in einer Handschlagpflicht. Warum eben diese Pflicht die „freiheitlich-demokratischen“ Werte Europas entlarvt, schreibt Janina Rashidi.

02
06
2016
Symbolbild Handschlag als Zeichen des Dialog es © Shutterstock
Symbolbild: Handschlag © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Es ist schon eigenartig, welche Geschichten das Leben schreibt, wenn es um Muslime geht, die ihre Grundrechte einfordern.
 Im neusten Fall weigern sich zwei muslimische Jugendliche aus religiösen Gründen, den weiblichen Lehrkräften zu Beginn und am Ende des Unterrichts die Hand zu geben. Als nun publik wurde, dass die Schule den beiden Schülern – wohlgemerkt schon vor Monaten – erlaubt hatte, ihren Respekt gegenüber den Lehrkräften auf andere Weise Ausdruck zu verleihen, brach ein Sturm der Entrüstung aus, der seinesgleichen sucht. Weltweit berichteten Medien über den Fall und sogar die Schweizer Justizministerin Simonetta Sommaruga meldete sich zu Wort.

Aufgrund dieses Vorfalls wurde nun das Einbürgerungsgesuch der betroffenen Familie sistiert und in den Medien fälschlicherweise das Bild einer radikalen, schlecht integrierten Familie gezeichnet, doch damit nicht genug: die zuständige Bildungsbehörde beschlossen, dass Schülerinnen und Schüler künftig mit Sanktionen bis hin zu einer Strafzahlung von CHF 5000.- belangt werden können, sollten sie den Händedruck mit dem Lehrpersonal verweigern. Als Grund für die Massnahme wird angeführt, dass die Gleichstellung von Mann und Frau, sowie Integration schwerer zu gewichten sind, als die Religionsfreiheit der Schüler.


„Bei uns macht man das so“

Haben sie recht? 
Nun, nüchtern betrachtet, stand weder die Gleichstellung von Mann und Frau – die beiden Schüler betonten das stets –, noch der Respekt vor den Lehrern – eine Alternative zum Händeschütteln wurde gefunden und praktiziert – oder die Integration – beide Jungen sind in der Schweiz aufgewachsen und bestens integriert – zur Debatte. Nüchtern betrachtet, wurde aus einer Mücke ein Elefant und von einem fehlenden Händedruck das Überleben des Abendlandes abhängig gemacht. Tatsächlich aber geht es um viel mehr: es geht um die Tendenz staatlicher Institutionen, grundlegende Rechte ohne Notwendigkeit und bestimmt von einer wertetotalitäre Haltung massiv einzuschränken, so wie es in diesem Fall geschehen ist. 
Die europäische Gesellschaft, die mit freiheitlichen Werten und der Gleichheit der Menschen, unabhängig von deren Geschlecht, Nationalität, religiöser Überzeugung, sexueller Orientierung und ethnischer Zugehörigkeit wirbt, und die international den moralischen Zeigefinger schneller ausfährt, als jemand Diskriminierung sagen kann – zumindest dann, wenn dadurch die eigenen wirtschaftlichen Interessen nicht tangiert werden –, wird hier ad absurdum geführt.

„Bei uns macht man das so“ und „das ist der Wille der Mehrheit“. Dies sind zwei der Argumente, die man im Zuge der Debatte um den Islam in der hiesigen Gesellschaft regelmäßig zu hören bekommt, und mir Angst machen. Ist es wirklich der Gedanke der Demokratie, dass die Rechte von Minderheiten eingeschränkt werden können, weil die Mehrheit es so bestimmt?

Eine pluralistische Gesellschaft definiert sich nicht über ihre Selbstbezeichnung, sondern dadurch, dass sie gelebt wird, als ein Neben- und Miteinander ihrer Mitglieder mit unterschiedlichen Lebensmodellen, Ideen und Glaubensüberzeugungen. Die Freiheitsrechte garantieren jedem Individuum innerhalb dieser Gesellschaft, nach eigenem Wunsch zu leben, solange es sich innerhalb der staatlich festgelegten Schranken bewegt, deren Aufgabe es ist, die Rechte des Einzelnen zu schützen und so ein Zusammenleben zu ermöglichen.

Was wird überhaupt verteidigt?

Natürlich darf Freiheit im gesellschaftlichen Kontext nicht als absolut, als Abwesenheit jeglicher Regeln gedacht werden, und notwendigerweise bedürfen selbst grundlegende Freiheiten die Möglichkeit, sie einzuschränken, nämlich dann, wenn das Ausleben der Freiheit des einen, die anderer tangiert, doch darum geht es in diesem Fall nicht. Es geht in diesem Fall, wie schon in so vielen davor, letztlich nicht darum, die Rechte Dritter zu schützen, sondern, den Islam in die Schranken zu weisen. Es geht um das „bei uns macht man das so“, um eine kulturelle Deutungshoheit, die unter dem Deckmantel einer Scheindebatte um Werte demonstriert wird und sich dabei doch selbst entlarvt: Was wird verteidigt, wenn mir verboten wird, ein Kopftuch zu tragen, obwohl wir staatliche verordnete Kleidervorschriften doch schon lange überwunden haben sollten? Meine persönliche Freiheit? Was wird verteidigt, wenn ich gezwungen werde, einer anderen Person die Hand zu geben, Körperkontakt mit ihr aufzunehmen? Mein Recht auf körperliche Integrität?

Was wird verteidigt, wenn man mir durch immer seltsamere Anordnungen und Verbote nicht zugesteht, als Muslim oder Muslima meinen Glauben zu leben? Mein Recht auf Religionsfreiheit? Was wird verteidigt, wenn die Polizei, wie im Thurgau geschehen, festlegt, dass ein zu langer Bart, ein „plötzlich“ getragenes Kopftuch oder die Beschäftigung mit dem Islam ausreicht, um der Radikalisierung verdächtig zu werden? Die säkulare Rechtsstaatlichkeit und die Maxime nullem crimen, nulla poena sine lege? Was wird verteidigt, wenn einer türkischen Familie von den Behörden seit 12 Jahren die Einbürgerung verweigert wird, weil die Frau ein Kopftuch trägt? Dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind?

Freiheit und Gleichheit wurden zu leeren Worthülsen

All das und mit ihr die Debatte um Islam und Integration ist letztlich doch nur Ausdruck eines ganz elementaren Problems, bei dem es sich nicht etwa um die alltägliche religiöse Praxis der Muslime handelt, welche angeblich so unvereinbar mit den Anforderungen des gesellschaftlichen Lebens in sogenannten „westlichen Ländern“ sein soll. Vielmehr ist das Grundproblem eine Gesellschaft, die sich in vielerlei Hinsicht in Unverbindlichkeiten geflüchtet hat und auf Kosten des vermeintlich Anderen im Sinne einer negativen Definition des Eigenen auf der Suche nach sich selbst ist, anstatt sich proaktiv die Frage nach der eigenen Identität zu stellen. Dabei werden jedoch genau die Werte, die Europa einst, als die Welt in Trümmern lag, in eine friedliche Zukunft führen sollten, verraten und Wörter wie Freiheit und Gleichheit verkommen zu leeren Worthülsen, die je nach politischer Präferenz befüllt und zu Waffen gegen jene werden, die sich in ihren Überzeugungen nicht auf gesellschaftspolitische Trends, sondern tief verwurzelter Religiosität berufen.

Leserkommentare

Charley sagt:
@fufu: gemeint ist:Die Roten Khmer waren derselben Meinung: Die Ideologie ist perfekt, aber die Menschen nicht.
11.06.16
6:41
gregek sagt:
viele haben die Lehre der kommunistischen Weltanschauung als perfekt und somit faszinierend eingestuft. Aber eine Weltanschauung muss sich auch in der Praxis im Hier und Jetzt bewähren, diesbezüglich befindet sich der Islam global in einer jahrzehntelange Krise. Aussagen wie "Der Islam ist perfekt, Muslime aber nicht" sind daher wert- und haltlos.
11.06.16
11:16
Suleiman sagt:
Das Menschen nicht perfekt sind ist trivial. Es ergibt sich direkt aus der Wahrnehmung der Realität und gründet auf der Erkenntnis, dass der Mensch keinen unbegrenzten Intellekt besitzt und daher quasi potentiell Fehler macht, also nicht perfekt ist. Was aber ist das Kriterium für eine perfekte Idee? Ich sehe in diesen Forum nur Behauptungen dafür, dass Ideen nicht als perfekt bezeichnet werden können. Ein Ergebnis relativistischer Denkweise? Ich weiss es nicht. Jedenfalls nennt keiner hier Belege dafür, warum es sowas nicht geben kann. Den miesen Zustand in der islamischen Welt als Beleg herzunehmen ist billig und oberflächlich gedacht, weil die islamischen Ideen in diesen Ländern gar nicht oder nur zum Schein zur Anwendung kommen und daher auch nicht verantwortlich gemacht werden können. Ähnlich wäre es, wenn jemand die Demokratie anhand der DDR kritisieren würde, was unsinnig ist, weil trotz des Namens die Demokratie dort gar nicht angewendet wurde.
11.06.16
13:37
gregek sagt:
Dass Ideen nicht perfekt sein können, hat niemand behauptet hier in diesem Forum. Allerdings sind hier eindeutige Belege und Nachweise genannt worden, die die fehlende Perfektion der islamischen Weltanschauung bestätigen. Anhand konkreter Verweise auf Weltanschauungen mit ähnlichem Anspruchsdenken und vergleichbaren Werdegang sind die Begründungen m.E. auch stichhaltig. Ideen sind nur dann werhaltig, wenn sich diese auch in der Praxis bewähren, was es bisher im Kommunisums und Islam nicht gegeben hat. Auf der Welt leben 1 Mrd Muslime. Wenn die Ideen angeblich nirgendwo zwischen Marokko und Ostindoniesion gar nicht oder nur scheinbar umgesetzt werden, liegt hier schon die erste Quelle der Imperfektion vor. Der Idee mangelt es dann offenbar sowohl an Überzeugungskraft als auch auch an Realisierungsfähigkeit. Eine perfekte Idee müsste aber mindestens alleine diesen Voraussetzungen genügen. Kein Muslime konnte mir bisher ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung einer islamischen Idee geben, ohne sich gleich mehrere Jahrhunderte zurückzubewegen. Einige Muslime entgegnen typischerweise daraufhin gerne, dass durch Fremdbeherrschung und Kolonialisierung die angeblich perfekte islamische Idee bisher nicht umgesetzt werden konnte. Hier wird jedoch gerne ausgeblendet, dass in Staaten wie z.B. in Sudan oder Iran oder Landesteilen anderer Staaten (Nigeria, Indonesien, etc.) die Errichtung einer entsprechenden Gesellschaftsordnung unternommen wurde, aber mit bisher mit ausbleibendem Erfolg. Hier Anlalogie zur Demokratie mit Verweis auf die DDR herzustellen zeugt von einer gewissen Naivität. Im Gegensatz zur islamischen und kommunistischen Weltanschauung gibt es für die Demokratie vielfältige Positivbeispiele aus unserer Lebenspraxis. Als Beispiel seien hier West, Mittel- und die ehelmaligen Ostblockstaaten außerhalb der Sowjetunion genannt, in denen u.a. die Demokratie nach dem Ende des 2. Weltkrieges bzw. des kalten Krieges für stabile politische und wirtschaftliche Verhältnisse ermöglich hat. Diese Lebensverhältnisse sind so attraktiv, dass seit Jahrzehnen Millionen von Muslimen sich aus ihren islamischen Herkunftsstaaten hier niedergelassen haben.
12.06.16
8:50
Charley sagt:
@Suleiman: Bitte kläre für dich erst einmal die Begriffsdefinitionen von Ideal, Idee, Ideologie. Da geht dir einiges durcheinander. Ansonsten wende bitte zuerst einmal deine Erkenntnis vom Nicht-Perfekt-Sein des Menschen vor allem auf Mohammed an (falls du den Mut hast, dich unter anderen Moslems als Mohammed-Relativierer zu outen!)! Und wenn du es schaffst, seinen Lebensstil (der leider in der Überlieferung als das Non-Plus-Ultra hochstilisiert wird(zum Glück wird seine Pädophilie nicht zum Vorbild gemacht)) zu relativieren und als menschlich und zeitbedingt zu erkennen, dann bist du auf dem Weg, ein Mitglied Europas zu werden. Davon sind viele Moslems noch meilenweit entfernt! Wenn der Islam nur einfach mal Ideal wäre und nicht in entwürdigender, auch anachronistischer Weise dem Einzelnen vorschreiben würde, was er im Detail zu leben hat (siehe oben Händedruck, oder Kopftuch und,.. und.. und...). Gerade der Fanatismus zeichnet sich dadurch aus, dass er Ideen, die dann doch nur menschlich bedingte Vorstellungen von Ideen sind, ins Leben zwingen will und dabei bekanntlich über Leichen zu gehen bereit ist. Das ist eine Signatur des Islam, weil er dem Individuum nicht zubilligt, einen individuellen Standpunkt zu den Ideen zu bekommen. Wer sich der Idee nicht erlebend gegenüber stellt, gerät unter ihre Knechtschaft. Und fängt dann, ideologiebesessen auch an andere in diese Formen zu zwingen. Fanatismus ist deshalb etwas, was beim Islam kein Unfall, sonder System ist! Das ist aber nicht Idee, sondern Ideologie denn es "wird in der amerikanischen Wissenssoziologie jedes System von Normen als Ideologie bezeichnet" (Wikipedia). Ideen, Urbilder nach Platon, die in der spirituellen Welt ein eigenständiges Leben führen, treten nicht unmittelbar in das irdische Leben ein, denn es ist die selbstständige Aufgabe des Menschen, diese zu vermitteln. Das kennt der Islam aber (vermutlich) nicht, bzw. alle, die nicht "Allah-Automaten" sein wollten, sind meistens eleminiert worden (Ketzer). Also, "Ideen gibt es, und diese mögen auch perfekt sein", aber sie existieren nicht in aufgeschriebener Form, schon gar nicht in äußeren Lebensnormen für alle Ewigkeiten geprägt. Solche Einstellung löscht das Menschsein aus, denn dieses erfüllt sich gerade in der Vermittlung des Spannungsfeldes zwischen Ideal und Relativität. Und der Islam gehört dazu, wenn er beständig absolute Ideen, enthalten im Koran, postuliert. Und weil er dem Menschen gar keine eigenständige Rolle - außer Allahmarionette zu sein - zubilligt, ist die islamische Kultur auch wenig produktiv. (Was sich in der Frühzeit des Islam abspielte, hatte ganz andere Gründe, die hier nicht zu erörtern sind... es war wie eine Frühgeburt, die - man sieht es - sich nicht weiter entwickeln kann.) "Jesus aber sagte zu ihm: was nennst du mich gut? Niemand ist gut außer dem einigen Gott." (Lukas 18:19) Alle sog. Christen, die sich zwanghaft an irgendwelche Normen klammern, die sie aus Büchern heraus zu lesen glauben, erscheinen doch sofort auch schrill (und peinlich und völlig verkrampft; das sieht man bei den Hard-Core-Christen in den USA schnell). Da ganze Christentum erfüllt sich in dem schlichten Satz: "Liebe Gott von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst!" .... und diesen Satz im ganzen Leben anzuwenden, ist die Erkenntnis-Aufgabe und Aufgabe des Menschseins. (Das sind übrigens 2 Moses-Zitate, die Jesus da ausspricht. Matthaeus 22:37,) d.h. zwischen dem Liebesideal und der Wirklichkeit zu vermitteln, ist die (Entwicklungs-)Aufgabe des Menschen.
12.06.16
13:49
Suleiman sagt:
gregek, Beweise für die Fehlerhaftigkeit der islamischen Idee konnte ich nicht identifizieren. Eindeutige Belege und Nachweise auch nicht. Vermutlich hängt das auch damit zusammen, was für Sie Stichhaltigkeit ausmacht und was nicht. Menschen sind immer fehlerbehaftet, und so wird auch der Versuch einer Umsetzung einer perfekten Weltanschauung immer mit Fehlern behaftet sein, schließlich ist es der Mensch, der handelt, und er ist nicht fehlerfrei. Eine perfekte Umsetzung von einer beliebigen Idee ist deswegen auszuschließen, unabhängig von der Qualität der Idee. Was den Praxisanspruch betrifft, so sprechen Sie die mangelnde Überzeugungskraft an fragen sich, warum vom Atlantik bis zum Pazifik denn aktuell keine Realisierung stattfindet. Man kann aber auch fragen, wieso sich die islamische Idee denn zwischen Atlantik und Pazifik überhaupt so nachhaltig festsetzen konnte, wenn die Überzeugungskraft fehlt. Grundsätzlich sind das aber nur Indizien. Um über die Überzeugungskraft urteilen zu können, müssen stichhaltige Kriterien definiert werden, wie z.B. das Potential einer Idee, den Verstand rational anzusprechen und nicht gegen die Natur des Menschen zu verstoßen, wie, um nur ein Beispiel zu nennen, beim Kommunismus geschehen, in dem die Religiosität den Menschen per se abgesprochen worden ist. Also ist eine Idee grundsätzlich umso überzeugender, desto weniger Dogmen sie braucht. Die islamische Lehre kennt keine Dogmen, weil nichts in ihr existiert, dass nicht hinterfragt werden darf. Selbstverständlich hängt auch die Realisierbarkeit davon ab, ob die Gesellschaft in Ruhe gelassen wird oder nicht. Sie übergehen hier einfach die Realität der Unterdrückung seit mehr als 100 Jahren, als hätte sie überhaupt keinen Einfluss auf die freie Meinungsbildung der Menschen. Sie sagen, dass durchaus in einigen Ländern der Islam angewendet wurde? Welche Kriterien gelten denn für Sie, damit man sagen kann, dass der Islam irgendwo Anwendung findet? Nein, der Islam wurde gemäß seiner Lehre, d.h. gemäß seiner einschlägigen Rechtsquellen in den letzten 100 Jahren nirgendwo angewendet. Das DDR-Beispiel haben Sie leider falsch verstanden, es geht hier nicht Demokratiekritik, sondern darum, dass man die DDR schlecht als Beispiel für Demokratiekritik hernehmen kann, weil es einfach keine Demokratie war. So kann man auch keine Bewertung des Islamischen Lebens durchführen anhand der Länder, in denen angeblich der Islam umgesetzt wird.
15.06.16
0:16
Charley sagt:
Also ist eine Idee grundsätzlich umso überzeugender, desto weniger Dogmen sie braucht. Die islamische Lehre kennt keine Dogmen, weil nichts in ihr existiert, dass nicht hinterfragt werden darf. rofl...... der Islam hat, wie jeden Ideologie einen ideologischen Überbau. Und insofern hat sie eine sekteninterne Begründung. Ob diese allerdings vor dem allgemeinen Menschenverstand bestehen kann, ist sehr fraglich. Jede Weltanschauung, die mehr als das Denken selbst und die Erfahrung voraussetzt, ist eben nicht voraussetzungslos. Diese können nicht voraus gesetzt werden, weil sie bei aller Prüfung schon als gegeben hingenommen werden müssen. Alles andere ist bereits Dogma! Das ist das Ding mit den Axiomen, falls du wissenschaftstheoretisch dich auskennst. Und natürlich hat der Islam solche Postulate. Z.B. sein Glaubensbekenntnis! Da herum gibt es sicherlich viel kluge Plausibelmachungen... aber das ist keine Erkenntnis im voraussetzungslosen Sinne!
15.06.16
13:52
Charley sagt:
@Suleiman: "DIE" Idee des Islam. Oder die Ideen? Formulier sie doch mal! An anderer Stelle wird natürlich immer gesagt, dass den "DEN" Islam gar nicht gäbe, weil sich dieser oder jener Moslem immer von jenem IS-Anhänger usw... distanziert. Was ist also "DIE" Idee des Islam? "DIESE" eine perfekte? Und was ein Dogma ist, weißt du wohl auch nicht, auch wenn du den Ausdruck locker benutzt! Die kath. Kirche kennt viele Dogmen! Und genau wie du, führt sie dafür viele illustrierende, plausibel machende Gedanken an. Diese sind aber nie voraussetzungslos, denn z.B. wird "Gott", übersinnliche Welt, "Erlösung" Paradies da natürlich auch vorausgesetzt. Insbesondere der Islam spricht wohl die islam-erzeugenden Erfahrungen, die Mohammed gemacht haben soll, den nachfolgenden Gläubigen ab. Denn sonst wäre er ja auch nicht "der letzte Prophet" gewesen. Wie ist es also mit der Nachvollziehbarkeit, der Verifikation der Islamischen Idee(n)? Zu "der islamischen Idee" gehört natürlich auch die Weltenschöpfung, die zumindest ähnlich der jüdischen ist (mit leichten Abwandlungen, nun ja). Wollen sich die Moslems tatsächlich in die Reihe der Kreationisten einreihen? Das gilt als in keiner Weise mit der menschlichen Vernunft nachvollziehbar. Und wenn es denn nun Mythos ist, so gehört es einem anderen als dem zeitgenössischen Bewusstsein an! Und Schöpfungsmythen, die sowieso nicht wörtlich, schon gar nicht als Begriffsaussage (siehe Denken/Idee) genommen werden dürfen, gibt es andere, bessere mehr! - In der Summe: Suleiman, du bist ein Schwafler, der von Denken redet, aber davon wohl kaum eine "Idee" hat. :-) Der Islam setzt voraus die Existenz von Allah, Paradies, Mohammed, Prophetentum (d.h. andere als das zeitgenössische Bewusstseinsstufen), alles Dogmen, ja, Behauptungen, für die der zwingende (!) Begriff fehlt! Eine Wahrheitsaussage, eine Wirklichkeitsbestimmung muss nämlich zwingend (,) notwendig sein, nicht nur möglich! - Mir wird Angst und Bange, wenn ich sehe, wieviel Glaubensbesessenheit sich ohne den notwendigen Selbstzweifel hier ausbreitet. Das ist eben doch mittelalterlich... und hat nichts mit modernem Bewusstsein, Zeitgenossenschaft zu tun!
16.06.16
12:46
Charley sagt:
Noch was @Suleiman: Die Berechtigung und Methode, eine - wie du behauptest - "perfekte Idee" in die leider fehlerbehaftete, unvollkommene Menschheit hinein zu bringen, setzt voraus, dass die Menschheit perfekt werden könnte. Das ist ein irrationales Ziel und tatsächlich stehst du damit in der Reihe der Fanatiker der Menschheit, wie eben der Roten Khmer und Bolschewisten. Und die sind bekanntlich über Leichen (bedauernswerter Weise ihr Perfektwerden verweigernder Menschen) gegangen. Auch darin hat der Islam eine leider systhemimmanente Spur in der Geschichte.... und diese Spur hat der Islam bis heute noch nicht abgelegt oder aufgearbeitet! Ja, wenn ich dich hier wahrnehme, dann kann man nur Angst haben, wenn solche Menschen, die sich von "perfekten Ideen" geritten fühlen, irgendwo mal Macht bekommen! - Natürlich haben "Besitzer von perfekten Ideen" auch kein Verständnis für die Gewaltenteilung, für den dialogischen Prozess der sozialen Wahrheitsfindung. Die Wahrheit braucht nicht gefunden werden, sie ist ja schon "perfekt" bei Allah/im Koran vorhanden... man muss nur noch die - leider sich immer wieder sträubenden - Menschen jener Wahrheit anpassen, ob die Menschen es nun wollen oder nicht... die perfekte Idee rechtfertigt jeden Übergriff!
16.06.16
12:55
grege sagt:
suleiman, wenn Ihrer Ansicht nach die Umsetzung von angeblich perfekten Ideen aufgrund der Fehlerträchtigkeit menschlichen Handelns immer fehlerbehaftet sei, wäre demzufolge die Diskussion über die Perfektion von Ideen, Ideologien und Weltanschauungen müssig. Eine perfekte Idee nützt nämlich rein gar nichts, wenn deren Potential und angebliche Dogmenfreiheit durch menschliche Umsetzungfehler nie zur Geltung kommt. Da ebenso kognitive Fehlschlüsse beim Menschen niemals ausgeschlossen werden, besitzt dieser auch nur ein begrenztes Urteilsvermögen über die mögliche Perfektion und das Potential einer Idee. Um so mehr steht hier der Aspekt der Umsetzungsfähigkeit und der Überzeugungskraft in der Lebenspraxis im Vordergrund. Eine Idee muss auch den Fehlern menschlichen Handelns trotzen können. Dem Kommunismus haben dessen Anhänger insbesondere im 20. Jahrhundert faszierendes Potential mit der Schaffung einer klassenlosen Gesellschaft zuerkannt, aber die Idealitäten in der Theorie bissen sich mit den Nichtidealitäten der Praxis. Entgegen Ihrer falschen Aussage hat der Kommunismus den Leuten die Religion nicht abgesprochen. Nein durch die Umsetzung dieser „perfekten Idee“ würden die Menschen automatisch mit voller Selbstüberzeugung ihre Religion ablegen. Ebenso wurde die Schaffung einer klassenlosen Gesellschaft gemäß der Theorie des historischen Materialismus als Endstadium eines natürlichen Prozesses angesehen. In der blanken Theorie sollte die kommunistische Idee im vollen Einklang mit der menschlichen Natur stehen. Auch wenn Sie den Nachweis für die fehlende Perfektion des Kommunismus bisher nicht erbringen konnten, hat diese Weltanschauung in der Lebenspraxis nur Schiffbruch erlitten. Aus der Religionszugehörigkeit die Überzeugung für eine religiöse Idee als allumfassende Lebens- und Staatsordnung abzuleiten ist reine Spekulation. Die meisten Menschen suchen nicht bewusst ihre Religion aus, sondern werden in diese hineingeboren. Welcher Anteil der Angehörigen die Religion als alleiniges Bestandteil für die Lebens- und Staatsordnung ansieht, ist nicht bekannt, da belastbare Erhebungsdaten für diese besagte Region nämlich fehlen. Obwohl in Europa, Amerika und Lateinamerika die Menschen seit Jahrhunderten der christlichen Religion mehrheitlich angehören, kann nicht automatisch die These aufgestellt werden, dass die „Umsetzung einer christlichen Idee“ als allumfassendes Lebens- und Staatsordnung angestrebt wird. Ebenso muss beachtet werden, dass die menschlichen Vorstellungen über eine derartige Idee drastisch voneinander abweichen, was auf zahlreiches Blutvergießen hinausläuft und der Umsetzungsfähigkeit im Wege steht. Die Auseinandersetzungen in den Herkunftsregionen Deiner Religion sprechen Bände. Der Islam kennt keine Dogmen??? Diese Aussage ist genauso vermessen wie der Nationalsozialismus kennt keinen Rassimsus. Gerade der realexistierende Islam und Kommunismus teilen die Gemeinsamkeit, dass beide von Dogmen geradezu durchzogen sind. Wer diese anzweifelt oder hinterfragt, wird drangsaliert, gesellschaftlich geächtet und muss sogar um sein Leben fürchten, leider mittlerweile auch in Mitteleuropa, wo namhafte Islamkritiker mehr Körperkontakt mit Bodyguards als mit ihren Lebenspartnern akzeptieren müssen. Ihrer Meinung nach konnte in den letzten 100 Jahren keiner von 1 Mrd. Moslems an keinem Fleckchen dieser Erde die von Ihnen so glorifizierte islamische Idee umsetzen angeblich, weil fremde dunkle Mächte dies stets verhindert haben? Mit diesem plumpen Totschlagargument kann ich das Mißlingen jeder Weltanschauungen, Ideologie und Religionen zurückweisen, Kritik abperlen lassen und mich in trauter Eintracht mit den hiesigen Islamverbänden in Selbstmitleid suhlen. Ebenso scheint Ihnen entgangen zu sein, dass sich der Iran heute nach rühmt mit der Einführung und der Etablierung der islamischen Revolution von dem Einfluss fremder Großmächte befreit zu haben. Wenn hier Abweichungen zu der von Ihnen propagierten islamischen Idee auftauchen, empfehle ich Ihnen eine Auseinandersetzung mit Herrn Dr. Özoguz als Verfechter der islamischen Repubok im Forum von dessen Muslimmarkt. Wenn es angeblich vor hundert Jahren Positivbeispiele für die Umsetzung Ihrer Islamischen Idee gab, wäre ich Ihnen für die Benennung konkreter Territorien hier auf diesem Erdball im Jahr 1915 dankbar. Des Weiteren mussten andere Länder auch Fremdherrschaft, Ausbeutung, Unterdrückung und Zerstörung in den zurückliegenden 100 Jahren hinnehmen und konnten dennoch stabile soziale, politische und wirtschaftliche Lebensverhältnisse schaffen. Das heutige Deutschland musste durch Selbstverschulden die komplette Zerstörung aller Großstädte und der industrillen Infrarstruktur, die jahrzehntelange Besetzung von fremden Mächten, gewaltige Reparationszahlungen und die Aufnahme von 12 Millionen Flüchtlingen meistern. Trotz dieser katastrophalen Ausgangsbedingungen ist hier eine stabile Demokratie mit einem leistungsfähigen Wirtschaftssystem entstanden, welches Millionen von Moslems wie Sie bzw. Ihre Vorfahren angezogen hat. Japan oder Korea standen beispielsweise vor ähnlichen Problemen in der Nachkriegszeit, die sie erfolgreich beseitigen konnten. Falls Sie es immer noch nicht verstanden haben. Trotz der DDR und den ehemals kommunistíschen Obstblockstaaten gibt es zahlreiche Positivbeispiele für die Demokratie. In Bezug auf die islamische Idee sind hier weit und breit keine zu sehen.
16.06.16
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