Begegnung

Bundespräsident bei Iftar-Veranstaltung

Bundespräsident Joachim Gauck nahm gestern erstmals an einer öffentlichen Iftar-Veranstaltung in Berlin statt. Er empfiehlt Nicht-Muslimen die Begegnung und den Austausch mit Muslimen im Ramadan.

14
06
2016
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Symbolbild: Bundespräsident Joachim Gauck mit Vertretern der Jungen Islam Konferenz im Gespräch © Stiftung Mercator, Fotograf: Dirk Enters, bearbeitet: IslamiQ

Bundespräsident Joachim Gauck hat anlässlich des Ramadan zur gemeinsamen Feier des Fastenbrechens von Muslimen und Nicht-Muslimen ermutigt. Dies sei besonders wichtig in einer Zeit, „in der sich auch gegenseitiges Misstrauen verbreitet“, sagte das Staatsoberhaupt am Montagabend bei der Teilnahme an einem öffentlichen Iftar-Essen in Berlin Moabit unweit des Schlosses Bellevue. Es war Gauchs erste Teilnahme an einer Iftar-Veranstaltung. Gauck betonte, er sei nicht nur als Bundespräsident, sondern auch als Nachbar gekommen und dankte für die Einladung. Ein solches Treffen habe große Symbolkraft, denn es signalisiere: Muslime und Nichtmuslime begegnen einander mit Respekt.

„In jüngster Zeit erleben wir eine gesellschaftliche Polarisierung“, beklagte Gauck. Nach den Gräueltaten terroristischer Gruppen habe sich bei vielen Menschen das Gefühl einer alltäglichen Bedrohung eingestellt. „Und bei manchem ist die Angst vor dem Terror zu einer Angst vor den Muslimen geworden.“ Zugleich bezweifelten nicht wenige Muslime ihrerseits “den Willen unserer Gesellschaft zu einem gleichberechtigten Miteinander, weil sie sich diskriminiert und durch einen Generalverdacht ausgegrenzt sehen“. Allerdings wachse zugleich das Bemühen, Misstrauen und Distanz abzubauen, so der Bundespräsident.

Auf muslimischer Seite höre er zunehmend Stimmen, „die gegen die fundamentalistische Lesart des Koran ihr eigenes, friedliches Religionsverständnis setzen“. Das sei eine wichtige Botschaft nicht nur für die eigenen Glaubensbrüder, sondern auch für die Andersgläubigen. Unter Nichtmuslimen registriere er, wie verstärkt um Toleranz für andere Lebensstile und andere Glaubensrichtungen geworben werde, während zugleich die Kritik an extremen und extremistischen Glaubensformen nicht länger gescheut werde. Das sei eine Unterstützung für die friedliebenden Muslime, „die in unserer Gesellschaft die weit überwiegende Mehrheit darstellen“. Und es erschwere jenen das Handwerk, die den Islam missbrauchten, „um abscheulichste Verbrechen zu rechtfertigen“. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Claudia Critzmann sagt:
Bei den Worten des Bundespräsidenten hat man den Eindruck, dass die Muslime erst jetzt langsam "aufwachen" und sich nun endlich trauen, ihre friedliebende Lesart des Koran zu formulieren. Gehören also "die friedliebenden Muslime" zu Deutschland, "der" Islam jedoch nicht? Ganz anders klingt da Navid Kermani, der immer wieder darauf hinweist, dass die gelehrsame, differenzierte und mehrere Lesarten zulassende Auslegung der islamischen Quellen auf eine jahrtausendalte Tradition blickt. Zu der schlichten Anerkennung dieses durch Milllionen von Schriften belegbaren Faktums kann sich der Bundespräsident scheinbar auch am Ende seiner Amtszeit noch nicht durchringen. Dennoch hat er mit seiner Teilnahme am moabiter Fastenbrechen ein Zeichen gesetzt. Und schön war sein Satz, dass es bei den Begegnungen zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen oft weniger um den Austausch der religiösen Argumente ginge als darum, dass sie etwas gemeinsam machten. Den Imam Abdallah Hajjir (ebenfalls Redner auf der Veranstaltung) pharaphrasierend, könnte das positive Fazit lauten: Nicht die Religion verbindet uns, sondern, dass wir hier gemeinsam leben.
14.06.16
18:43
Marion sagt:
@Claudia Critzmann: Wer hat nur die leidige Frage erfunden, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht? Ist das nicht eine überflüssige Frage?
16.06.16
12:13