AfD-Islambuch

Hetzschrift im Mantel der Sachlichkeit

Die AfD Thüringen hat ein Buch zum Islam herausgegeben. Der Islamwissenschaftler Elhakam Sukhni hat es für IslamiQ gelesen. Fazit: Kein Pamphlet. Scheinbare Sachlichkeit. Unterschwellige Hetze.

26
06
2016
Das AfD-Islambuch: hetzerisch oder sachlich?. © http://afd-thl.de/buch-der-islam-fakten-und-argumente/

Voller Stolz verkündet die AfD für „alle, die mehr über den Islam wissen und sich selbst ein Urteil bilden wollen“, die Veröffentlichung eines Islambuchs mit dem Titel: „Der Islam. Fakten und Argumente.“ Dass es sich bei den „Argumenten“ wohl kaum um solche für den Islam, sondern eher gegen selbigen handelt, dürfte angesichts der offen islamfeindlichen Haltung der AfD sicherlich niemanden verwundern. Insbesondere das Vorwort des Vorsitzenden der Fraktion der AfD im Thüringer Landtag, Björn Höcke, welches auf nur zwei Seiten die gängigsten islamophoben Positionen bedient, lässt keinen Zweifel an der Absicht dieser Publikation. Wer allerdings eine populistisch reißerische Hetzschrift gegen den Islam erwartet, wird schwer enttäuscht sein.

Reduktion auf militärische Konflikte

Tatsächlich bemüht sich der Autor Dr. Michael Henkel darum, den Eindruck zu vermitteln, sachlich und mit vielen Quellenverweisen einem akademischen Standard gerecht zu werden. Der Politikwissenschaftler macht jedoch bereits in seiner Einleitung deutlich, dass er den Islam als ein politisch soziologisches Konstrukt betrachtet und nicht einfach als Religion. Das Wirken des Propheten Muhammad reduziert Henkel in nur wenigen Zeilen schlicht auf militärische Konflikte und vermeintliche Expansionsbestrebungen, ohne auch nur mit einem Satz auf theologische Aspekte oder die ethische und spirituelle Botschaft des Propheten einzugehen. Stattdessen beschäftigt ihn vielmehr der Beginn der islamischen Zeitrechnung mit der Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina, denn dies sei „insofern markant, als es nicht Mohammeds Geburt, sondern sein Eintritt in die große Politik ist, mit dem der Islam beginnt“ (S. 11).

Sunniten – Schiiten

Nahtlos geht der Autor dann stark verkürzt zu den politischen Ereignissen über, die zur (politischen) Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten führten. Henkel bemüht sich zwar die inhaltlichen Hauptunterschiede zwischen Sunniten und Schiiten sachlich darzustellen, begeht jedoch (wahrscheinlich aufgrund fehlender Expertise) den Fehler, der Schia vorzuwerfen, dass diese glaubten, der Koran sei von Sunniten verfälscht worden (S. 17). Kein anerkannter schiitischer Gelehrter vertritt heute diese Ansicht, auch wenn es ähnliche Debatten gegeben haben mag. Diese Behauptung bedeutet schließlich, dass Schiiten entweder nicht an den Koran glauben, oder eine eigene Version besitzen. Beides trifft nicht zu.

Fehlende Fachexpertise, fragliche Quellen

Nachdem der Autor dann auf Seite 23 kurz auf die fünf Säulen des Islams eingeht und im Folgenden erwähnt, dass der Koran die verfälschten heiligen Bücher der Juden und Christen ablöst, begibt er sich mit den großen Themen „Scharia“ und „Dschihad“ wieder auf politische Ebenen. Dabei wird deutlich, dass der Politikwissenschaftler Henkel einen mangelnden Überblick über innerislamische Debatten hat und in seiner Recherche nur auf Sekundärliteratur angewiesen war, da er als Fachfremder offensichtlich keinen direkten Zugang zu islamwissenschaftlichen Quellen hat. Bei genauerem Nachlesen stellt man dann fest, dass die vielen Fußnoten weniger auf Quellen verweisen, sondern auf eigene Kommentare, wobei unter der verwendeten Sekundärliteratur auch kaum renommierte wissenschaftliche Fachliteratur vorzufinden ist. Stattdessen wird auf populistische und umstrittene Personen wie etwa Bassam Tibi oder sogar Sabatina James und Hamed Abdel-Samad verwiesen, deren Arbeit keinerlei wissenschaftlichen Standards gerecht wird und auf akademischer Ebene niemals ernst genommen wurde.

Henkel geht hier sogar soweit, selbst Karl Marx zu zitieren, von dem er selbst schreibt, dass dieser eigentlich „kein ausgewiesener Islamkenner“ sei, um den Dschihad im Islam zu erklären (S. 34). Dass Henkel „Dschihad“ durchgehend als „Heiliger Krieg“ übersetzt verdeutlicht nur mehr, dass er sich niemals wissenschaftlich mit dem Islam beschäftigt hat. Da er aufgrund fehlender Sprachkennnisse keine eigene wissenschaftliche Recherche betreiben kann und nicht einmal die Standardwerke der Islamwissenschaft zu kennen scheint, dürfte Björn Höckes einleitende Behauptung, die vorliegende Publikation verstehe sich „als ein auf der einschlägigen Forschung basierender Beitrag zur öffentlichen Aufklärung“ nicht mehr als eine leere Phrase bleiben.

Willkürliche Legitimation von Gewalt?

Henkel beschreibt ohne Wertung und durchaus kenntnisreich die Entstehung des politischen Islams im Kontext der sozio-politischen Umstände, aber lässt sich dann zu der Erkenntnis hinreißen, „dass der Koran selbst Rechtfertigungen für religiöse Gewalt liefert, auf die sich Islamisten/Djihadisten durchaus zu Recht berufen können“ (S. 44). Der Politikwissenschaftler versucht seine Voreingenommenheit dadurch zu überspielen, indem er behauptet, der Koran sei „mit Blick auf religiös legitimierte Gewaltanwendung ambivalent.“ In Wirklichkeit blendet er jedoch die gesamte etablierte Koranexegese und all die innerislamischen Diskurse aus, indem er verschweigt, dass auch die Koranverse, die seiner Einschätzung nach Gewalt „zu Recht“ legitimieren, von islamischen Theologen eben nicht als Legitimation für religiös begründeten Extremismus anerkannt werden. An dieser Stelle ist es ziemlich bemerkenswert, dass der Politikwissenschaftler sich als Koranexperte ausgibt und völlig zusammenhangslos die Koranstelle 8:12 zitiert, um die Legitimation für Gewalt im Koran nachzuweisen.

Um mögliche Kollisionen zwischen dem Verfassungsstaat und der Scharia zu veranschaulichen, greift Henkel kulturelle Probleme auf, wie die „Zwangsehe“ (S. 70), ohne zu erwähnen, dass der Prophet Muhammad selbst die Zwangsehe verboten hat. Hier wird etwas als „islamisches“ Problem dargestellt, das kulturell begründet ist und sowohl bei ägyptischen Kopten als auch bei irakischen Jesiden vorkommen kann. Mit Verweis auf einen Artikel auf welt.de kommt er dann auch zu der reißerischen These, „dass die in Deutschland verbotene Mehrehe in muslimischen Gemeinschaften einen Umfang erreicht hat, bei dem es sich keineswegs mehr lediglich um Einzelfälle handelt“ (S. 71).

Besorgt über die Feindbildkonstruktion und „Rhetorik von Islamisten und Djihadisten“ bemängelt der Autor, dass „die komplexe Geschichte der Kreuzzüge nicht eingehender diskutiert“ wird, bei der es sich „um historisch überaus komplexe Vorgänge“ gehandelt haben soll (S. 76-77). Es ist jedoch verwunderlich, dass der Autor es nicht schafft bei Muslimen „historisch komplexe Vorgänge“ zu beachten und völlig selbstverständlich aus der politischen Beziehung des Muftis Amin al-Husseini zu Adolf Hitler einen islamischen Antisemitismus zu konstruieren versucht (S. 91-92).

Die üblichen Verdächtigen

Nachdem der Leserschaft nach fast der Hälfte des Buchs das Gefühl einer differenzierten und sachlichen Auseinandersetzung mit dem Islam vermittelt wird, folgen im zweiten Teil die üblichen populistischen Scheinargumente und Hetzthesen gegen den Islam: Kulturelle Aspekte werden konsequent mit dem Islam vermischt und länderspezifische Eigenheiten, wie das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien, als Beweis für die Benachteiligung aller Frauen „im Islam“ herangeführt (S. 94-95). Dass in den jeweiligen Ländern Ehrenmorde und religiös begründete Gewalt gegen Frauen auch bei arabischen Christen vorkommen, scheint den Autor nicht zu interessieren. Muslimen könne man außerdem grundsätzlich nicht trauen, da sie die Takiyya anwenden würden. Eine „erlaubte Täuschung“ von Nichtmuslimen, „die in Koran und islamischer Lehre gerechtfertigt werde“ (S. 101) und damit alle Muslime unter Generalverdacht stellt.

Spätestens an dieser Stelle verliert diese AfD-Hetzschrift ihren schwer erarbeiteten Schein der Sachlichkeit und gipfelt schließlich in einer Suggestivfrage, wie man sie als Fazit nicht anders erwartet hätte: „Müssen wir uns vor dem Islam fürchten?“ Nach dieser Lektüre wird man wohl glauben: „Ja, müssen wir!“

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
@gregek -- "Ebenso wie angeblich die DITIB pflegt auch die AfD ein konservatives Grundsatzprogramm..." (gregek) Ihr Vergleich hinkt. Die DITIB hat kein Grundsatzprogramm. Sie ist eine Interessenvertretung, und keine politische Partei. Die DITIB pflegt ein überwiegend konservatives Islamverständnis, was aber nicht verboten ist, so lange es mit unseren Gesetzen kompatibel ist. Die AfD hingegen ist eine politische Partei. Und deren Grundsatzprogramm ist nicht konservativ, sondern reaktionär und in weiten Teilen verfassungswidrig. Konservativ ist das Grundsatzprogramm der CDU und der CSU. lg Johannes Disch
17.08.16
20:27
Johannes Disch sagt:
@gregek -- Nachtrag zu meinem letzten P: -- "Extremismus kann man nur wirksam bekämpfen, wenn man alle Arten von Extremismus bekämpft." (gregek) Da bin ich ganz ihrer Meinung. Und das tun wir ja auch. Wir bekämpfen den islamistisch motivierten Extremismus. Es gibt aber einen gewaltigen Unterschied zwischen einem konservativen Islamverständnis ( a la DITIB) und einem fundamentalistisch-extremistischen. Wo es Vorfälle gibt, wie die von Ihnen geschilderten (Gelsenkirchen, etc.) sind die DITIB und der deutsche Staat gefordert, einzuschreiten. lg Johannes Disch
17.08.16
20:36
Charley sagt:
@Johannes Disch: Leider sinkt ihr Niveau. Sie gaben zentralen Fragen aus dem Weg. Ihr einziger Hinweis auf ein Ich-Bewusstsein in der Islamischen Kultur war der Hinweis wzf die Sufikultur. Dazu anrwortete ich und ergänze, dass der Hinweis nicht trägt, weil die Sufimethode durchaus nicht vom Denken ausgeht und insofern nicht für eine philosophische Grundlage eines Ich-Bewusstseins herhalten kann. Sie behaupten: "Sie versuchen, den Islam mit allen möglichen theologischen und rhetorischen Spitzfindigkeiten zu diskreditieren." Sehr geehrter Herr Disch, ich schrieb: "Zentral bleiben auch in diesem Thread die Fragen nach dem Freiheitswesen des Menschen, der Quelle seiner Liebesfähigkeit, der Göttlichkeit (oder GottesVERWANDTSCHAFT) des Menschen, die Frage nach der Bedeutung, Aufgabe, Mission und Natur des menschlichen Ich-bin." Wenn Sie das als Spitzfindigkeiten abtun, treten Sie bitte gleich alle Philosophie und die Grundlagen der mitteleuropäischen Kultur und die von ihnen gern erwähnte FDGO in den Eimer. - Die Kreuzzüge waren blutig und ich habe die Originalberichte über die Eroberung Jerusalems gelesen. Damals 70 000 Tote. So viele sind bei der Eroberung Indiens oftmals bei Einzelaktionen der Moslems abgeschlachtet worden. Mahmud von Ghazni.... Sechs Jahre später überfiel er Somnath und tötete 50.000 seiner Bewohner und plünderte seine Reichtümer.....Nach seine Eroberungen 1008, schreibt sein Sekretär Utbi in seinem Werk Tarikh-i-Yamini:Das Blut der Ungläubigen floss so reichlich (bei Thanesar), dass sich der Fluss Rot färbte und die Menschen nicht in der Lage waren das Wasser daraus zu trinken. Die Beute des Sultan ist unmöglich zu zählen. Allah sei gelobt für die Ehre die er über den Islam und die Muslime brachte.1018 schliesslich überquerte Ghazni den Yamuna-Fluss und drang in das Innere Indiens. Utbi beschreibt was in Mathura geschah: Die Ungläubigen.. verliessen das Fort und versuchten das schäumende Fluss zu überqueren.. viele aber wurden erschlagen, Gefangen genommen oder ertränkt.. Fast 50.000 Männer wurden getötet." usw usf. Hinter 80 Mio können sich Hitler und Stalin verstecken und das zu einer Zeit, als es noch keine Massenvernichtungswaffen gab! Die Kreuzzüge waren eine Reaktion auf jahrhundertelange muslimische Attacken auf das Abendland. Studieren Sie das bitte! - Ich will nicht Tote auf rechnen. Jeder ermordete Mensch ist einer zu viel, aber da bei Moslems ständig v d Kreuzzügen geredet wird und kein (!) Bewusstsein der Blutspur des Islam durch die Geschichte vorhanden ist bzw es gerecht(!)fertigt wird, muss hier mal Klartext gesprochen werden. - Sehr geehrter Herr Disch, sodann zitieren Sie mich bitte richtig. - Sehr wohl besteht weiterhin ein Widerspruch zwischen der Religion in der Folkloreecke, die ich jedem zubilligte, der nicht gegen die FDGO agitiert, und dem Anspruch, die ("von Mohammed wieder hergestellte richtige") Wahrheit zu "haben" (!, wie witzig!) und sich auch noch berufen fühlen (Missionsauftrag des Islam), damit alle Menschen glücklich machen zu können(!). Ich wende mich also gegen die Übergriffigkeiten von Leuten, die meine Einwände gegen ihre Religion nicht mal kapieren!
19.08.16
11:12
Charley sagt:
Die Gräueltaten bei der Eroberung Jerusalems haben sich allein bei der Eroberung Indien über 1100 mal wiederholt! Von Jerusalem zu reden, ohne Indien zu erwähnen, ist ein Mangel an Selbstreflexion eines Moslems! Herr Disch, es fällt mir schwer, ihre Jerusalemerwähnung auch nur hinzunehmen. "Indien" ist vermutlich der größte Genozid der Weltgeschichte, begangen im Namen des Islam!
19.08.16
17:35
Charley sagt:
@Johannes Disch: zu ihrem Wegschieben meiner Fragen nach dem Individualitätsbegriff in der islamischen Religion und Kultur nehmen Sie bitte die Erkenntnisse von Ibrahim Al-Buleihi, ehem Mitglied des saudischen Shura-Rats, zur Kenntnis: „ … die Situation in der arabischen Welt ist traurig und beschämend. Aus dieser Erkenntnis heraus ist es notwendig, sich nicht nur Sorgen zu machen, sondern auch ein tiefes Unbehagen zu empfinden. Ich habe schon früh in meinem Leben erfahren, daß ein schrecklicher Mangel dem Leben von Arabern und Muslimen innewohnt, dessen Gründe ich aber erst einmal nicht erkannte. Mein starkes Unwohlsein verlangte von mir, daß ich Geschichte und Kultur vertieft studierte um die Quelle dieses Mangels herauszufinden. Ich sah mich auch veranlaßt, der erfolgreichen westlichen Zivilisation meine Aufmerksamkeit zu widmen, mit dem griechischen philosophischen Gedankengut beginnend, studierte ich die politischen, sozialen, wissenschaftlichen, anthropologischen sowie andere brillante Errungenschaften des Westens. Ich überzeugte mich davon, daß die westliche Zivilisation außergewöhnlich und bahnbrechend und nicht lediglich als Weiterführung vorangegangener Zivilisationen zu betrachten ist. Vielmehr ist sie Zivilisation par excellence. Die Vorzüglichkeit des Westens liegt jedoch nicht in seinen Errungenschaften in Wissenschaft, Kunst und Technologie; diese Leistungen sind lediglich das Resultat des Respekts für das menschliche Wesen, die Anerkennung seiner Individualität, die Freiheit, welche ihm gewährt wird und die Schaffung einer Regierung im Dienste der Bürger – die Regierung gehört den Menschen und nicht umgekehrt. Dies ist eine qualitative Veränderung, noch nie dagewesen in der Geschichte der Menschheit; die Quelle von allem, was der Mensch von den erstaunlichen Veränderungen aller Lebensaspekte erfährt.“.......„Menschen sind ursprünglich Individuen, aber Kulturen wie die arabische lösen das Individuum in der Sippe, der Sekte oder dem Staat auf. Der individuelle Mensch war so nicht mehr in der Lage, seine eigene Identität zu erkennen, beziehungsweise wieder zu entdecken. Nur durch die Verbreitung philosophischer Ideen aus Griechenland ist dies möglich, wo im fünften Jahrhundert v.Chr. zum erstenmal in der Weltgeschichte die Philosophie erhebende Ideen zum menschlichen Wesen per se entwickelte. Sie erklärte den Menschen zum Individuum. Mit diesem untrennbar verbundenen ist ein ihm innewohnenden Wert. Die Entwicklung dieses Individuums wurde das letztendliche Ziel – der Mensch soll nicht nur Mittel und Zweck für die Interessen anderer sein.“ ..... Ich bin sehr interessiert hier in die Diskussionen in Islamiq eingestiegen, sehe aber zusehends dass der Islam einen gefährlichen blinden Fleck hat, der systemimmanent zu sein scheint.
19.08.16
17:51
Grege sagt:
@ Disch jede Organisation hat eine Leitsätze bildende Charta, die sich beim ZMD "Grundsatzerklärung", bei einer Partei "Grundsatzprogramm" und beim Ditib eben"Grundsätze". Eine Vergleichbarkeit wäre somit gegeben. Allerdings sollte sich eine Beurteilung eben nicht nur auf das gedruckte Wort im akademischen Elfenbeinturm beschränken, sondern im wesentlichen auch die tatsächlich gelebte Alltagspraxis berücksichtigen. Ein Verband wie Ditib mit dieser Häufung von extremistischen Vorfällen sowie untestehenden Einflüssen durch eine totalitäre Regierung hat sich als verfehlter Ansprechpartner für die Behörden herausgestellt. Ditib als wertkonservativen Gruppierung analog zur CDU zu bezeichnen gleicht daher einer Verharmlosung von Extremimus, womit wir wieder beim Messen mit zweierlei Maß wären.!!! Ich finde es wirklich erbärmlich, dass Ihnen als Vertetunng hier lebender Muslime keine anderer Verband als Ditib einfällt.
19.08.16
22:25
grege sagt:
@ Herr Disch, Der Mitte unserer Gesellschaft wird ja in häufigen Medienbeiträgen auch eine Ausbreitung des rechten Extremismus nachgesagt. Genau diese Tendenz beobachte ich auch in konservativen Kreisen der Muslimem mit zunehmender Feindseeligkeit gegenüber Juden und Homosexuellen, wachsenden Sympathien für skurile Verschwörungstheorien, sowie Gewalt und Diskriminierung gebenüber Frauen. In Kombination mit dem türkischen Nationalismus wird hier der perfekt Nährboden für den fließenden Übergang zum Abrutschen in das "fundamentalistisch - extremistische Milieau" gelegt. Leider existiert hier in Deutschland ein Milieau, die aus einem falschen Toleranzverständnis heraus, diese Missstände beharrlich ignoriert. Gruß Grege
19.08.16
22:47
Johannes Disch sagt:
@Charley Ihr Niveau sinkt auf Küchen-Psychologie. Ich gehe zentralen Fragen nicht aus dem Weg. Sie sind nicht in der Lage, die zentralen Fragen überhaupt zu erkennen. Und dass es auf die zentralen Fragen unterschiedliche Antworten gibt. lg Johannes Disch
21.08.16
0:17
Johannes Disch sagt:
@Charley Und ihr Niveau bewegt sich inzwischen auf Stammtisch. Und ihre Ausflüge in den Islam bezüglich des "Ich-Bewusstsein" bewegen sich auf Küchenpsychologie-Niveau. Ich gehe den zentralen Frage keineswegs aus dem Weg, sondern Sie beantworten diese Fragen einseitig. Als wäre Erkenntnis nur auf dem Weg der Rationalität mit Hilfe des Denkens zu erreichen. Es gibt verschiedene Wege, zur Erkenntnis zu gelangen. Das Denken ist nur eine davon. Auch im Christentum finden sie einen mystischen Zweig (Die Gnosis), neben dem Ansatz ausführlicher rational-theologischer Erörterungen (Augustinus, Thomas von Aquin, etc.). Und im Buddhismus ist das Erkennen mittels Kontemplation/Meditation zentral. Es ist ein zentrales Anliegen des Buddhismus, dem Menschen zu zeigen, dass das Denken begrenzt ist und es für gewisse Einsichten anderer Methoden bedarf. Und im Islam ist diese Richtung eben der Sufismus. Der Islam kennt aber auch eine große rationale Tradition. Die Tradition des Islamischen Rationalismus." Ibn Rushd betonte das Primat der Vernunft. Und das war einige Jahrhunderte vor Kant und seiner Aufklärung, auf die wir Europäer uns so viel einbilden. Ein entspannter Umgang mit dem zentralen Text des Islam-- dem Koran-- war jahrhundertelang die Regel in der islamischen Welt. Es herrschte eine große Ambiguitätstoleranz. Der fundamentalistische Umgang damit--- die angeblich einzig wahre und endgütige Deutung des Textes zu haben-- ist ein Produkt der Neuzeit. Und das hat weniger religiöse Gründe, als vielmehr politische und sozio-ökonomische. Ihr Hinweis auf die angebliche Autoritätsgläubigkeit des Islam und den fehlenden Individualismus und die fehlende Freiheit des Individuums,. etc. sind die typisch simplen Strickmuster von Islam-Bashern, die sich noch nicht einmal mit der Materie befasst haben. Zudem widerlegt die Geschichte des Islam-- seine vielfältige Theologie und Philosophie-- solche holzschnittartigen Verzerrungen. lg Johannes Disch
21.08.16
14:54
grege sagt:
@Disch „Es gab einige unschöne Vorfälle in Moscheen, die der DITIB unterstellt sind. Das wurde angemahnt und die DITIB hat -- so weit mir bekannt ist--in diesen Fällen auch reagiert.“ Vor dem Hintergrund unserer Geschichte halte ich die Bezeichnung von „einigen unschönen Vorfällen“ für antisemitsche Hasstiraden für verharmlosend. Eine entsprechende Sensibilität muss ich hier leider vermissen. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass Ditib und deren Mitglieder und Vertreter nicht aus eigenem Antrieb sondern nur durch Durck von Außen auf diese Vorfälle reagiert haben. Im Gegenteil, den Medien, die diese Vorfälle aufdeckten, wurde hier sogar noch allen Ernstes Islamfeindlichkeit vorgeworfen . Einen Gesinnungswandel, der zukünftig solche Vorfälle verhindert, kann ich leider nicht ausmachen. „Wenn man den Dialog / die Zusammenarbeit mit der DITIB völlig einstellt, mit wem wollen Sie denn dann zusammenarbeiten??? Was-- oder Wer-- wäre denn die Alternative???“ Die Alternative wäre zu nächst einmal, die gegenwärtige Istsituation realistisch frei von multikulti Wusnchvorstellungen anzuerkennen. Selbst Sie geben implizit zu, dass es den Muslimen hierzulande nicht gelingt eine Repräsentanz zu installieren, die frei von extremisitschen Einlüssen eigener Mitglieder und Vertreter sowie dem Einfluss von autokratischen Regierungen auländischer Mächte ist. Diese Tatsache verdeutlicht um so mehr, dass der Islam und die muslimische Community ein gravierendes Extremismusproblem haben. Dieses lässt sich mit Sicherheit nicht durch die gebetsmühlenartigen Behauptungen lösen, dass die meisten Muslime hier friedlich sind. Ich gebe Ihnen Recht, dass auf dem Gebiet der Außenpolitik sowie internationaler Handelsbeziehungen bis zu einem bestimmten Aumaß Arrangements mit skrupellosen Machthabern anderer Staaten getroffen werden müssen. Allerdings sollte unser Staat im Innern so stark gefestigt sein, dass er bei klassisch innenpolitisch Themen wie der Ausbildung von Imanen oder der Gestaltung des islamischen Religionsunterrichtes nicht auf dubiose Organisationen wie Dititb, Zmd oder Igmg angewiesen sein muss. Hier sollte insbesondere von den sunitischen Muslimen eine Bringschuld eingefordert werden, eine repräsentative Organisation zu schaffen, die vorbehaltlos auch mit dem Geist unserer FDGO im Einklang steht. Genau hier gibt es innerhalb der muslimischen Community noch erhebliche Defizite.
21.08.16
18:46
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