Viele muslimische Flüchtlinge fasten im Ramadan. Doch wie soll man sich daranhalten, wenn man in einer Flüchtlingsunterkunft lebt, wo die Essenszeiten streng geregelt sind?
Seit Montag ist Ramadan – auch Flüchtlinge in bayerischen Flüchtlingsunterkünften wollen den islamischen Fastenmonat einhalten. Viele Unterkünfte im Freistaat, in denen die Bewohner nicht selbst kochen können, haben sich darauf eingestellt. Wer will, kann noch spätabends nach Sonnenuntergang essen und für den nächsten Morgen ein Frühstückspaket mitnehmen, damit er ab Sonnenaufgang fasten kann.
Auch das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang könne gefeiert werden, sagte am Montag Andrea Betz, die bei der Inneren Mission in München die Abteilung für Flüchtlingshilfe leitet. „Sehr viele begehen das in ihren Moscheegemeinden.“
Beim Landratsamt München hat man für die Wünsche der Gläubigen Verständnis: In den Unterkünften lebten Menschen unterschiedlichster Nationalität und Glaubensrichtung zusammen. Ohne Kochmöglichkeit sei es für gläubige Muslime eine Herausforderung, der religiösen Pflicht des Fastens nachzukommen.
Auch die Innere Mission, die rund um München 21 Unterkünfte mit 7500 Flüchtlingen betreut, hat sich darauf eingestellt. „Für uns ist das inzwischen ganz normal, es ist halt wieder Ramadan“, sagte Betz.
Besondere Ramadan-Angebote gibt es etwa in der Alfred-Delp-Kaserne im schwäbischen Donauwörth. Dort wurden die Zeiten verlängert, in denen jeder Essen bekommt. „Zusätzlich kann sich jeder im Rahmen der Essensausgabe tagsüber selbst ein Lunchpaket zusammenstellen“, sagte die stellvertretende Pressesprecherin der Regierung von Schwaben, Birgit Linke. „Zur Nachtzeit stehen Räume zur Verfügung, in denen sich die Bewohner treffen und gemeinsam essen können.“ Ganz wichtig seien auch Getränke, vor allem in der Nacht.
Andere Asylbewerber-Heime stellen ihre Teeküchen zur Verfügung. Die Bewohner bekommen ganz normal ihr Mittagessen, sie könnten es aber nach Sonnenuntergang in der Küche aufwärmen, sagte Klaus Speckner von der Regierung von Mittelfranken in Ansbach. Frühstück und Abendessen würden ohnehin als Essenspaket ausgegeben, das könne jeder essen, wann er will.
In der Traglufthalle in Taufkirchen im Landkreis München wurde bis zum 4. Juli nicht nur die Essensausgabe umgestellt – zusätzlich wurden Gäste eingeladen. Muslimische Asylbewerber aus den Hallen in Neubiberg, Unterhaching, Oberhaching und Unterföhring könnten für die Zeit des Ramadans nach Taufkirchen umziehen, informierte das Landratsamt.
Gläubige Muslime verzichten im Fastenmonat vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang auf Essen. Abends wird gemeinsam das Fasten gebrochen – allerdings wollen es manche dann erst mal langsam angehen lassen. „Viele wünschen sich erst mal eine warme Brühe, denn wenn man viele Stunden nichts gegessen hat, möchte man nicht mit einer Hähnchenkeule anfangen“, sagte Betz. (dpa/iQ)