Eine französische Soziologin kritisiert die einseitige Wahrnehmung von Radikalisierung in der Gesellschaft. Es seien bei weitem nicht nur Muslime davon betroffen. Doch rechtsextreme Tendenzen würden nicht ausreichend beachtet werden.
Die französische Soziologin Divina Frau-Meigs hat vor einer verengten Debatte über die Radikalisierung von Jugendlichen gewarnt. Das Problem betreffe bei weitem nicht nur Muslime, betonte sie Anfang der Woche auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle in Bonn. Medien und Regierungen müssten rechtsextreme Tendenzen genauso in den Blick nehmen.
In beiden Fällen komme es auf die Fähigkeit zu kritischem Denken sowie Medienkompetenz an, so die Forscherin weiter. Letztere gelte es zu modernisieren. „Was wir derzeit in diesem Bereich machen, ist veraltet und damit obsolet“, erklärte Frau-Meigs. Medienkompetenz beziehe sich noch sehr stark auf Zeitungen und Rundfunk, das Internet und das Web 2.0 spielten eine zu kleine Rolle.
In den Medien beobachte sie zudem eine regelrechte Panik rund um das Thema Radikalisierung, ergänzte Frau-Meigs. Dies könne jedoch erst recht zur Radikalisierung einiger weniger beitragen – und in der breiten Bevölkerung ein Gefühl der Unsicherheit schüren. „Auf diese Weise werden Tür und Tor geöffnet für Gerüchte, Stereotype, Sorge vor Manipulation und Hassrede – Dinge, die niemand möchte“, warnte die Expertin. (KNA, iQ)