Berlin

Handschlag-Streit an Schule: Giffey ergreift Partei für Lehrerin

An einer Berliner Privatschule entfachte ein Handschlag-Streit zwischen einem Imam und einer Lehrerin. Die Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat nun für die Lehrerin Partei ergriffen.

26
06
2016
Dr. Franziska Giffey (SPD) © http://www.franziska-giffey.de/zur-person/
Dr. Franziska Giffey (SPD) © http://www.franziska-giffey.de/zur-person/

Nach dem Handschlag-Streit an einer Berliner Schule prangert die Bezirksbürgermeisterin von Neukölln, Franziska Giffey (SPD), einen vermeintlich mangelnden Respekt vor Frauen an. Wer den Handschlag verweigere, stelle die über Jahre erkämpfte Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen in Frage, erklärte Giffey auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Das kann nicht einfach toleriert werden.“

Wie der Sender RBB am Donnerstag berichtete, zeigte ein Berliner Imam eine Lehrerin an, weil sie seinen Handschlag in einem Elterngespräch einzufordern versuchte. Er verweigerte das und verwies auf seine Religionsfreiheit. Die Schule hatte sich nicht zu dem Fall geäußert.

Giffey ergriff Partei für die Frau: „Diese Lehrerin hat meine volle Unterstützung.“ In solchen Fälle sei eine Lehrerin nicht in erster Linie eine Frau: „Sie ist Erziehungs- und Respektsperson und zugleich Vertreterin des deutschen Staates. Sie verdient es, dass ihr der Respekt entgegen gebracht wird, der in diesem Land üblich ist.“ Der Imam sagte dem rbb, er habe die Aufforderung freundlich aber bestimmt zurückgewiesen, stattdessen zum Gruß seine Hand aufs Herz gelegt. Der Lehrerin habe er erklärt, diese Geste sei die höchste in seiner Religion mögliche Respektbezeugung bei der Begrüßung einer Frau. Die Frau habe das jedoch nicht akzeptieren wollen, sei laut geworden und habe schließlich das Gespräch für beendet erklärt.

In der Schweiz war im Frühjahr eine Debatte über den Handschlag entbrannt, nachdem zwei Brüder einer Lehrerin aus religiösen Gründen den Handschlag verweigert hatten. Die Schulbehörde entschied daraufhin, dass im Kanton Basel-Landschaft künftig kein Schüler mehr ablehnen darf, einer Lehrerin die Hand zu geben. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
@Claudia: Und was kommt als nächstes, getrennte Klassen, da Mädchen nicht mehr gemeinsam mit Buben unterrichtet werden dürfen, weil dies vielleicht auch einigen Moslems nicht passt.
28.06.16
11:15
Marek sagt:
@Claudia: Die Haarfarbe sagt nichts über die Religion aus. Es gibt auch blonde Muslime.
28.06.16
16:24
Babsi sagt:
@Verwirrt: Genau, die Religion (des Islam und nur des Islam) ist unveränderlich. Deswegen kann es auch kein Miteinander mit Muslimen geben. Die werden immer auf ihrer Religion beharren und keine Kompromisse akzeptieren. Nun wollen die meisten Menschen in Deutschland aber nicht in einem Islamischen Staat leben, sondern in einer freiheitlichen Demokratie. Dass muslimische Frauen nicht muslimischen Männern des Respekt ebenfalls versagen, macht die Sache nicht wirklich besser. Muslime haben eben andere kulturelle Werte. Das gilt es zu akzeptieren, keine Frage. Aber dann bitte schön in muslimischen Ländern und nicht bei uns. Wir brauchen die muslimische Kultur nicht. Unsere gefällt uns ganz gut. Also zwingen Sie uns bitte nicht Ihre (Un-) Werte auf.
28.06.16
16:29
Marek sagt:
@Serkan: Muslimische Ärzte mögen den Handschlag verweigern. Meine Ärzte geben mir zur Begrüßung und zum Abschied alle die Hand. Entweder kennen Sie nur muslimische Ärzte oder Sie reden absichtlich dummes Zeug!
28.06.16
16:31
Hans sagt:
Auch Männer bestimmter Richtungen im Judentum tun dies nicht, weil jede Blutung (sogar Pollutionen bei Männern) die betr. Person für einen bestimmten Zeitraum unberührbar machhen. Eine Frau ist nach den konsequenten religiösen Regelm während ihrer monatlichen Blutung und noch eine Woche danach unberührbar. Mit Diskriminierung hat die Verweigerung des Handschlgs nichts zu tun, eher mit Diskretion und Achtung der Würde der Frau. Denn – so erklärte es einmal ein Rabbiner – indem ich einer Frau grundsätzlich nie die Hand gebe, veranlasse ich sie nicht, mir gegenüber ihren gegenwärtigen Zustand offenzulegen, der geht mich nichts an! Denselben Rabbiner habe ich mehrmals beobachtet, wie er sich statt dessen ehrerbietig vor Frauen verneigte.
28.06.16
18:16
Charley sagt:
Ja, es gibt verschiedene Gründe, weshalb mir jemand nicht die Hand geben will. Das kann auch ok sein, aus seinen Gründen heraus (z.B. der Kiefernchirurg, der das aus hygienischen Gründen macht). Es kommt eben auf die Begründung an. Und mit der Akzeptanz der "Handschlagsverweigerung" bejahe ich dann die Gründe. Und die moslemischen Gründe implizieren eben die ganze Mann-Frau-Ideologie, implizieren auch die sexuellen, "unkeuschen" Unterstellungen, die mit dem Handgeben verbunden gedacht werden, all das, das in der moslemischen Religion zementiert ist, und genau deshalb würde ich das auch nicht akzeptieren, wie ich es bei Kiefernchirurg akzeptiere.
28.06.16
20:57
Johannes Disch sagt:
@Babsi -- "Genau, die Religion des Islam ist unveränderlich." (Babsi) Das ist Unsinn. Es sind genau solche Klischees, die ein Zusammenleben genauso unnötig erschweren, wie der Veitstanz um einen Handschlag. Die meisten Muslime, die bei uns leben, haben mit unseren Gepflogenheiten wie beispielsweise dem Handschlag kein Problem. Man sollte wegen besagtem Imam nun nicht gleich die angeblich drohende Islamisierung des Abendlandes an die Wand malen. lg Johannes Disch
01.07.16
4:32
otto sagt:
@Johannes Disch
Die meisten Muslime, die bei uns leben, haben mit unseren Gepflogenheiten wie beispielsweise dem Handschlag kein Problem.
Aber die meisten Islamverbände haben ein Problem mit unseren Gepflogenheiten.
01.07.16
16:05
Johannes Disch sagt:
@Otto Die Islamverbände stehen für höchstens 15% der hier lebenden Muslime. Und die Islamverbände machen dasselbe, wie andere Interessengruppen auch: Sie formulieren ihre Anliegen, die dann im demokratischen Diskurs eruiert werden. Probleme haben hier in der BRD auch andere. Beispielsweise die AfD, die Probleme hat mit der deutschen Verfassung und für den Muslime das Grundrecht auf Religion unzumutbar einschränken will. Was soll mir ihr Posting denn jetzt sagen?? Dass die Islamverbände die Islamisierung Deutschlands anstreben?? Meine Güte, die Islam-Angst wird in Deutschland bei manchen langsam zur Paranoia. Da wird die Verweigerung eines Handschlags fast zur Staatsaffäre gepuscht. lg Johannes Disch
01.07.16
19:46
otto sagt:
@Johannes Disch hihi Islamverbände und AfD, das ist ein Problem, sie bedingen sich gegenseitig mit ihren Forderungen :) sehen die beide sicherlich anders - ist aber so ! Ach hätte man sie doch einfach ignoriert ! So aber nerven sie die große Mehrheit die für eine offenen Gesellschaft ist.
03.07.16
0:46
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