Ramadan 2016

Ramadan-Kalender: Wann wird das Fasten gebrochen?

Für viele Muslime stellt sich im Ramadan die Frage, wann genau sie ihr Fasten brechen sollen. Die Vielfalt der Berechnungsmethoden für den Sonnenuntergang und das große Angebot an Ramadan-Kalendern stellt für viele Muslime eine Herausforderung dar. IslamiQ gibt einen Überblick.

05
06
2016
Gemeinsames rituelles Fastenbrechen im Ramadan (Iftar). Copyright Rajesh_India auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.

Am Montag beginnt der diesjährige Fastenmonat Ramadan. Und wieder stellt sich für viele Muslime die Frage, welchen Ramadan-Kalender sie wählen sollen und welche Berechnungsmethode für den Sonnenaufgang und -untergang die Richtige ist. Ramadan-Kalender kann man bei der nächstgelegenen Moschee erhalten oder aus dem Internet herunterladen. Die Vielfalt ist groß. Doch worin unterscheiden sie sich? Was muss der normale Muslim beachten? IslamiQ gibt einen Überblick.

Lange Zeit richtete man sich einfach nach den Gebetszeiten der lokalen Moscheegemeinde. Doch in Zeiten von Internet und sozialen Medien steigt die Vielfalt und Auswahl der Ramadan-Kalender und damit auch die Kontroverse über die „richtigen“ Gebetszeiten.

Heute gibt es allein zur Suchanfrage „Ramadan-Kalender“ auf Google ungefähr 509.000 Ergebnisse. Abgesehen davon, dass einige Kalender einfach veraltet sind und nicht aktualisiert werden, weichen die Angaben zu den Zeiten für die Gebete und das Fasten erheblich voneinander ab.

Vielfalt der Berechnungsmethoden

Die Erklärung für die Abweichung ist einfach. Die Methoden zur Berechnung des Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs sind vielfältig. Es gibt eine Meinungsverschiedenheit darüber, wie man die Gebetszeiten und die Fastenzeiten berechnet bzw. bestimmt. Besonders schwierig ist es, eine einheitliche Regel für die Morgendämmerung (arabisch: Fadschr) festzulegen. Hier variieren die Zeiten am stärksten und können sogar bis zu 30 Minuten voneinander abweichen – mit erheblichen Auswirkungen für die Fastenzeit. Manche Muslime fasten durch diese unterschiedlichen Zeiten im Laufe des Ramadan durchschnittlich bis zu zwei Tage länger als andere.

Bei der Wahl des Kalenders sind einige Punkte zu beachten: Wer sich online einen Ramadan-Kalender zulegen möchte, sollte zunächst von der örtlichen Moschee ausgehen, die man auch sonst aufsucht. Viele Moscheen geben eigene Kalender heraus, oder machen Empfehlungen für Kalender, die man benutzen kann. Daneben gehören die meisten Moscheen in Deutschland einem der vier großen Religionsgemeinschaften (DITIB, Islamrat, VIKZ und ZMD) an. Diese haben eigene Ramadan-Kalender, die zentral gesteuert und gepflegt werden. Darüber hinaus gibt es auch lokal orientierte Dachverbände wie Landesverbände oder Schuras. Auch diese veröffentlichen in der Regel die Gebetszeiten für die eigene Region.

Ein Überblick über das Online-Angebotes:

Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB)

Die DITIB verweist auf die Zeiten der türkischen Religionsbehörde DIYANET. Diese sind auch Basis für die Gebetszeiten in den Moscheen der DITIB. Link: http://www.diyanet.gov.tr/de/namazvakitleri

Islamrat: IGMG

Der Islamrat selbst hat keinen eigenen Ramadan-Kalender. Die größte Religionsgemeinschaft innerhalb des Islamrats, die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) bietet hingegen einen Ramadan-Kalender in verschiedenen Sprachen an. Im Übrigen hat die IGMG auch die „IGMG App“, in der die Gebetszeiten inkl. dem Fadschr für viele Städte weltweit angegeben werden. Link zum Gebetskalender: http://imsakiye.igmg.org/

Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ)

Der VIKZ bietet keinen separaten Ramadan-Kalender online an. Doch die Gebetszeiten für den Fastenmonat können auf der Homepage eingesehen werden. Link: http://vikz.de/index.php/vakitler.html

Zentralrat der Muslime (ZMD)

Auch der ZMD gibt keinen eigenen Ramadan-Kalender heraus, macht aber auf die Gebetszeiten-App der Seite aufmerksam. Hier könne man auch die Zeiten für das Fasten ablesen. Hierfür wird ein Angebot des Islamischen Zentrums Aachen genutzt. Link: http://islam.de/3455

Konsens beim Ramadanbeginn

Über den Tag, an dem die Fastenzeit beginnt, herrscht seit einigen Jahren in Deutschland weitestgehend ein Konsens. Zwar gibt es weiterhin theologische Debatten darüber, wie man den Beginn und das Ende des Fastenmonats bestimmen soll, aber die vier größten islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland, die im Koordinationsrat der Muslime (KRM) organisiert sind, haben sich vor einigen Jahren auf eine rechnerische Bestimmung des Ramadanbeginns geeinigt. Damit wurde die Kontroverse weitgehend eingedämmt. Nur noch in Randgruppen wird darüber diskutiert, wann der Monat Ramadan beginnt und wann er endet. In diesem Jahr beginnt der Ramadan 2016 laut KRM am 06. Juni und endet mit dem 04. Juli 2016. Das Ramadanfest wird vom 05. Juli – 07. Juli 2016 gefeiert.

 

Leserkommentare

Andreas sagt:
@Ute Fabel: Die sogenannte Islamkritik basiert tatsächlich doch wohl auf derselben absurden Auffassung der Überlegenheit des Abendlandes gegenüber der islamischen Welt, wie der Antisemitismus der Nationalsozialisten. Den Muslimen wird von den "Kritikern" ebenfalls immer eine Minderwertigkeit unterstellt. Das mündet dann immer darin, dass man meint, man müsse den Islam für seine rückständigen Ansichten kritisieren. Würde es dabei bleiben, wäre das auch noch hinnehmbar. Mit der "Kritik" verbunden ist jedoch letztlich immer auch eine Forderung nach Verboten. Und das ist keineswegs eine Tugend, sondern eben nichts anderes als Islamfeindlichkeit, die dem Rassismus doch sehr ähnlich ist. Es sind dieselben Mechanismen am Werk.
20.06.16
16:07
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